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Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Titel: Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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ein sichtlich wütender Mann, der sein Auto nicht vom Parkplatz manövrieren konnte.
    Ben eilte zur Fahrertür.
    »Wo haben Sie denn parken gelernt?«, brüllte der Mann.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Ben.
    Der Mann starrte ihn an. Das von Blut und Schweiß durchtränkte Hemd schien er jetzt erst zu bemerken. »Sind Sie verletzt? Brauchen Sie Hilfe?«
    »Nein, nein, alles in Ordnung.« Ben setzte sich ans Steuer des Mercedes.
    »Moment mal … warten Sie …« Der Mann schien ihn erkannt zu haben. Er zog ein Mobiltelefon aus der Tasche.
    Der Mercedes hatte natürlich ein Schaltgetriebe, was auch gar nicht anders zu erwarten gewesen war, da Ben seinen Arm nicht richtig bewegen konnte. Aber er war noch am Leben. Er wollte sich nicht beschweren. Mit einem heftigen Ruck fuhr er an, und jedes Mal, wenn er den Gang wechselte, fing sein Arm schmerzhaft zu pochen an.
    Ben lenkte den Wagen vom Parkplatz. Du hattest eine Pistole, er hatte nur ein Messer. Du hättest auf den Knopf zum Öfnen der Türen drücken können, du hättest diesen übergeschnappten Scheißkerl töten können. Du kannst jetzt nicht einfach davonlaufen, du musst etwas gegen diese Leute tun. Sie werden nie aufhören, dich zu jagen.
    Er musste an Delia denken, die von einer Sekunde zur anderen gestorben war, genau wie Emily. Er hatte zweimal auf Jackie geschossen und ihn beide Male verfehlt. Pilgrim hatte Recht; er war in diesem Krieg zu nichts zu gebrauchen. Als Ben auf die Hauptstraße fuhr, die durch Frisco führte, betete er, dass der Mann auf dem Parkplatz nicht so geistesgegenwärtig gewesen war, sich das Kennzeichen des Mercedes zu merken. Dass er nicht die Polizei gerufen hatte. Dass in der nächste Minute keine Streifenwagen mit heulenden Sirenen hinter ihm auftauchten.
    Unbändige Wut stieg in ihm auf, die sogar die Schmerzen von der Schusswunde an seinem Arm und den Schnittwunden an seinem Körper verschwinden ließ. Es war ein heißer, wilder Zorn, den er in seinem Herzen eingeschlossen hatte, wo er nur noch geschwelt hatte. Doch als er Delia hatte sterben sehen, hatte dieser Zorn neue Nahrung bekommen und war zu einer lodernden Flamme geworden.
    Du bist weggelaufen, aber du hättest ihn töten sollen. Du hättest ihn für das töten sollen, was er getan hat.
     
    Jackie Lynch zitterte. Nicht so sehr wegen der Schmerzen, eher vor Wut. Bens letzter Schuss hatte ihn verfehlt, weil er aus der Schusslinie gegen eine Wand gehechtet war.
    Er hatte nicht den Mut gehabt, zum Aufzug zu rennen, auf den Rufknopf zu drücken, um die Türen wieder zu öffnen, sich Ben zu stellen. Der Gedanke daran, mit seiner eigenen Waffe erschossen zu werden, hatte ihn langsamer werden lassen, hatte ihn zögern lassen. Es war keine Vorsicht, sondern Feigheit gewesen. Er hätte diesen Amateur mit einem Schwung seines Messers ausweiden können.
    »Du feiges Stück Scheiße«, murmelte er durch seine gebrochene Nase und die zerschnittenen Lippen. Heiße Scham strömte wie ein Fieber durch seinen Körper. Er hatte gezögert, als Ben in der Menge im Einkaufszentrum verschwunden war, anstatt zu schießen und wegzulaufen. Ein furchtbarer Fehler, ein Witz von einem Lynch.
    Plötzlich stiegen ihm Tränen in die Augen. Er war der Sohn eines Mannes, der zu den am meisten gefürchteten IRA-Angehörigen gezählt hatte. Er konnte sich noch an den Keller in Belfast erinnern, in den Männer gebracht wurden, die man verdächtigte, in britische Ohren zu flüstern; er konnte immer noch die Angst in ihren Augen sehen, wenn sie auf den Stuhl gesetzt wurden, vor dem ihr Vater saß. Er war der Bruder eines Mannes, den man verehrte, weil er töten konnte, ohne dass es jemand bemerkte. Doch er war das traurige Vermächtnis seiner Familie; er war von einem Amateur brüskiert worden, den er schwer unterschätzt hatte. Er hatte nicht einmal mehr seine Autoschlüssel. Sein Gesicht war eine blutige Fratze; jeder, der ihn sah, würde sich an ihn erinnern. Und wenn die Polizei ihn fand, wenn er verhört wurde und die Verbindung zu seinem Bruder und dessen Kunden im Nahen Osten ans Licht kam – dann war alles vorbei. Er würde für den Rest seines Lebens Gefängnismauern anstarren.
    Als er die Laderampe des Kaufhauses erreichte, hielt er sich noch für einen Moment im Schatten. Das Messer hatte er in den Ärmel seines Hemds gesteckt, sodass er es blitzschnell in seine Hand fallen lassen konnte. Ein junger Mann schob einen Kleiderschrank in einen Lastwagen, kam wieder zurück und verschwand mit

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