Runenschwert
Namen horchte er auf. Ich fragte ihn noch einmal, und er erschauerte.
» Pelekanos«, sagte er leise. Dann lauter. Dann schrie er es, dass sich alle entsetzten. Die Männer auf beiden Seiten sprangen auf und mussten mit Handbewegungen wieder beruhigt werden.
» Wer ist Pelekanos?«, fragte ich den Ziegenjungen, und er zuckte mit den Schultern.
» Pelekanos heißt Schreiner. Vielleicht ist das sein Beruf«, überlegte der Junge.
Der Grieche hatte das Wort gehört und nickte, wobei er den Kopf und die Augen verdrehte. Dann kauerte er sich hin und rollte sich fast zu einer Kugel zusammen, wobei er wimmerte: » Qalb al-Kuhl.«
Es entstand eine Bewegung. Aliabu zog scharf die Luft ein, und der geschrumpfte alte Beduine murmelte irgendeine Abwehrformel.
Der Ziegenjunge sah mich an und zuckte wieder mit den Schultern. » Ich glaube, es bedeutet etwas wie ›der mit dem dunklen Herzen‹, aber diese Beduinen sprechen manchmal nicht wie richtige Araber, deshalb ist es schwer zu verstehen.«
Das war alles, was aus dem Griechen herauszubringen war, und als sie merkten, dass ich ihn nicht kaufen wollte, wurde er wieder fortgezerrt, und wir wandten uns endlich dem Geschäft zu. Es ging um Wasser und Nahrungsmittel. Natürlich hatten es die Rechtlosen auf unsere blanken Waffen abgesehen und gaben uns so viele Vorräte und Wasser, dass ich dachte, sie würden verhungern und verdursten. Ich hoffte nur, dass die Axt, die sie dafür haben wollten, eine angemessene Bezahlung war.
Bruder Johannes war verärgert, dass ich einen guten Christen seinem Schicksal überlassen hatte, aber alle anderen gaben mir recht, dass es Wahnsinn gewesen wäre, einen Halbverrückten mitzunehmen und durchzufüttern.
» Es gab mal eine Zeit, Orm Bärentöter, da hättest du das nicht gemacht«, sagte Bruder Johannes traurig. Es war die Wahrheit, deshalb ärgerte ich mich und schnauzte ihn an.
» Es gab auch mal eine Zeit, Priester, da trug ich noch keinen Jarlring.«
Und wie immer in solchen Momenten hörte ich Einars Flüstern, dass ich den Preis des Ringes mit der Runenschlange an meinem Hals noch erfahren würde. Jetzt gab es natürlich noch eine Runenschlange in meinem Leben, nämlich die auf dem fluchbeladenen Säbel, den ich mir zurückholen musste.
Wir brachten ein gutes Stück Weg zwischen uns und die Rechtlosen, denn ich wollte nicht, dass sie die neue Axt an einem unserer Schädel ausprobierten. Wir waren eine Weile in die Nacht gegangen, als Aliabu an meiner Seite erschien. Ich ging neben Bruder Johannes, und wir bemühten uns gerade nach Kräften, wieder Freunde zu werden. In seiner Robe und mit dem Bart sah Aliabu im Zwielicht aus wie einer der Seher, von denen Bruder Johannes mir gerade erzählt hatte.
» Mein Weg endet hier. Das letzte Stück nach Aindara müsst ihr allein gehen«, ließ Aliabu mich durch den Hirtenjungen wissen. » Nicht weit entfernt von dem Dorf ist ein Tempel der alten Hethiter und dahinter, in den Bergen, liegt das Bergwerk. Näher gehe ich nicht heran, aber ich werde sieben Nächte hier auf dich warten, länger nicht.«
» Warum nicht? Hast du Angst?«, versuchte ich zu scherzen. Ich hätte es besser wissen sollen, denn er nickte ohne jede Verlegenheit, wie es bei den Beduinen üblich ist.
Im Dämmerlicht, beim Summen der Insekten, berichtete er Folgendes: » Diese Leute erzählen, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Freunde von Freunden, so sagen sie, haben ihnen erzählt, dass einige der Soldaten im Bergwerk weggelaufen sind, denn sie waren nicht bezahlt worden und es kamen auch keine Nahrungsmittel aus Aleppo, denn das Silber war erschöpft, und es wurde so viel gekämpft, dass das Bergwerk in Vergessenheit geriet. Es heißt, dass die, die dort geblieben sind, angefangen haben zu plündern, und sie müssen groß an Zahl sein, wenn sie Aindara so zugrunde richten konnten.«
Aliabu und seine Brüder banden die Kamele an, schlugen ihre Zelte auf und zündeten Feuer an. Es war klar, dass er keinen Schritt weiter gehen würde, und die verwirrten Eingeschworenen saßen ratlos da und warteten ab.
Ich sah das Gesicht des Ziegenjungen; ich wusste, dass das noch nicht alles war. Ich neigte den Kopf und sah ihn mit meiner unausgesprochenen Frage an. Der Junge zuckte mit den Schultern. » Er hat vor etwas anderem noch mehr Angst als vor den Soldaten. Ich hörte, wie er mit seinen Brüdern darüber sprach. Ich konnte nicht alles hören, aber sie haben eine entsetzliche Angst, Händler.«
» Frag ihn«,
Weitere Kostenlose Bücher