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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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eines Seufzers, »tu mir das nicht an, bitte nicht so, Chris, bitte!«
    Mit einem zornigen und wilden Stoß nahm ich sie, wie ich es geplant hatte. Ihr Schrei klang, als wäre er aus den tiefsten Abgründen ihrer Seele gerissen worden. Und ich hatte mich nie im Leben so gut gefühlt.
    Es gelang ihr, eines ihrer Beine zu befreien, und sie wuchtete es zwischen meine mit der Kraft eines Fußballstürmers. Für einen verrückten Moment dachte ich an das alte Jahrmarktsspiel, die Kraftprobe, bei der man einen großen Hammer nimmt und versucht, die Glocke an der Spitze der Säule klingeln zu lassen. Denn ich hätte schwören können, daß sie meine Eier klingelnd durch meinen Hals in meinen Schädel geschickt hatte.
    Dann legte der Schmerz seinen Schraubstock an. Und jeder Kerl weiß, daß dies das entkräftigendste Gefühl der Welt ist.
    Ich kauerte mich auf eine Seite des Bettes und fiel fast herunter. Ich rollte mich zu einem engen, kleinen Knoten der Qual zusammen, während Valerie die entgegengesetzte Richtung nahm und schwer auf dem Boden landete. Ich war mir vage bewußt, daß sie sich in eine Ecke zurückzog und ein Tuch über ihre Brust zog.
    »Oh Scheiße«, jammerte ich, weil der Schmerz nicht vergehen wollte. Eher noch hatte er Wurzeln geschlagen und war zu einem lebhaften Pochen angeschwollen. Und ich war zurück, nur ich und ich allein, der Chris Anderson, der ich immer gewesen war, der nie für irgend jemand eine Bedrohung dargestellt hatte. Der Chris Anderson, der Angst vorm Engtanz beim ersten Schulball gehabt hatte, weil er befürchtete, einen Ständer zu kriegen. Was immer auch in mir gewesen war und mir gesagt hatte, was ich gerne habe, war längst fort.
    Für eine lange Zeit sprach keiner von uns ein Wort. Ich war zu sehr damit beschäftigt, im Geist zusammenhängende Sätze zu formen, und Val saß einfach in der Ecke und seufzte, während sie sich an das Tuch klammerte.
    Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauerte, doch schließlich fing der Schmerz an, abzuebben. Und mein Geist war frei, sich weiterzubewegen – dorthin, was ich gerade eben Valerie hatte antun wollen, und wie ich sie dazu gebracht hatte, mir so weh zu tun. Der Schmerz in meinen Lenden war lächerlich im Vergleich zu meinen Gefühlen über das, was ich gerade getan hatte – ein so erniedrigender, haßerfüllter Akt.
    Ich lehnte mich auf einen Ellbogen. »Val, es … es tut mir leid.«
    »Sieh mich nicht an!« schrie sie. Ihr Kopf hob sich kurz, und die strömenden Tränen auf ihren Wangen glänzten im Mondlicht. Dann ließ sie den Kopf wieder sinken und verbarg ihr Gesicht auf Armen und Knien.
    Ich legte mich zurück auf ihr Bett, starrte wieder die Decke an und hörte zu, wie sie sich in der Ecke ausweinte. Das Geräusch wollte einfach nicht aufhören, es ging weiter und weiter und weiter, und ich wußte, daß ich es noch tagelang hören würde. Tage, Wochen – eine endlose Anklage, der ich nicht würde entfliehen können.
    »Valerie, es tut mir leid, du weißt gar nicht, wie leid es mir tut. Ich weiß einfach nicht, wie das passieren konnte …« Meine Stimme verkroch sich, denn je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger verstand ich davon.
    »Du …«, fing sie an, hielt dann inne, als ihre Stimme brach, bis sie sie wiederfand. »Du hast dich genauso wie in der Nacht deines Kampfes benommen. Da habe ich dich auch nicht gekannt.«
    »Val, bitte, das war nicht ich. Weder damals noch heute.«
    »Nun, wer war es dann?« schrie sie und schlug mit den Händen auf den Boden. »Was soll ich nun glauben?«
    Ich kämpfte mich hoch, um am Rand ihres Bettes zu sitzen. Ich versuchte, Zeit zu schinden, um mir eine gute Antwort auf diese Frage zurechtzulegen. »Du kannst nicht verstehen, was die letzten Wochen mit mir vorgegangen ist.«
    »Nein! Nein, das kann ich nicht!« Ihre Hände verknoteten das Tuch zu einem strammen Strick. »Aber wenn du dich vielleicht etwas mehr geöffnet hättest, hätte ich es versuchen können!«
    Darauf wußte ich keine Entgegnung. Also saß ich einfach da.
    Langsam, aber sicher faßte Val sich wieder. Sie ließ das verdrehte Tuch aus den Händen fallen, und es entrollte sich langsam wie eine lethargische Schlange. »Geh jetzt einfach, Chris. Bitte.«
    Nun war ich derjenige, der wimmerte. »Können wir nicht noch darüber sprechen?«
    »Taten sagen mehr als Worte, Chris.«
    Ich haßte es, wenn sie sarkastisch wurde. Sie war so verdammt gut darin.
    Ich sah sie an, und sie verzog keine Miene. Doch ich wußte,

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