Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
Karneval nach St. Thomas.«
Er lachte. »Ich hätte wissen müssen, daß du auf so was stehst. Ich würde mich an deiner Stelle fernhalten von dieser Stadt. Die Einheimischen werden da schnell ein bißchen übermütig. Und die besten Parties sind sowieso auf den Booten – die Yachten haben ihren eigenen Karneval.«
»Ich laß das auf mich zukommen«, erwiderte ich. »Ich fahr einfach hin und stürz mich mitten rein – eine kleine Sauferei zur Entspannung.«
Nach der Arbeit fuhr ich zu Sala, nahm meine Kleider und fuhr dann zu meinem neuen Apartment. Meine Anzahl an Klamotten war nicht der Rede wert, also brauchte ich nur ein paar Sachen in den Wandschrank zu hängen und das Bier in den Kühlschrank zu stellen. Das Apartment war möbliert – Laken, Handtücher, Küchengeräte, alles war da, bis auf Lebensmittel.
Es war mein Apartment, und ich mochte es sehr. Ich legte mich ein bißchen hin, dann fuhr ich runter zu einem kleinen Laden und kaufte Eier und Speck für’s Frühstück.
Ich hatte den Speck am nächsten Morgen schon gebraten, als ich merkte, daß ich vergessen hatte, Kaffee zu besorgen. Also fuhr ich hinunter zum Condado Beach Hotel und frühstückte dort. Ich kaufte die TIMES und aß an einen kleinen Tisch, der auf dem Rasen stand. Das Hotel war ziemlich teuer hier, und von der NEWS würde man kaum jemanden treffen. Die Schreiberlinge, die nicht bei Al abhingen, waren sicher im Holiday, einem überlaufenen Strandrestaurant am Stadtrand, wo man im Freien sitzen konnte.
Ich verbrachte den ganzen Nachmittag im Hafenviertel und versuchte herauszufinden, ob ein Streik die Zeitung lahmlegen würde. Als ich ging, sagte ich Schwartz, daß ich am nächsten Tag nicht reinkäme, denn ich spürte, daß ich krank werden würde.
»Oh Gott«, murmelte er. »Ihr Jungs benehmt euch wie Ratten auf dem sinkenden Schiff. Sala hielt die Dunkelkammer den ganzen Nachmittag mit seinem eigenen Kram besetzt, und Vandervitz hab ich bei einem Ferngespräch
nach Washington erwischt.« Er schüttelte den Kopf. »Panik können wir überhaupt nicht brauchen; entspannt euch mal ein bißchen, Jungs.«
»Ich bin entspannt«, entgegnete ich. »Ich brauch nur einen Tag, um meine Angelegenheiten auf die Reihe zu kriegen.«
»Gut«, sagte er angestrengt. »Das geht mich ja nichts an. Mach, was du willst.«
Ich fuhr hinauf zu Al’s und aß allein zu Abend, dann fuhr ich nach Hause und schrieb den Artikel, den Sanderson der TIMES schicken wollte. Es war eine einfache Geschichte, und ich verwendete hauptsächlich das Material, das er mir gegeben hatte – die Händler setzen im Sommer die Preise herab, immer mehr junge Leute, die hier Urlaub machen, diverse Sehenswürdigkeiten im Umland. Ich brauchte dafür etwa zwei Stunden, und als ich fertig war, beschloß ich, ihm den Text vorbeizubringen – und vor dem Schlafengehen ein paar Drinks bei ihm zu nehmen. Am nächsten Tag mußte ich zwar um sechs aufstehen, aber es war noch früh, und ich war nicht müde.
Niemand war da, als ich ankam, also ging ich rein und machte mir selbst einen Drink. Dann ging ich auf die Veranda und setzte mich auf einen der großen Stühle. Ich schaltete den Ventilator an und legte eine Schallplatte mit Show Tunes auf.
Ich beschloß, mir auch so ein Apartment zu suchen, wenn ich erst etwas mehr Geld hätte. Das Apartment, das ich jetzt hatte, war für den Anfang nicht schlecht, aber es hatte keine Veranda, keinen Garten und keinen Strand, und es gab keinen Grund, warum ich das nicht auch haben sollte.
Sanderson kam nach ungefähr einer Stunde. Er hatte einen Typ dabei, der behauptete, der Bruder eines berühmten
Trompeters zu sein. Wir machten uns neue Drinks, und Sanderson las meinen Artikel und sagte, er sei exzellent. »Hoffentlich brauchst du das Geld nicht sofort«, sagte er. »Es dauert vielleicht eine Woche oder so.« Er zuckte die Schultern. »Viel wird es sowieso nicht sein – fünfzig Dollar vielleicht.«
»Geht in Ordnung«, sagte ich und lehnte mich in meinen Stuhl zurück.
»Mal sehen, was ich dir sonst noch rüberschieben kann«, sagte er. »Momentan sind wir ziemlich dicht. Komm vorbei, wenn du von St. Thomas zurück bist.«
»Klingt gut«, sagte ich. »Beim Blatt sieht es ziemlich düster aus – kann gut sein, daß ich demnächst auf solche Jobs angewiesen bin.«
Er nickte. »Düster, das stimmt. Nächsten Montag erfährst du, wie schlecht die Lage wirklich ist.«
»Was ist nächsten Montag?« fragte ich.
»Darf ich nicht
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