Rumble & Rush (German Edition)
aussieht.«
Gyl stellte sich ebenso an den Tisch und sah auf die Karte. »Was sagt das Wetter soweit oben?«
»Bisher ist noch alles in Ordnung, aber wir wissen beide, wie schnell sich das ändern kann.« Kyle warf den Bleistift unzufrieden auf das Papier. »Verdammt! Mit so etwas habe ich einfach nicht gerechnet.«
Gyl griff dem Mann an die Schulter und drückte freundschaftlich zu. »Krabbenfang ist nicht immer berechenbar und das weißt du. Die Saison hat gerade erst angefangen, lass uns gucken, was die nächste Reihe bringt.«
Kyle nickte seufzend. »Eine andere Option bleibt ja wohl nicht.«
Der Kapitän goss sich einen Kaffee ein und füllte ebenso eine Tasse für Gyl, der sie dankend annahm. Dann ließ er sich im Sessel nieder und legte die Beine hoch.
»Ich glaube übrigens, ich habe mich in John getäuscht«, merkte der Rothaarige leise an.
Gyl senkte umgehend den Blick, damit Kyle sein spontanes Grinsen nicht sehen konnte. Er nahm sich zusammen, versuchte so normal wie möglich dreinzuschauen und fragte: »Inwiefern?«
»Ich denke, die harte Schale täuscht ganz schön«, gab der Mann zurück und rieb verlegen über den Rand der Kaffeetasse.
»Sein Äußeres ist schon recht beeindruckend, da kann man sich schnell täuschen. Wenn man im Knast gewesen ist, legt man sich gewisse Eigenheiten zu, die sich nicht zügig ablegen lassen, daher wohl auch das Selbstbewusste auftreten.«
Kyle nickte erst, dann kicherte er leise. »Hast du gesehen, wie er auf seine Finger gestarrt hat, als ich ihn mir vorgenommen habe? Er sah ganz schön schüchtern aus.«
Gyl führte sich die Tasse an die Lippen und grinste den schwarzen Trunk darin an. Er brummte lediglich zustimmend und nahm dann in dem zweiten Sessel Platz.
»Ich ...«, setzte Kyle an, schwieg dann aber.
»Ja?«
»Naja, ich glaube, er kann mich ganz gut leiden. Er ist die letzten Tage um mich rumgeschlichen, hat mir Kaffee und Essen raufgebracht und sich ein wenig mit mir unterhalten.«
Das Kyle noch immer nervös den Rand seiner Tasse nachfuhr, entlockte Gyl ein weiteres Grinsen.
»Naja, als du dir neulich den Hackbraten aus dem Ofen geholt hast, sah sein Blick bei Weitem nicht unfreundlich aus.«
»Wirklich?«, fragte Kyle verblüfft und blickte Gyl mit großen Augen an.
Gyl nickte lächelnd. »Und was hältst du von ihm?«
Der Kapitän konzentrierte sich wieder auf den Kaffee und zögerte mit einer Antwort. »Er ist schon mein Typ.«
»Dann krall ihn dir, Kyle«, schlug Gyl vor.
»Ob die Rush dafür so der passende Ort ist, Gyl? Das hier ist ein Arbeitsplatz.«
»Es sagt ja niemand, dass du mit ihm auf der Brücke eine Nummer schieben sollst, Kapitän Pruett. Es geht darum zumindest schon einmal den Weg soweit zu ebnen, dass ihr es vielleicht versuchen könntet, wenn wir wieder festen Boden unter den Füßen haben.«
»Ich kann mich schlecht hinstellen und sagen: ‚John Lawrence, ich finde dich ausgesprochen attraktiv und hätte Interesse dich näher kennenzulernen‘, oder?«
»Doch, das kannst du, weil es mir genauso geht.«
Kyle und Gyl drehten sich um und starrten überrascht auf John, dessen hereinkommen sie nicht gehört hatten.
Während der Mund des Kapitäns sich leicht öffnete und nach einer Antwort suchte, grinste Gyl und erklärte: »Ich denke, ich lasse euch beide mal alleine.«
Noch ehe jemand etwas einwenden konnte, bahnte er sich mit seiner Kaffeetasse den Weg an John vorbei und verschwand grinsend im unteren Teil des Decks.
Kapitel 9
Gyl grinste über das ganze Gesicht und lehnte sich mit dem Rücken an die Reling. Mit vor der Brust verschränkten Armen beobachtete er die kleine Gruppe, die sich um Derek Nielsen versammelt hatte.
»Doch, es ist wirklich nötig, Derek! Auch wenn du danach kotzen gehst. Es muss was in die Körbe rein, also wirst du dieses Ritual jetzt gefälligst durchziehen.«
Dass der Frischling noch immer weiß wie eine Wand war und sich kaum auf den Beinen halten konnte, hinderte Brian nicht daran, mit einem kleinen zappelnden Fisch durch die Luft zu schwenken.
»Ab mit dem Kopf, damit die Körbe voller sind!«, forderte John grinsend.
Gyl glaubte, dass die Gesichtsfarbe des Neuen bereits leicht grünlich wurde und dessen Mimik spiegelte Entsetzen und Ekel wider.
»Das ist nur ein schlechter Scherz, oder?«, presste der Mann panisch hervor.
»Junge, sehen wir aus, als wenn wir gerade Witze reißen würden? Da mussten wir alle durch, als wir in das Geschäft eingestiegen sind. Also beiß jetzt
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