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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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»So muß es gewesen sein, Kemp. Vielleicht hat sie sogar schon ein Abendessen vorbereitet, wenn ich nach Hause komme.«
    Ich fuhr hinter ihm her, die lange Zufahrtsstraße hinaus, und winkte zum Abschied, als ich auf die Autobahn nach San Juan einbog. Als ich in mein Apartment kam, ging ich sofort schlafen und wachte erst am Mittag des nächsten Tages wieder auf.
    Auf dem Weg in die Redaktion fragte ich mich, ob ich irgend etwas von Chenault erwähnen sollte, aber in dem Moment, da ich die Nachrichtenredaktion betrat, dachte ich nicht mehr an sie. Sala rief mich an seinen Tisch, wo er aufgeregt mit Schwartz und Moberg redete. »Alles aus«, schrie er. »Du hättest lieber auf St. Thomas bleiben sollen.« Segarra hatte gekündigt, und Lotterman war letzte Nacht nach Miami geflogen – vermutlich ein allerletzter Versuch, einen neuen Geldgeber zu finden. Sala war überzeugt, daß das Blatt jetzt den Bach runterging, doch Moberg dachte, es sei nur falscher Alarm. »Lotterman hat reichlich«, versicherte er uns. »Er ist nur seine Tochter besuchen – das hat er mir erzählt, kurz bevor er geflogen ist.«
    Sala lachte bitter. »Aufwachen, Moberg – denkst du, Greasy Nick hätte freiwillig so einen lockeren Job aufgegeben? Mach dir nichts vor, wir sind arbeitslos.«
    »Gottverdammt«, rief Schwartz. »Jetzt, wo ich mich hier gerade eingelebt habe – das ist der erste Job seit zehn Jahren, den ich behalten wollte.«
    Schwartz war um die vierzig, und obwohl ich ihn meistens nur bei der Arbeit sah, mochte ich ihn. Er machte seinen Job gut, belästigte einen nicht und verbrachte seine freie Zeit in den teuersten Bars, die er finden konnte. Er haßte es bei Al, sagte er; es sei zu überlaufen dort, und dann auch noch schmutzig. Er mochte den Marlin Club und die Caribé Lounge und die anderen Hotelbars, wo man eine Krawatte trug, in Ruhe trinken konnte und ab und zu eine gute Bühnenshow sah. Er arbeitete hart, und wenn er mit der Arbeit fertig war, trank er. Dann ging er ins Bett, und dann wieder zur Arbeit. Für Schwartz war Journalismus wie ein Puzzle: ein Arbeitsprozeß, bei dem eine Zeitung so zusammengesetzt wurde, daß alles ineinander paßte. Nicht mehr und nicht weniger. Er betrachtete den Journalismus als ein ehrenwertes Handwerk, das er ordentlich gelernt hatte; er machte seine Arbeit nach dem immergleichen Schema, und so sollte es unbedingt bleiben. Nichts ärgerte ihn mehr als Spinner und Verrückte. Sie machten ihm das Leben schwer und lösten endlose Grübeleien bei ihm aus.
    Sala grinste ihn an. »Keine Sorge, Schwartz, du wirst deine Rente schon kriegen – und wahrscheinlich auch vierzig Morgen Land und einen Esel dazu.«
    Ich wußte noch, wie Schwartz das erste Mal bei der NEWS aufgetaucht war. Er spazierte ins Redaktionszimmer und fragte nach einem Job, genau so, wie er zum Friseur gegangen wäre und um einen Haarschnitt gebeten hätte,
ohne einen Gedanken daran, vielleicht abgewiesen zu werden. Wenn es noch eine andere englischsprachige Zeitung in der Stadt gegeben hätte, hätte der Zusammenbruch der NEWS nicht mehr für Schwartz bedeutet als der Tod seines Lieblingsfriseurs. Es war nicht der Verlust einer Stelle, die ihm Sorgen machte, sondern die Tatsache, daß sein geregeltes Leben bedroht war. Wenn das Blatt einging, würde er gezwungen sein, irreguläre Dinge zu tun. Und das war nicht Schwartz’ Art. Er war hundertprozentig in der Lage, irreguläre Dinge zu tun, aber nur, wenn er sie vorher geplant hatte. Alles, was man tat, weil man einer spontanen Eingebung folgte, war nicht nur dumm, sondern unmoralisch. Ungefähr so, als würde man ohne Krawatte ins Caribé gehen. Für ihn war Mobergs Lebensweise kriminell und eine Schande, und er nannte ihn »diesen degenerierten Von-Job-Zu-Job-Springer«. Ich wußte, daß es Schwartz gewesen war, der Lotterman auf die Idee gebracht hatte, daß Moberg ein Dieb war.
    Sala schaute zu mir auf. »Schwartz hat Angst, daß sein Kredit im Marlin gestrichen wird und daß er seinen Stammplatz am Ende der Bar verliert – den sie immer freihalten für den Doyen der weißen Journalisten.«
    Schwartz schüttelte traurig den Kopf. »Du zynischer Idiot. Wir werden schon sehen, wie es dir geht, wenn du dir erst wieder einen neuen Job suchen mußt.«
    Sala stand auf und ging zur Dunkelkammer. »Hier gibt es keine Arbeit mehr«, sagte er. »Wenn Greasy Nick von Bord geht, kann man darauf wetten, daß es beschlossene Sache ist.«
     
    Ein paar Stunden später gingen wir

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