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Rumgurken: Reisen ohne Plan, aber mit Ziel (German Edition)

Rumgurken: Reisen ohne Plan, aber mit Ziel (German Edition)

Titel: Rumgurken: Reisen ohne Plan, aber mit Ziel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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mussten verkleidet sein als Bewohner Entenhausens, ich ging als Dussel Duck, das Geburtstagskind selbst war, wie könnte es anders sein, Klaas Klever, es gab ein Helferlein und den Neffen Alfons, aber auch einen Bottervogel, einer kam als Garfield, der hatte das Motto wohl nicht richtig verstanden, Hystra Klunker, die schon von Haus aus mit einem sensationell Erika-Fuchs’schen Namen gesegnete Reporterin der Dresdner Neuesten Nachrichten, ging als Kater Karlos Freundin Trudi. Statt des furunkelzeitigenden «Happy Birthday» sang man Kubins eigenes Lied «Raus aus meinem Traum, Donald Duck». Dem Gastgeber kullerten Tränen der Rührung über die Pausbacken, eine rundrum perfekte Fete, der Mann versteht zu feiern, während ich zu solchen Anlässen dazu neige, mir die muffige Steppdecke der Resignation über den Kopf zu ziehen. Höhepunkt der übermütigen Sause in der Kugel war indes Die Raupe . Zu einem bestimmten Lied, dem leiernden «Ich hab sie gesehn (Zwerge, Elfen, Feen)» von Wolfgang Müller gehen alle in die Knie und umfassen die Fesseln des Vordermannes, Regress in Reinkultur, und so wand man sich nun durchs Atomium. Der DJ spielte das Lied fünfzehnmal hintereinander, das war einer dieser Momente ungeplanter Magie, die gemäß einer Theorie Albert Einsteins jedem Menschen nur sieben Mal im Leben beschieden sind. Wäre so eine Feier in Holzminden möglich, in Hamburg oder Haiti? Natürlich. Aber erst durch die anachronistische Atmosphäre da oben im altmodischen Atomium, das Publikum durch Kwak befeuert, das Bier in der Phiole mit Holzgriff, in der Hauptstadt eines Landes ganz ohne Regierung, zu jenem Zeitpunkt zumindest, quasi kopflos, das macht den besonderen Liebreiz aus, den insularen Charakter hier im Herzen, oder vielleicht besser im Pansen Europas.
    Felix hat gar einstmals Sabena sterben sehen, diese allersympathischste Fluglinie, das Logo mit dem geschwungenen S auf hellblauem Rund, Belgiens Staatsfluglinie, die von 1923 bis 2001 existierte. Ich flog so gern mit ihr, sie hatte das schönste Unternehmensidentitätsblau und die schönsten Stewardessen, alle sahen aus wie Gänseblümchen, eine Zeitlang legte ich sogar meine Ferien so an, dass sie mit meiner Sabena kompatibel waren, einmal sah ich ein Kaugummi auf einer der Tragflächen kleben, der Resttrost, der von diesem verlorensten Gegenstand des Universums ausging, überwältigte mich maßlos, und deshalb betrübte mich wenig mehr als die dramatische Mail, die mich von Freund Felix am 6. 1. 2001 aus Brüssel ereilte. Er kam von Hamburg und musste beruflich nach Lissabon. Andererseits betrübte die Nachricht mich nicht nur, sondern sie beruhigte mich auch gleichermaßen, denn die Linie mit dem S-Schwung war erhobenen Hauptes gestorben, nicht einfach abgewickelt worden, wie Felix mit arabesker Verve beschrieb: Er sei in Brüssel gelandet, man habe den Passagieren erklärt, sie müssten ihr Gepäck selbst aus dem Flugzeug holen, und dann fühlte er sich in eine Szene des Films «Westworld» versetzt, der Film, der in einem künstlich angelegten Wildwest-Vergnügungspark spielt, wo ferngesteuerte Cowboy-Roboter von Touristen erschossen werden dürfen. Die Roboter schießen wie die Touristen mit scharfer Munition, sind aber so programmiert, dass sie niemals einen Besucher treffen oder verletzen. Aufgrund eines Fehlers im System macht sich einer der gefährlichsten Kampfroboter, dargestellt von Yul Brunner, selbständig und beginnt die Vergnügungsgäste wahllos niederzuschießen. Alles wird evakuiert, damit Spezialisten den Killer-Roboter in der nunmehr menschenleeren Wildwest-Stadt jagen können. Und so sah das auf dem Flughafen von Brüssel aus, menschenleer bis auf ein paar Reinigungskräfte, die ihre Arbeit stumpf und automatisch verrichten (das waren wohl noch die alten Roboter). Die Fluggäste drehten sich buchstäblich im Kreis, versuchten, irgendwo eine Information aufzuschnappen, jedoch: «Kein Mitarbeiter der Sabena weist ihnen den Weg, streichelt ihre Koffer, zupft an ihren Locken, redet beruhigend auf sie ein.»
    Auch die Piloten und Stewardessen seien verwirrt in der Gegend herumgestanden, die Tränenkanäle bereits kurz vor Öffnung. Sie waren offenbar ebenfalls uninformiert. Die ringsum raumgreifende allgemeine, mit Panik unterfütterte Ratlosigkeit wurde plötzlich unterbrochen von entfernten Gesängen und skandierten Parolen. Angehörige der Sabena-Bodenbelegschaft seien mit Fahnen und Transparenten um die Ecke gekommen, leicht zu

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