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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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wurde doch in diesem Moment zur schwierigsten der Welt. Zwischen dem Tablett und seiner Hand klaffte ein Abgrund, und er wusste nicht, ob er ihn überwinden konnte. Er hob den Blick wieder und sah, dass Marikani ihn noch immer musterte und auf seine Entscheidung wartete.
    Es gelang ihm, ihr Lächeln zu erwidern - zumindest andeutungsweise -, und er führte die Finger an ihr langes, braunes Haar heran. Er wollte es gerade berühren, als eine wütende Hand ihn an der Schulter packte und zurückriss.
    »Lass sie los!«, knurrte Harrakin mit zornesfunkelnden Augen.
    Arekh stand benommen auf, sah die Faust auf sich zukommen und wehrte sie ab, so dass Harrakin zurückstolperte. Harrakin spie ihm vor die Füße, während die Höflinge aufsprangen, entzückt über das Schauspiel.
    Das Schauspiel.
    Arekh ging auf, dass die Situation sich nicht allein zwischen Harrakin und ihm entscheiden würde.
    Sie wollten ein Spektakel? Vielleicht war es das, was er brauchte. Um an diesem Ort auf sie Eindruck zu machen …
    Mit übertriebener Gebärde, die einen Zorn vorgaukelte, den er nicht empfand, warf er mit großem Gepolter einen Tisch um.
    »Duell!«, sagte er mit theatralischer Geste und wies vor
Harrakin auf den Platz außerhalb der Säulen. »Du und ich. Draußen.«
    »Hervorragend«, entgegnete Harrakin, der auf seinen Ton einging. Arekh hatte den Eindruck, dass sie beide spielten. »Ich werde dich in den Schlamm zurückstoßen, aus dem du hervorgekrochen bist!«
    Arekh hörte, dass Marikani hinter ihm aufstand, aber wenn sie vorhatte zu protestieren, ließ er ihr keine Zeit dazu.
    Da er kein Schwert bei sich trug, hob er eines vom Boden auf - das eines Adligen, der es bei seinen Kleidern abgelegt hatte, um sich angenehmeren Tätigkeiten hinzugeben. Der Mann sprang aus dem Bad auf die Steinplatten, um es sich zurückzuholen, aber Arekh stieß ihn gewaltsam zurück.
    Harrakin und er gingen auf den Hof hinaus, gefolgt von einem Trupp neugieriger Gaffer. Arekh kam an Banh vorbei, der auf Marikani zueilte. Er sah ihm einen Moment lang nach und ging dann mit Harrakin bis auf eine Steinfläche in der Nähe des Hauptgebäudes.
    Auf dem Hof hielten sich viele Leute auf: Manche diskutierten laut in Grüppchen, Diener liefen mit Fackeln in der Hand vorbei. Manche Adlige drehten sich um, als sie Harrakin und Arekh in Position gehen sahen, und machten die anderen auf sie aufmerksam, aber die Neugier, die man ihnen entgegenbrachte, schien nicht der zu entsprechen, die ihr Duell eigentlich hätte hervorrufen sollen - zumindest nach Ansicht Harrakins, der sich über den Lärm zu ärgern schien.
    Harrakin hob sein Schwert, und Arekh ging in Verteidigungshaltung - doch als Harrakin sah, dass kaum jemand sie beobachtete, senkte er erzürnt die Waffe und wandte sich der Menge zu. »Was genau geht hier eigentlich vor?«

    Vashni trat aus den Bädern, gefolgt von Banh und Marikani. Offiziere eilten auf Harrakin zu.
    »Ihr werdet Eure Aussprache auf später verschieben müssen«, sagte Vashni. »Die Truppen des Emirs haben gerade die Nordgrenze überschritten.«

KAPITEL 16
    Die Kriegserklärung traf am folgenden Morgen ein, als die feindliche Armee den Kundschafterberichten nach, die stündlich eingingen, schon zwei Meilen weit ins Landesinnere vorgedrungen war. Niemand hatte in dieser Nacht geschlafen. Manche Adlige reisten auf ihre Ländereien zurück, andere zu ihren Regimentern. Die meisten Offiziere brachen sofort in die Stadt Harabec auf, wo die Truppen standen, während Marikani ihren Rat und die hochrangigen Offiziere zusammenrief, um eine Strategie festzulegen.
    Natürlich war der Hof gespalten, aber Harabec verfügte über die Unterstützung der Fürstentümer von Reynes, und ein Bruch des Vertrags mit den neutralen Territorien würde zahlreiche Königreiche verstimmen. Außerdem stand die Armee von Harabec keine dreißig Meilen von der Grenze entfernt: Der Gegenangriff konnte rasch erfolgen.
    Marikani verlor sich nicht in Spitzfindigkeiten. Der Feind musste aufgehalten werden, bevor er auf die Hauptstadt zumarschieren und die Salzstraße unterbrechen konnte, was eine wirtschaftliche Katastrophe verursacht hätte. Drei Stunden später machte sich die letzte Gruppe Offiziere bereit, den Hof zu verlassen. Unter ihnen befanden sich
Harrakin, der die Armee befehligen würde, drei Männer aus seinem Generalstab, Behia und Arekh.
    Behia hatte recht gehabt: Ihr Platz im Rat entsprach einem Rang in der Armee, und sie mussten aufbrechen.
    »Das ist

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