Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
Vom Netzwerk:
ihre sonnengerötete Haut abstach.
    Einer der Männer begann, mit den Fäusten auf das Kind einzuprügeln, und brüllte Vorwürfe. Arekh spitzte die Ohren, verstand aber nicht viel, nur, dass sie viel zu spät kämen … Mittlerweile wären zu viele Leute hier, und sie würden noch mehr Zeit verlieren. Das Mädchen versuchte, sich vor den Schlägen zu schützen, die auf sein bereits geschwollenes Gesicht niederprasselten.
    Aber was tut Marikani nur? , fragte sich Arekh plötzlich beunruhigt.
    Marikani hatte dem Bauern die Hand auf die Schulter gelegt und sagte irgendetwas zu ihm. Arekh sprang auf, warf einen Blick ringsum, um zu sehen, ob sie beobachtet wurden, und überquerte den Hof so schnell er konnte, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Zu spät. Marikani und der Bauer stritten bereits miteinander.
    »Was mischt Ihr Euch da ein, Weib?«, fragte er, während seine Frau ihm lauthals zustimmte. »Das ist meine Sklavin, und ich mache mit ihr, was ich will!«
    »Ihr müsst sie aber doch nicht so behandeln«, sagte Marikani mit heiserer, leiser Stimme, als strenge sie sich an, ruhig zu bleiben. »Sie ist doch nur ein Kind! Sie musste schon diese fürchterliche Last ziehen. Ihr … Ihr werdet sie zugrunde richten! Wenn Ihr ihr die Knochen brecht, wird sie Euch nicht länger nützlich sein!«
    »Sie hat bereits ein krummes Bein!«, brüllte der Bauer. »Sie ist zu nichts nütze - oder zu fast nichts! Ich hätte besser ein Pferd kaufen sollen!«
    »Ich habe dir ja gleich gesagt, dass du ein Pferd kaufen
sollst«, knurrte die Bäuerin hinter ihm. »Mittlerweile ist dieses faule Stück nichts mehr wert!«
    »Marik«, hauchte eine angespannte Stimme.
    Lionor. Sie war ebenfalls über den Hof gegangen und hatte ihre Herrin gerade bei der Schulter gepackt. »Komm. Jetzt sofort.«
    Arekh hatte sie noch nie so herrisch sprechen hören - oder so besorgt. Man hätte sagen können, dass ihre Stimme von Entsetzen durchdrungen war.
    Aber Marikani hörte nicht auf sie. »Sie hat ein krummes Bein, und Ihr lasst sie dennoch einen Karren ziehen?«, schrie sie. »Seid Ihr denn verrückt?«
    Der Bauer musterte sie einen Moment lang, bevor sein Zorn sich Bahn brach. »Das ist meine Sklavin«, wiederholte er in gefährlichem Ton, »und wenn ich sie schlagen will, schlage ich sie. Nimm das!«, sagte er und versetzte der Kleinen einen Schlag ins Gesicht, der ihre Lippen aufplatzen und bluten ließ. »Das kommt von der Dame dort drüben. Was, ist sie immer noch nicht zufrieden?«
    »Hört auf!«, sagte Marikani mit zitternder Stimme. Sie suchte in ihren Gewändern nach ihrem Geldbeutel. »Hört auf. Ich kaufe sie … ich kaufe sie Euch ab.«
    Und plötzlich geriet der Mann in wütende Raserei, als hätte das Wort »abkaufen« ihn wahnsinnig gemacht, als hätte die Tatsache, dass jemand - und noch dazu eine Frau! - ihn davon abhalten wollte, etwas zu tun, in ihm einen Sturzbach des Hasses ausgelöst.
    »Sie will noch mehr, die Dame, sie will noch mehr«, begann er zu brüllen und fing an, die kleine Sklavin mit Fußtritten zu traktieren, in die Seite, gegen die Beine, auf die Arme und schließlich ins Gesicht, als Marikani ihren Geldbeutel hervorzog.
    »Hört auf, hört auf!«, rief sie, während die Kleine verzweifelte
Schreie ausstieß und die Gäste der Schenke sich um sie drängten. »Ich kaufe sie Euch ab! Ich kaufe sie Euch ab!«
    »Ich tue, was ich will!«, schrie der Mann; erste Gesichter wandten sich der Mauer und den Stadtwachen zu.
    Arekh packte Marikani beim Arm und zerrte sie zornig zurück. »Ihr werdet jetzt gefälligst gehen - sofort!«, knurrte er.
    »Ich habe dir ja gleich gesagt, dass du ein Pferd kaufen sollst«, sagte die Bäuerin, die gegenüber der steigenden Hysterie seltsam gleichgültig wirkte.
    »Lasst mich los!«, schrie Marikani Arekh an.
    Sie befreite sich zornig und warf sich genau in dem Augenblick auf den Bauern, als er dem Kind, das einen grausigen Schrei ausstieß, die Nase brach.
    Aber der Mann drängte Marikani gewaltsam zurück und verkündete: »Ich werde ein Pferd kaufen … Du kannst dich bei der Dame da bedanken«, fuhr er mit einem Anflug von Wahnsinn in der Stimme fort, und mit einer geübten Bewegung und ekelerregender Schnelligkeit packte er die kleine Sklavin am Hals, zog das rostige Schlachtermesser, das er am Gürtel trug, und schnitt ihr die Kehle durch.
    Sogar die Bäuerin schwieg jetzt. Ein kleines Aufseufzen der Bestürzung lief durch die Anwesenden - natürlich hatten die Herren das

Weitere Kostenlose Bücher