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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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dauern.
    Monate, die leicht ausreichen würden, um die Tränenstadt zu verlassen.
    Monate … Zeit. Und um diese Zeit zu gewinnen, musste er sie alle töten.
    Alle.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Arekh und log noch nicht einmal.
    Er zog sein Schwert, das matte, abgenutzte Schwert, das er bei dem Nomaden gegen Marikanis Perle eingetauscht hatte, und nahm die einstudierte Pose ein, die in den Fürstentümern als Duelleröffnung diente.

    Die Männer um ihn verstanden die Botschaft und zogen ihre Dolche. Lange, solide Dolche, beinahe schon Kurzschwerter. Der Offizier trat einen Schritt zurück und begann, den Haftbefehl wieder aufzurollen. Er schien keine Angst zu haben. Er vertraute sicher auf seine Schergen, kräftige Burschen, die es gewohnt waren, Straßenräuber, verräterische Offiziere und abgebrühte Kriminelle zu überwältigen.
    Männer, die zu kämpfen verstanden.
    Auf die Pose, in die Arekh sich geworfen hatte, folgte gewöhnlich ein Gruß, dann ein Schritt nach vorn auf den ersten Gegner zu. Angesichts seiner Geburt und des Ehrenkodex seines Standes erwarteten seine Feinde sicher, dass er sich an den traditionellen Ablauf der Dinge halten würde.
    Aber Arekh hatte längst jeden Stand und jede Ehre verloren.
    Er senkte den Kopf, wie um die Grußgeste einzuleiten - und machte dann einen plötzlichen Satz nach hinten, der seine Gegner überrumpelte. Er wirbelte herum und schnitt mit knapper Geste einem der beiden Männer, die hinter ihm gestanden hatten, die Kehle durch. Der Mann fiel auf die Knie, presste sich die Hand auf den Hals und versuchte vergeblich, den Geysir aus Blut aufzuhalten, während sein Kamerad einen hasserfüllten Schreckensschrei ausstieß. Bis jetzt hatten die Kunden des Basars ringsum der Gruppe kaum Aufmerksamkeit geschenkt, aber nun wichen sie schreiend vor ihr zurück.
    Arekh wich dem wütenden, aber ungeschickten Hieb seines zornigen Gegners aus, warf sich zur Seite, drehte sich um und rammte seine Klinge dem Offizier in die Brust, der noch nicht einmal seinen Haftbefehl eingesteckt hatte. Der Offizier keuchte, während Arekh ihn an der Schulter
packte und ihn auf seine Gefährten zustieß, die entsetzt zurückwichen. Innerhalb von zehn Herzschlägen waren schon zwei von ihnen gestorben.
    Der Moment wäre ideal zur Flucht geeignet gewesen. Aber Arekh wollte nicht fliehen.
    Er trat drei Schritte zurück, um sich den verbliebenen Schergen zum Kampf zu stellen. Das ist zu einfach , dachte er, als die drei Männer sich in blindem Zorn auf ihn stürzten, und er ließ sein Schwert einen raschen Halbkreis beschreiben, der dem Kühnsten die Stirn zerschmetterte. Dann wich er wieder zurück, sprang hinter einen Marktstand, während die Kunden flüchteten und der Besitzer zögerte, als sei er sich nicht sicher, ob er seine Waren verteidigen oder lieber die Beine in die Hand nehmen sollte.
    Die beiden Überlebenden wurden langsamer, als sie ihn hinter dem Haufen aus Körben, Früchten und Fleisch stehen sahen. Sie tauschten einen Blick und trennten sich dann; jeder umrundete den Stand auf einer Seite, um Arekh den Fluchtweg abzuschneiden.
    Aber Arekh wollte noch immer nicht fliehen. Er stürzte den Stand auf einen seiner Gegner, wandte sich dem anderen zu und schlug ihm mit dem Schwertgriff ins Gesicht. Die Nase brach. Blut spritzte ihm in die Augen, und der Mann brüllte - aber nur einige Augenblicke lang, bevor Arekh ihn für immer zum Schweigen brachte.
    Der letzte Überlebende stand auf. Seinen Augen war die Furcht anzusehen, als Arekh langsam auf ihn zukam, aber er wich nicht zurück. Noch einmal war es zu leicht. Finte, Schwerthieb ins Gesicht. Die Klinge spaltete den Kopf.
    Arekh hatte Schwierigkeiten, sein Schwert wieder herauszuziehen, da es im Knochen feststeckte. Als es ihm schließlich gelang, sah er den entsetzten Gesichtsausdruck des Händlers, der ihn mit weit aufgerissenem Mund
anstarrte - dann den der Kunden des Basars, die zitternd zurückgewichen waren und die Leichen anstarrten.
    Keine Schreie mehr. Alles war zu schnell gegangen, es wurde den Leuten erst jetzt richtig bewusst.
    Arekh vergewisserte sich, dass es niemanden gab, dem er den Gnadenstoß versetzen musste, und säuberte dann seine Klinge an den Kleidern seines letzten Opfers. Er hob den Haftbefehl auf, hielt ihn in die Flamme einer Laterne, die auf einem Verkaufstisch stand, und sah zu, wie er verbrannte.
    Dann verließ er unter den Blicken der Stadtbewohner den Basar und verlor sich in der Menge.

KAPITEL 9
    Der

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