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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Durch seine unheimliche Magie geschützt wich es
jedem Hindernis im letzten Moment aus und schien
manchmal regelrecht hindurch zugleiten, und schon nach
wenigen Augenblicken waren sie wieder aus dem Wald
heraus und Lancelot sah das Gehöft inmitten des
Schneesturmes unter sich liegen – aus einem völlig anderen Blickwinkel, als er erwartet hatte. Der Stall lag auf der
Rückseite des Haupthauses, nun aber näherte er sich ihm
aus der entgegengesetzten Richtung. Der magische Weg,
den das Einhorn genommen hatte, war sicher der schnellste gewesen, möglicherweise aber nicht der kürzeste.
Als sie aus dem Wald heraus waren, griff das Einhorn
weiter aus. Das Gasthaus flog regelrecht auf sie zu.
Trotz des Heulens des Sturmes und des immer noch
dichter werdenden Schneetreibens sah Lancelot schon von
fern die weit offen stehende und anscheinend eingeschlagene Tür und das flackernde rote Licht hinter den Fenstern. Dunkelgrauer Qualm drang aus einem Teil des
strohgedeckten Daches und wurde sofort vom Sturm gepackt und davongerissen. Unter dem Heulen des Sturmes
glaubte er das Klirren von Waffen und Schreie zu hören.
Lancelot verschwendete keine Zeit damit, aus dem Sattel
zu steigen, sondern beugte sich erneut tief über den Hals
des Einhorns und sprengte kurzerhand durch den leeren
Türrahmen.
Der Anblick, der sich ihm bot, gab ihm Recht.
In der schäbigen Gaststube tobte ein erbitterter Kampf.
Nahezu sämtliche Möbel waren zerschlagen und hinter
der offen stehenden Tür zur Küche war ein Feuer ausgebrochen, das den Raum in zuckendes rotes Licht tauchte,
sodass er eher einer grässlichen Version der Hölle glich
als der Wirklichkeit. Ein toter piktischer Krieger lag direkt
vor der Tür, der Leichnam eines zweiten war halb vor der
Theke zusammengesunken, halb lag er aber auch auf dem
fetten Wirt, den sein Schicksal ebenfalls ereilt hatte.
Mindestens sieben oder acht weitere Pikten lieferten sich
einen erbitterten Kampf mit Sean und seinen Brüdern, die
sich vor dem Kamin zusammengerottet hatten und Seite an
Seite verzweifelt gegen die erdrückende Übermacht
kämpften. Lancelots Herz machte einen erschrockenen
Satz, als er Gwinneth entdeckte, die zwischen den Iren
stand. Sie hatte beide Arme vors Gesicht gerissen um sich
zu schützen, aber Lancelot sah trotzdem, dass ihre Kleidung in Fetzen hing und sie aus einer hässlichen Schnittwunde über dem linken Auge blutete.
Der Anblick ließ ihn jegliche Skrupel vergessen. Seit er
das erste Mal diese Rüstung angelegt hatte und vom einfachen Küchenjungen Dulac zum Silbernen Ritter Lancelot
geworden war, hatte er lernen müssen, dass Kämpfen kein
Spiel war und nur zu oft mit einem schrecklichen Tod endete, aber er hatte stets versucht seinen Gegnern eine faire
Chance zu lassen. Der Anblick von Gwinneths blutüberströmtem Gesicht ließ jedoch irgendetwas in ihm zerbrechen. Mit einem gellenden Schrei trieb er das Einhorn an
und fuhr wie ein leibhaftiger Racheengel unter die Pikten.
Die beiden ersten Männer fielen unter seiner Klinge, ohne auch nur zu ahnen, wie ihnen geschah. Ein dritter wurde Opfer des Einhorns, durchbohrt von einem gedrehten,
nadelspitzen Horn, das er noch nicht einmal hatte sehen
und dem er deshalb auch nicht hatte ausweichen können,
und damit war der Kampf im Grunde entschieden. Die
überlebenden Pikten wichen in heller Panik auseinander
und selbst Sean und seine Brüder prallten ganz instinktiv
erschrocken vor Lancelot und seinem Einhorn zurück,
aber das Erschrecken währte nur einen winzigen Moment,
bevor sie begriffen, dass die silbern schimmernde Gestalt,
die so scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht war, auf ihrer
Seite stand. Von einem Atemzug auf den anderen wendete
sich das Blatt, und aus Verteidigern wurden Angreifer, aus
Jägern Opfer.
So mutig die Pikten auch sein mochten, suchten sie ihr
Heil nun doch in der Flucht, aber nicht einer von ihnen
entkam. Während die Iren johlend vorstürmten, riss Lancelot das Einhorn auf der Stelle herum und beugte sich im
Sattel vor, um nach einem der flüchtenden Krieger zu
schlagen. Der Hieb ging fehl, weil der Pikte im letzten
Moment einen Haken schlug, aber damit verlängerte er
sein Leben nur um einen Atemzug. Er stolperte über einen
zerbrochenen Tisch, ging auf Hände und Knie und kam
noch einmal halb in die Höhe, bevor sich das für ihn unsichtbare Horn des Einhornes genau zwischen seine Schulterblätter bohrte.
Lancelot riss das Einhorn herum und sah

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