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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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würde ich ihn nie wieder aus den Augen lassen. Das wollte ich wirklich.
    Valerie lag seitlich zu meiner Linken, und ihr Kopf lehnte sich an meine Schulter, während sie abwesend meine Brust streichelte.
    »Wie fühlst du dich?« fragte sie nach einer Weile.
    »Ich weiß nicht. Seltsam. Vielleicht betäubt.« Allein.
    »Ich wünschte, ich wüßte, was du durchmachst.«
    »Wünsch’ dir das besser nicht, Val.«
    Ihre Hand fuhr fort damit, müßige Kreise auf mir zu tanzen, jetzt in unterer Richtung. Wieder bei ihren alten Tricks, als könnte man Tote auferstehen lassen. »Wünschst du dir, diesen Ort nie gefunden zu haben? Tri-Lakes?«
    Ich lachte in einem bitteren, spöttischen Klang, den ich kaum als meine eigene Stimme wiedererkannte. »Was ist denn das für ’ne Frage? Einer meiner besten Freunde ist dort verschwunden. Wie, zum Teufel, glaubst du, daß ich mich fühle?«
    Ihre Augen blitzten verletzt. »Tut mir leid«, sagte sie mit rauher Stimme.
    Wenn ich sie vor dieser Nacht so angefahren hätte, würde ich mich unmittelbar danach bei ihr entschuldigt haben. Doch etwas hielt mich dieses Mal zurück. Statt dessen verschränkte ich die Arme hinter meinem Kopf und starrte die Decke an. »Die letzte Woche habe ich mich gefühlt, als hätte jemand in mich hineingegriffen und meine beschissenen Eingeweide rausgerissen. Das mache ich durch.«
    Für einen winzigen Moment wich sie zurück, und wenn sie diese zusätzliche Distanz zwischen uns beibehalten hätte, wäre es vielleicht gut gewesen. Nicht großartig, aber gut. Doch nein, sie mußte sich ja um mich kümmern, mußte mir ja unbedingt helfen. Valerie streckte ihre Arme aus, um mich zu umarmen.
    Sie überschritt meine Grenzen. Und da in mir Krater klafften, überschritt dieses freche Mädchen auch seine eigenen. Sie brauchte etwas Disziplin.
    Ich griff nach ihren Handgelenken und hielt sie fest.
    »Chris …«, sagte sie, und in ihrer Stimme war wachsendes Unbehagen hörbar.
    Ein Bild von uns beiden blitzte vor meinem geistigen Auge auf und zeigte mir, was sie brauchte, und schließlich wußte ich, daß ich sie doch haben wollte. Ich wollte sie so sehr, daß ich rot sah und zwischen meinen Beinen ein Wachsen fühlte.
    »Du willst, daß ich mich besser fühle, wie?« fragte ich wild flüsternd. »Das ist, was hier abläuft, stimmt’s?« Ich drückte ihre Handgelenke fester.
    Sie fing an, sich zu winden, und plötzlich füllten Schatten die Furchen auf ihrer Stirn. »Chris …«
    Ich drückte sie so fest ich nur konnte nieder, fast so sehr, daß ich die Knochen in ihren Gelenken knirschen fühlte. Das verursachte einen winzigen Schmerzensschrei, und mein Atem ging rascher. Ich war jetzt ganz Herr der Lage, ich hatte die Macht, ich war der Meister ihrer Unterwerfung. Nun konnte sie mich nicht mehr zurückweisen.
    »Du tust mir weh, Chris, hör’ sofort auf damit!« Ihre Stimme nahm an Höhe und Lautstärke zu, und sie war Musik in meinen Ohren.
    Doch ich glaube, daß ich so überrascht war wie sie, als ich sie auf den Bauch drehte. Sie schrie wieder, doch dieses Mal war das Geräusch unterdrückt. Ich ließ ein Handgelenk lange genug los, um ihren Hinterkopf zu greifen und ihr Gesicht tiefer ins Kissen zu drücken. Ihr freier Arm wedelte sinnlos herum, und sie wand sich unter mir. Ihre Stimme war eine unterdrückte Tirade von Protest, Verwirrung und Furcht.
    Und Schmerz. Oh ja, und Schmerz.
    Und für einen Augenblick vergaß ich, wo ich war.
    In Vals Schlafzimmer.
    Aber warum tue ich das?
    Weil wir es so mögen.
    Es gab kein Zurück mehr. Meine freie Hand kehrte zu ihrem Handgelenk zurück, und ich streckte ihre beiden Arme zum Kopfende, nagelte sie fest auf die Matratze. Ihr Kopf ging vor und zurück, als schrie sie Nein, nein, neinneinnein …
    »Dann mach, daß es mir besser geht«, sagte ich, und es brachte neuerliche Verwirrung, weil ich kaum den Klang meiner Stimme wiedererkannte.
    Sie begann, heiße Tränen zu weinen. Ihre Stimme wurde zu einem erstickten Wimmern. Ich konnte mich nicht daran erinnern, sie je vorher weinen gesehen zu haben, und ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß sie je besser als jetzt ausgesehen hatte. Als wäre sie bereit für mich und wartete darauf, daß ich ihr die Seele aus dem Leib bohrte. Es gibt auf Erden keine vergleichbare Macht.
    Ich hielt sie fest an den Handgelenken und brachte mich hinter ihr in Position. Sie wand sich noch stärker, hob dann den Kopf. »Oh, Chris, Chris«, sagte sie mit einer hohen Stimme am Rande

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