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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Barbarenhorden aufnehmen
zu können; oder gar mit König Artus’ Heer.
Schweigend wartete er, bis Iven den Platz vor ihm gedeckt hatte. Als der grauhaarige Alte dazu ansetzte, seinen
Teller zu füllen, schüttelte er den Kopf, schickte ihn mit
einer Geste fort und bediente sich selbst. Iven sah vollkommen hilflos, ja fast verängstigt aus, aber Lancelot
wiederholte nur sein Kopfschütteln, erhob sich dann und
schickte König Uthers alten Mundschenk mit einer entsprechenden Geste endgültig aus dem Raum, bevor er seinen Stuhl zurückschob und sich mit zwei Messern und
ebenso großem Geschick wie Begeisterung über den Braten hermachte, um erst Gwinneths und dann die Teller der
beiden Iren zu füllen.
Sean sah ihm mit erstaunt aufgerissenen Augen zu.
Schließlich sagte er: »Mir scheint fast, als hättet Ihr Euren
Beruf verfehlt, Sir Lancelot .«
Lancelot lachte. »Nicht verfehlt, Sean. Nur gewechselt.
Schließlich war ich früher Küchenjunge.«
»Küchenjunge.« Sean nickte und machte ein Gesicht, als
müsse er sich erst über die Bedeutung des Wortes klar
werden. »Dann warst du das also tatsächlich.«
Lancelot nickte. »Es kommt sogar noch schlimmer. Ich
bin als Stiefsohn in einem Gasthaus aufgewachsen: bei
einem Wirt, der mich hundsmiserabel behandelt hat.«
Sean verzog anerkennend die Lippen. »Dann hast du
wahrhaft Karriere gemacht.«
»Ja, so könnte man es nennen. Vom Küchenjungen an
Artus’ Hof zum berühmtesten Ritter an seiner Tafel.«
Lancelot grinste breit, aber er konnte nichts daran ändern,
dass seine Stimme hörbar bitter wurde, als er fortfuhr.
»Und jetzt zum meistgesuchten Dieb Britanniens.«
»Dieb?« Sean hob seinen Becher und sah ihn über den
Rand des verzierten Trinkgefäßes hinweg durchdringend
an. »Ich habe eine Menge über Lancelot du Lac gehört
und nicht viel davon war gut. Doch Dieb hat ihn eigentlich
niemand genannt.«
»Aber ich bin es«, beharrte Lancelot. »Ich habe König
Artus das Wertvollste gestohlen, was er besaß. Und ich
werde es bestimmt nicht wieder hergeben.« Seine Worte
waren scherzhaft gemeint gewesen, doch er spürte selbst,
dass sie ihren Zweck nicht erfüllten. Seans Stirnrunzeln
vertiefte sich nur noch, und obwohl er nicht in Gwinneths
Richtung sah, fühlte er, wie sie für einen Moment erstarrte. Vielleicht nur um überhaupt etwas zu sagen, wechselte
er das Thema. »Aber du hast natürlich Recht, Söldner .
Man könnte es eine Karriere nennen. Und was hast du
getan, bevor du angefangen hast dein Leben für Gold zu
riskieren?«
»Mein Leben dafür riskiert, jeden Tag eine Mahlzeit zu
bekommen«, antwortete Sean, »und im Winter einen
Schlafplatz am Feuer. Unglückseligerweise ist es mir nicht
immer gelungen.«
Lancelot hielt für einen Moment in seinem Tun inne,
machte die Situation aber dann nicht noch schlimmer, indem er auf Seans Worte reagierte, sondern deutete schließlich nur ein Achselzucken an und nahm wieder Platz.
Seans Bemerkung hatte einen deutlichen Missklang in das
Gespräch gebracht, und obwohl er sicher war, dass das
nicht die Absicht des Iren gewesen war, ärgerte er sich
doch darüber. Dennoch verzichtete er darauf, ihn in seine
Schranken zu weisen. Er war nicht heruntergekommen um
zu streiten. Weder mit Sean noch mit sonst wem.
Stattdessen wandte er sich wieder Gwinneth zu. Sie hatte
ihr Besteck aufgenommen und zu essen begonnen und sie
schien voll und ganz darauf konzentriert zu sein.
Trotzdem musste sie seinen Blick spüren, denn nach einer Weile hob sie den Kopf und sah ihn unsicher, fast ein
wenig scheu an.
»Wie geht es dir?«, fragte Lancelot.
Gwinneth sagte nichts, aber Patrick antwortete an ihrer
Stelle: »Gut. Im Grunde besser, als es ihr gehen dürfte.«
Lancelots Ärger wuchs. Er wollte mit Gwinneth reden,
nicht mit Patrick. Dennoch wandte er nach einem Moment
den Kopf und sah den jungen Iren fragend an.
»Wie meinst du das?«
»Patricks Wortwahl war vielleicht ein bisschen ungeschickt«, sprang Sean seinem Bruder bei. »Was er meint,
ist wohl, dass sich Lady Gwinneth erstaunlich schnell von
den Anstrengungen und Strapazen der Reise erholt hat. So
wie du ja wohl auch.«
»Wir haben eine gewisse Übung darin, auf der Flucht zu
sein«, erwiderte Lancelot spröde. Sean fuhr weniger unter
seinen Worten als vielmehr unter dem Ton, in dem er sie
aussprach, leicht zusammen, warf seinem Bruder einen
mahnenden Blick zu und konzentrierte sich dann wieder
ganz auf seine Mahlzeit, und

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