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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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nur Eure Schuld!«, verkündete Behia an Arekh gewandt, als sie die Ställe betraten und glaubten, allein zu sein. »Harrakin hätte uns davon entbinden können - der Befehlshaber der Armee befreit häufig Ratgeber von ihren Verpflichtungen, damit sie den Herrscher unterstützen können!«
    »Natürlich. Soll ich etwa Morales mit meiner Cousine am Hof allein lassen?«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
    Behia fuhr zusammen und drehte sich erschrocken um. Harrakin war ebenfalls durchs Stalltor getreten. Er schenkte ihnen ein wölfisches Lächeln, bevor er zu seinem Pferd hinüberging. »Tut mir leid, meine Herren, das kommt nicht in Frage. Ihr werdet kämpfen müssen.«
    »Das steckt also dahinter«, sagte Arekh, der Zorn in sich aufsteigen fühlte. »Ihr wollt nicht, dass ich allein mit ihr bin. Und was hofft Ihr zu erreichen, indem Ihr mich zur Armee mitschleift? Mich umzubringen?«
    »Das habe ich in der Tat vor«, erwiderte der junge Adlige, während Bedienstete seinen Fuchs sattelten. »Wenn Ihr einen Schwerthieb abbekommen würdet, wäre mir das schon ganz recht …«
    »Ich schlage Euch vor, dass Ihr gleich jetzt versucht, mir einen zu versetzen«, sagte Arekh wutentbrannt und trat auf Harrakin zu. »Wir können unser Problem auch hier, vor der Schlacht lösen. Oder seid Ihr zu feige? Es sei denn natürlich, Ihr schlagt Euch nur, wenn Ihr Publikum habt.«
    Harrakin zögerte - zu Behias großem Entsetzen - und zuckte dann mit den Schultern.
    »Ein verlockendes Angebot, Morales, das gebe ich zu.
Aber ich habe einen Krieg zu gewinnen. Kommt, meine Herren, auf die Pferde!«
    Die nächtliche Reise war kurz. Mit guten Reittieren versehen und von fünfundzwanzig Fackelträgern begleitet, trafen die Offiziere keine zwei Stunden später in der Stadt Harabec ein und begaben sich sofort zur Kaserne. Arekh verlangte und erhielt fünfzig Mann - einen Rehali , wie man in Harabec sagte. Er wollte nicht zu Harrakins Stab gehören. Nachdem er ein Kettenhemd und einen Helm angelegt hatte, inspizierte er seine Männer und wurde an ihrer Spitze der Vorhut zugeteilt.
    Auf der Ebene waren Feuer entzündet worden, um den Abmarsch der Truppen zu erleichtern. Während die letzten Soldaten ihre Plätze einnahmen, betrachtete Arekh die Landschaft, in deren Osten der Morgen rosafarben heraufdämmerte. Wieder einmal war alles so schnell gegangen. Vor zehn Stunden hatte er noch bis zum Hals in Palastintrigen gesteckt, vor acht Stunden Marikanis Hand berührt und jetzt …
    Nicht, dass dieser Moment unangenehm wäre , dachte er, als er sein Pferd unter sich tänzeln spürte. Der Geruch der Feuer stieg in die kühle Nachtluft auf. Am Horizont standen die fernen Hügel im Licht der Morgendämmerung in Flammen. Bei den Soldaten, die hinter ihm schwatzten, erkannte er die euphorische Begeisterung, die mit dem Beginn eines Konflikts einhergeht, wenn alles noch neu und schön ist, die Männer nur daran denken, heldenhaft zu sein, und die Wirklichkeit des Gemetzels ihren Verstand noch nicht getroffen hat.
    Die Götter hatten eine seltsame Art, die Schicksalsfäden zu spinnen. Arekh hatte hier nichts zu suchen. Dies war nicht sein Land, dies war nicht sein Krieg. Doch weil er vor mehreren Wochen beschlossen hatte, zwei
Frauen und einen Jungen, die er danach in der Heide hatte zurücklassen wollen, über eine Straße zu bringen, befand er sich heute hier und sah zu, wie die Sonne aufging, während eine Armee um ihn herum in Bewegung geriet …
    Er hatte keine Wahl. Oder doch: Er könnte unter dem Vorwand, etwas aus der Kaserne holen zu müssen, umkehren, seine Rüstung ablegen, bis in die Stadt galoppieren und dann das Land verlassen. Aber das hätte ihm auf ewig die Möglichkeit genommen zurückzukehren.
    Er beobachtete, wie Harrakin zu seinem Generalstab sprach. Der junge Adlige trug keine Rüstung, sondern bunte Gewänder, und hielt ein Schwert in der Hand, dessen Parierstange mit Edelsteinen übersät war. Auch er konnte unter einer Klinge fallen. Vielleicht konnte er sogar in eine gestoßen werden … Arekh schuldete ihm ja schließlich einen Mordversuch.
    Nein, er würde nicht desertieren. Es war ihm lieber, die reine Morgenluft zu atmen und über die seltsamen Umwege nachzusinnen, die sein Leben einschlug.
    Die Armee setzte sich in Bewegung, und die Männer rückten in einem Gewaltmarsch quer durch das Land vor. Sie mussten so schnell wie möglich vorankommen, um die Angreifer aufzuhalten, bevor diese zu weit vorstießen. Harabec war ein kleines

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