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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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einer Tragödie eine menschliche Reaktion zu empfinden! Ich bin vielleicht töricht, aber Ihr … Ihr seid nur ein Schatten. Ihr habt kein Herz mehr, weil Euer eigenes Gift es aufgezehrt hat.«
    »Es ist doch kein Kind, das heute getötet worden ist«, erklärte Arekh ruhig, »sondern nur ein Mädchen vom Türkisvolk - und die Angehörigen des Türkisvolks sind verdammt worden, weil …«
    »Schweigt!«
    Diesmal hatte Marikani so laut geschrien und solcher Hass hatte in ihrer Stimme gelegen, dass Arekh außer Atem mitten im Satz innehielt. Er wandte den Kopf und sah, dass Lionor neben ihnen stand und sie mit entsetztem Blick beobachtete.
    Ein langes Schweigen folgte.
    »Das ist nicht der richtige Augenblick«, sagte Lionor schließlich. »Auf dem Hof der Schenke wird wild diskutiert, und der Sergeant ist losgezogen, um mit seinem Vorgesetzten zu sprechen.«
    »Wir haben uns nichts vorzuwerfen«, begann Marikani, aber Lionor packte sie an der Schulter und zog sie einfach mit sich.

    Sie gingen nach Süden, folgten mit großen Schritten der Straße, die sie hätten nehmen müssen, wenn Viennes ihnen die Botschaft gesandt hätte - nur, dass es keine Botschaft gegeben hatte und dass sie keine Zeit mehr hatten, noch länger zu warten. Arekh verfluchte die Götter. Furcht machte ihm die Beine schwer, und dennoch war dies nicht der Moment, langsamer zu werden. Die Soldaten würden sie verfolgen und festnehmen: grundlos, nur zur Sicherheit, weil die Geschichte seltsam war und sie mehr darüber erfahren wollten. Sie würden vor den Bürgermeister geführt werden, der sein Glück kaum würde fassen können und sie dann an den Emir ausliefern würde. Nein, der sie viel eher heimlich ermorden lassen würde, um nicht den Zorn der Fürstentümer auf sich zu ziehen, und der ihre Köpfe und Hände dem Emir schicken würde, um ihm ihren Tod zu beweisen.
    Marikani war ebenfalls sehr erzürnt, denn sie wandte sich plötzlich um und warf Arekh einen wütenden Blick zu. »Es ist ganz schön dreist von Euch, dass Ihr …«
    Ein Ruf ertönte zu ihrer Linken. »Aya Marikani?«
    Die junge Frau fuhr zusammen und wandte den Kopf zu dem ungepflasterten Weg, der neben der Hauptstraße entlangführte.
    »Leutnant Eydoïc?«, fragte sie, als könne sie ihren Augen nicht trauen.
    Der Offizier stieg vom Pferd und beugte ein Knie. »Aya Marikani … Es ehrt und freut mich, Euer Gesicht zu sehen. Ratsherr Viennes hat mich angewiesen, Euch zu eskortieren. Die Sänfte ist angegriffen worden, und er hat sich Sorgen um Eure Sicherheit gemacht.«
    »Was ist mit Viennes? Ist er in Sicherheit?«
    »Es ist alles gut gegangen, Ayashinata, es handelte sich nur um Banditen - nun, zumindest waren sie als Banditen
verkleidet. Einem von ihnen ist es gelungen, in die Sänfte einzudringen. Sie sind geflüchtet, als sie gesehen haben, dass niemand darin war. Aber uns war es lieber …«
    »Seid Ihr allein?«, unterbrach ihn Arekh. Er warf einen Blick zurück zum Osttor. »Habt Ihr Soldaten bei Euch?«
    »Fünfzehn Mann, dort drüben im Dorf«, antwortete der Offizier, bevor er Arekh lange ansah. »Wer seid Ihr?«
    Ein kurzes Schweigen trat ein. Lionor, die sich nach den Soldaten umgesehen hatte, richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die anderen.
    »Arekh es Morales ist jetzt Teil meines Geheimen Rats«, erklärte Marikani. »Er kümmert sich um die Beziehungen zu Reynes und um meinen Schutz.«
    Arekh sah sie an, aber Marikani hatte den Blick abgewandt. Der Offizier musterte Arekh von Kopf bis Fuß, ohne sein Misstrauen zu verhehlen. »Gut«, sagte er schließlich. »Sehr gut. Folgt mir, Ayashinata, es stehen Pferde für Euch bereit.«
    Und so gelangten sie zu den Truppen, die auf sie warteten, um dann, nachdem sie die letzten Vororte der Tränenstadt durchquert hatten, endlich die Landstraße zu nehmen, die sie zum Palast von Harabec bringen würde.

ZWEITES BUCH
    HARABEC

    Noch heute ist uns der Ursprung des Ayesha-Mythos beim Türkisvolk unbekannt. Für die Religion, die sich um eine damals eher unbedeutende Göttin herauskristallisierte und sie zum Symbol der Rebellion und der Freiheit machte, gibt es keinerlei offizielle Erklärung.
    Ich habe diesem Werk als Anhang mehrere Berichte beigefügt, die alle Erklärungen für die Geburt dieses Mythos vorschlagen. Ich sage »Berichte«, sollte aber vielleicht lieber den Begriff »Legenden« verwenden, denn keine dieser Geschichten ist bewiesen, und alle wirken romantisiert.
    Die beliebteste Legende - die Ihr sicher

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