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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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Deutschland rüber, um ihn in Heidelberg zu besuchen.«
    »Mir haben von der Stadt schon viele vorgeschwärmt.«
    »Für eine deutsche Stadt hat sie durchaus einen gewissen Charme.«
    Melkorka lächelte.
    »Hattest du nie das Verlangen, dich dort niederzulassen, bei deinem Vater?«
    »Nein, das wäre ein Verrat an meiner Mutter gewesen.«
    |148| »Wie das?«
    Susan zögerte etwas. Dann blickte sie Melkorka direkt in die Augen. Sie konnte ein Zittern in der Stimme nicht ganz verbergen, als sie die Frage beantwortete:
    »Mutter war im Konzentrationslager.«
    |149| 31
    Melkorka verstummte. Nie wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass die Witwe des amerikanischen Professors als Kind in einem der berüchtigtsten Gefängnisse der Menschheitsgeschichte gefangen gehalten war.
    »Entschuldige«, murmelte sie.
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, entgegnete Susan. »Aber aufgrund dieser bitteren Erfahrungen sind die Worte Höllenfahrt und Deutschland für Mutter und mich nahezu synonym. Das eine Wort ruft manchmal in Gedanken das andere hervor.«
    Melkorka nickte und beeilte sich, Susan vom unerwarteten Besuch ihres Vaters in Island zu berichten.
    »Er sagte mir, dass er nur deswegen nach Island gekommen war, um das Tagebuch lesen zu können, das mein Großvater während der Kriegsjahre geführt hatte. Andererseits weiß niemand mit Sicherheit, ob das Tagebuch mit seinem Tod überhaupt in irgendeinem Zusammenhang steht. Hast du etwas über diese Greta von Trittenheim-Schneider gehört, die wegen des Mordes verdächtigt wird?«
    Susan schüttelte den Kopf.
    »Wir haben weitere Informationen über die Deutsche bekommen«, schaltete sich Erna ein. »Sie sind aber im Augenblick absolut vertraulich.«
    |150| »Du kannst dich ganz auf meine Verschwiegenheit verlassen«, meinte Melkorka.
    »Wir haben ein Bild der Trittenheim-Schneider aus der Datenbank des Flughafens Keflavík an Interpol geschickt. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie bei Interpol unter verschiedenen Namen gelistet ist, unter anderem als Greta Richthoven. Interpol sagt, dass das wahrscheinlich ihr richtiger Name ist, aber so genau weiß das auch keiner.«
    »Diese Deutsche hat Kári und mir gegenüber behauptet, die Enkelin eines gewissen Rudolf Freiherr von Trittenheim zu sein.«
    »Das geht aus den Daten von Interpol nicht hervor. Zumindest nicht aus denen, die ich bisher gesehen habe«, antwortete die Beamtin. »Darin wird sie als die unverheiratete Tochter eines Ehepaares namens Richthoven aus Leipzig bezeichnet, das vor elf Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Greta ist seit einigen Jahren schon bei Interpol zur Fahndung ausgeschrieben, aber sie wurde bisher nie gefasst.«
    »Gibt es dafür irgendeine Erklärung?«
    »Interpol sagt, dass sie oft den Namen ändert. Außerdem benutzt sie falsche Ausweispapiere, die sehr professionell gemacht sind und ein Heidengeld kosten, was sicher darauf hindeutet, dass sie nicht gerade unter Geldsorgen leidet. Dann ist sie natürlich eine Weiße, und das macht es ihr leicht, in Europa unterzutauchen, wo sich die Beobachtung mehr oder weniger auf dunkelhäutige Moslems eingeschossen hat.«
    »Was hat sie denn ausgefressen, bevor sie nach Island kam?«
    »Ihr wird vorgeworfen, Angriffe von Neonazis auf Unterkünfte |151| von Einwanderern geplant und finanziert zu haben. Darunter auch Brandanschläge, bei denen Menschenleben zu beklagen waren.«
    Susan hatte ihr Essen bisher kaum angerührt. Sie beugte sich nachdenklich über den Tisch.
    »Gibt es denn in dem Tagebuch etwas, das bei den Neonazis ein spezielles Interesse geweckt haben könnte?«
    »Kann ich mir kaum vorstellen«, antwortete Melkorka. »Es sei denn, sie glauben an denselben Unsinn wie dieser Idiot von Himmler.«
    »Von was für einem Unsinn sprichst du?«, erkundigte sich Susan.
    Melkorka berichtete ihr von der Suche ihres Großvaters nach Gotatýrs Runenlied, das ihm und dem Reichsführer-SS den Weg zu Óðinns Zauberrunen und Þórs Hammer bei den beiden geheimnisvollen Brunnen weisen sollte.
    »Þórs Hammer?«, wiederholte Susan.
    »Jawohl.«
    »Weißt du, ich habe Dokumente gesehen, die Himmlers Überzeugung belegen, dass die Germanen früherer Zeiten gelernt hätten, die Kraft der Elektrizität zu beherrschen. Himmler behauptete, Þórs Hammer sei eine mächtige Elektrowaffe, die seine germanischen Vorfahren zu Urzeiten gebaut hätten. In den Kriegsjahren befahl er deutschen Wissenschaftlern, einen Weg zu finden, diesen Hammer nachzubauen,

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