Rumble & Rush (German Edition)
schließlich ebenso wenig verstecken und musst dich nicht mal mit einer speziellen Haarfarbe herumschlagen.«
»Mir ist auch noch kein Funkenschlag untergekommen, außer im Maschinenraum«, erwiderte Gyl und hoffte, dass Dustin mit dieser Antwort zufrieden war.
»Dann solltest du dich verkuppeln, statt Kyle.«
»Ich werde daran arbeiten, aber wer weiß, vielleicht bekomme ich dich ja vorher an eine irische Schönheit verkauft, die deine Haarfarbe anziehend findet.«
»Die Stecknadel im Heuhaufen?«
»In Iowa gibt es jede Menge Heu, Dustin«, erklärte Gyl lachend.
»Hey, Dave löst mich gleich ab. Wann bist du wieder auf der Brücke?«
»Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich melde mich einfach, wenn ich wieder hier bin, okay? Vielleicht hab ich ja Glück und du bist auch da.«
Erneut lachte Dustin herzlich und Gyl wusste nicht, wieso.
»Du tust meinem Ego gut, Gyl. Nicht nur, dass du mir erklärst, dass ich mich nicht verstecken brauche, nein du bezeichnest es als Glück, wenn du mich an die Strippe bekommst.«
Gyl schmunzelte. »Legst du jedes Wort auf die Goldwaage, Pruett? Nicht, dass du mir noch eitel wirst.«
»Nein, keine Sorge! Aber weißt du, was schön ist?«
»Was denn?«, fragte Gyl grinsend.
»Dass du es ernst meinst. Bis dann und ich wünsch euch volle Körbe.«
»Bis dann, euch auch«, erwiderte Gyl und schüttelte leise lachend den Kopf.
Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich entspannt im Sessel zurück. Obwohl er müde war und sich eigentlich nach seinem Bett sehnte, hatte der andere es geschafft, seine Laune um ein Wesentliches zu bessern. Er mochte die forsche Art, das herzliche Lachen und dass der Mann unkompliziert war. Dann wurde Gyls Lächeln melancholisch, denn in dieser Sekunde wünschte er sich, dass er Dustin gegenüber so offen sein könnte, wie er es damals bei Arden gewesen war. Keine Geheimnisse, kein Rumgeiere und Erklärungen, die er sich an den Haaren herbeiziehen musste. Gyl spürte Selbstmitleid in sich aufkommen und wurde sauer über seine eigene Reaktion. Seit er aus dem Knast gekommen war, gab es eine gerade Linie in seinem Leben, wenn auch eine relativ emotionsfreie. Dieses Jahr hingegen stand sein Gefühlsleben mehr als einmal Kopf, als wolle er alles wieder hervorholen, was er sich abgewöhnt hatte.
Kapitel 8
Gyl schnalzte ungehalten, denn er ahnte, dass in dem ersten Probekorb nicht viel zu finden war. Der Kran konnte das Gestell ohne große Mühe aus dem Wasser holen und das war selten ein gutes Zeichen. Zwar waren die Königskrabben wesentlich wertvoller und die Fänge nicht so hoch, wie bei den Schneekrabben, nichtsdestotrotz war ihr Ziel zumindest ein paar davon im Korb zu haben.
Gyl behielt recht und nicht nur er blickte missmutig auf die drei vereinzelten Krabben, die sich in dem Fangkorb befanden. Während Brian den Metallrahmen über das Deck schob, ging er an die Gegensprechanlage.
»Drei«, gab er zur Brücke durch.
»Du machst Witze, oder?«
»Bei so etwas scherze selbst ich nicht, Kyle. Mal sehen, was der Nächste bringt.«
»Okay«, erwiderte der Kapitän, aber dessen Laune schien sich mit der Zahl umgehend in den Keller begeben zu haben.
Wenige Minuten später warf Gyl erneut den Haken aus, fing das Seil ein und begann anschließend den Fangkorb nach oben zu holen.
»Scheiße«, fluchte er gedämpft, als dieser komplett leer an Bord gezogen wurde.
»Keine«, gab er kurz darauf an Kyle weiter. »Lass uns die Dinger so schnell wie möglich hochholen, vielleicht sieht die zweite Probereihe besser aus.«
Der Mann auf der Brücke gab ein zustimmendes Brummen von sich und erklärte dann leise: »Das ist mir seit Jahren nicht mehr passiert.«
»Immer mit der Ruhe, die Saison hat gerade erst angefangen, Kyle«, gab er zu bedenken.
Er wusste nicht, was schlimmer war. Kyle auch beim letzten Korb mitteilen zu müssen, dass dieser leer war, oder aber die frustrierten Gesichter der Mannschaft.
»Vier Stunden, dann ist die nächste Probereihe dran«, gab der Kapitän durch den Lautsprecher bekannt.
Die Männer verschwanden wortlos unter Deck, Gyl steuerte stattdessen den Eingang zur Brücke an. Nachdem er sich von der schützenden Kleidung befreit hatte, ging er zu Kyle hinauf und sah diesen mit ernster Miene über einer Seekarte.
Der Rothaarige blickte nur kurz auf und erklärte dann hilflos: »Ich versteh es nicht. Das ist eines unserer sichersten Fanggebiete gewesen. Wir werden automatisch weiter in den Norden müssen, wie es
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