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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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war, und machten sich daran, sie abzureißen, um damit das Kochfeuer in Gang zu halten.
    Kleggi und Harek Gunnarsson, den sie Dorfköter nannten, entdeckten ganz hinten eine weitere kleine Tür, hinter der eine enge, gewundene Treppe nach oben auf den Turm führte, den wir von außen neben der Moschee gesehen hatten.
    In Antiochien hatten wir die Sarazenenpriester auf diesen Türmen gesehen, wie sie mit ihrem Klagegesang die Gläubigen zum Gebet riefen. Jetzt schickte ich Gardi als Späher hinauf, aber er kam bald wieder herunter, weil er die Augen voll Sand hatte.
    Der kleine Ziegenhirte fühlte sich bei alldem nicht wohl. Er sagte, es sei ein schlimmes Vergehen, eine Moschee zu entweihen, aber die Männer lachten nur. Wir hatten von hier bis Gotland und wieder zurück die Tempel der Götter überfallen, ausgeraubt und niedergebrannt – was machte da einer mehr schon aus?
    Bruder Johannes strich ihm über die sandigen Locken und sagte: » Salus populi suprema lex esto. Das heißt, junger Mann, dass wir die Sachen dringender brauchen als der Gott dieser Ungläubigen.« Und Sighvat, der gerade mit einem Teil der Treppe vorbeilief, fügte lachend hinzu: » Keine Angst, kleiner Bär, nach allem, was ich gehört habe, hat dieser Allah keine Donnerkeile.«
    Also ließen wir uns nieder, um das Ende des Sturms abzuwarten, während der Wind um uns heulte und seufzte wie die Brandung, wenn sie über den Kiesstrand wäscht, ein Geräusch, das uns alle im Laufe der langen Nacht ziemlich wehmütig machte.
    Doch natürlich sollte man die Götter nicht verspotten, auch nicht die Götter der anderen, denn auch sie können ungemütlich werden. Erst in der Kühle des nächsten Morgens, als der Sturm sich gelegt hatte, merkten wir, wie sehr wir diesen Allah verärgert hatten.
    » Händler … wir haben Besuch.«
    Mein Traum zerstob wie Gischt im Sturm. Ein Traum, in dem Starkad und ich kämpften und er meinen Arm abgehackt hatte – aber es war nur Finn, der mir auf den Arm klopfte, um mich zu wecken. Ich sprang auf und ging zu den Männern, die bereits ihre Rüstungen anlegten und nach den Waffen griffen.
    Hinter Finn stand der völlig verunsicherte Runolf Skarthi, der auf dem Turm Wache gehalten hatte; und obwohl seine Hasenscharte seine Sprache etwas undeutlich machte, hatte er es den anderen unmissverständlich klar gemacht: vom Tempel auf dem nahen Berg waren Männer im Anmarsch. Viele Männer, in einer fest geschlossenen Gruppe.
    » Wie viele?«
    » Hundert«, murmelte er. » Vielleicht noch mehr.«
    » Bewaffnet?«
    » Ich habe Dorfköter und Schielauge ausgeschickt, um nachzusehen«, sagte Kvasir und warf mir mein Kettenhemd zu. Ich fing es auf und schlüpfte in das kalte Metall. Es knirschte, als ich mein Schwert aus der hölzernen, mit Schafwolle gefütterten Scheide zog, und die Sandkörner rieselten nur so, eine Nachlässigkeit, bei deren Anblick Finn empört schnauben konnte.
    Ich zog mühsam die steifen Lederriemen des Helms unter meinem Kinn fest, nahm meinen Schild und sah in die Runde mit den wilden, braungebrannten Gesichtern. In der Luft lag der vertraute Geruch von schweißgetränktem Leder, Eisen und grimmiger Entschlossenheit.
    Ein besserer Jarl hätte sie jetzt mit einer schönen Rede angefeuert, hätte sie Witwenmacher, Schwertbrecher und Totschläger genannt und ihnen Berge von Gold und Silber versprochen und mehr Ruhm und Ehre als Thor. Doch ich brachte nicht mehr fertig, als dem Ziegenjungen aufzutragen, ein Feuer anzuzünden, denn wenn alles vorüber war, würden wir unser Frühstück brauchen. Worauf alle beifällig grölten und siegesgewiss auf ihre Schilde schlugen.
    Schielauge und Dorfköter kamen atemlos durchs Tor gestürzt. » Mindestens hundert, würde ich sagen«, keuchte Dorfköter. » Aber mit ihrer Bewaffnung ist es nicht weit her: ein paar Bogen; ihre Speere sind nicht viel besser als spitze Stöcke, dann ein paar Keulen. Kaum eine Axt oder ein Schwert.«
    » Wenn es die Dorfbewohner sind«, sagte Bruder Johannes, dessen loser Helm verwegen über einem Auge saß, » dann sollten wir mit ihnen verhandeln. Vielleicht …«
    » Nicht nach alldem, was wir mit dieser Moschee gemacht haben«, unterbrach der Ziegenjunge, und Bruder Johannes sah ihn wütend an, nicht zuletzt, weil er wütend auf sich selbst war, dass er gestern die Warnung des Jungen ignoriert hatte.
    Ich jedenfalls war jetzt hellwach und dachte fieberhaft nach. Wenn es die Dorfbewohner waren, wo waren sie bisher gewesen?
    Schielauge

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