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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Genau wie dieser schmierige Thrall, der dem griechischen Kaufmann gehörte, wie hieß er doch gleich?«
    » Niketas«, sagte Kvasir und spuckte aus.
    » Er war ein spadone«, erklärte Bruder Johannes. » Die werden noch am schonendsten behandelt.«
    » Schonend? Wie kann man schonend kastrieren?«, wollte Finn wissen. » Bei Rössern kann ich es noch verstehen, aber bei Männern? Was für eine Demütigung.«
    » Man macht es bei Männern manchmal aus demselben Grund wie bei den Rössern«, sagte Sighvat, » aber ich wusste nicht, dass es dafür auch verschiedene Bezeichnungen gibt.«
    » Verschiedene Methoden«, verbesserte Bruder Johannes. » Ein spadone ist nicht kastriert – bei ihm werden nur die Leitungen gekappt.« Er sah uns an, machte eine kleine, ritzende Handbewegung und grinste, als Finn und die anderen unwillkürlich zusammenzuckten und ihre Beine fester zusammendrückten.
    » Sie machen das sogar mit manchen Neugeborenen der Herrscherdyastien«, fuhr er fort, und wir sahen ihn ungläubig an. » Denn nur körperlich gesunde Männer können Basileus werden, und bei manchen dieser Prinzen macht man es, damit sie später zwar ein hohes Amt bekleiden können, aber keinen unerwünschten Nachwuchs in die Welt setzen. Dann gibt es noch die thlassiae, denen hat man die Hoden einfach mit zwei Steinen zerquetscht«, fuhr er fort. Er klatschte kurz und scharf in die Hände, sodass die Männer zusammenfuhren und Finn laut aufstöhnte.
    » Und die dritte Methode?«, fragte ich neugierig.
    Bruder Johannes zuckte mit den Schultern und runzelte die Stirn, dann wies er auf die blutüberströmten Leichen. » Die findet man in Miklagard nicht oft, dafür aber weiter im Osten, wo die Männer viele Frauen und Konkubinen haben, die separat von den anderen leben. Sie werden von Sklaven bedient, und wenn es männliche Sklaven sind, dann müssen sie eben … völlig unschädlich gemacht werden.«
    » Aha, damit sie die Stuten des großen Zuchthengstes in Ruhe lassen«, kicherte Finn verständnisvoll.
    » Wie denn?«, wollte ich wissen.
    » Es wird alles entfernt, und du pisst durch einen Strohhalm«, sagte Bruder Johannes, was mit allgemeiner Fassungslosigkeit aufgenommen wurde. » Die Griechen-Römer von Miklagard nennen sie castrati.«
    Es war so still, dass man nur das Summen der Fliegen hörte.
    » Und haben sie das mit denen hier gemacht?«, fragte ich.
    Bruder Johannes nickte. » Ja. Es ist typisch für die Muselmänner.«
    Alles stöhnte, als hätten sie sich die Rippen verletzt. Nordmännern war das Kastrieren zwar nicht fremd, aber es geschah äußerst selten – so selten, dass ich es selbst noch nie gesehen hatte. Es war, zusammen mit dem Schnitt in die Arschbacken, das, was wir einen Klammhog nannten – eine schändliche Bestrafung, die jeden wissen ließ, wie unmännlich dieser Feind war und wie feige er gekämpft hatte.
    Für einen Moment war es ganz still, denn wir mussten dies alles erst verarbeiten. Schließlich spuckte Finn in die Hände, ergriff zwei Äxte und nahm sich die Kirchentür vor. Doch obwohl die Späne stoben wie Schnee, war uns bald klar, dass die Tür selbst für seine Kraft und seine Wut zu dick war.
    » Die ist ziemlich solide«, sagte Sighvat, » wahrscheinlich war die Kirche als Fluchtburg gedacht, wenn Gefahr drohte.«
    » Brennt die Tür nieder«, sagte ich, und die Männer trugen einen Teil des Feuers auf dem Platz vor die Tür, während andere alles, was brennbar war, aus den umliegenden Häusern anschleppten.
    Dann setzten wir uns hin und warteten, während der Rauch aufstieg und die Tür nach und nach verkohlte. Allmählich kündigte sich die Dämmerung am Nachthimmel an. Ich hatte zwei Männer als Wachen eingeteilt, Kvasir und zwei andere rissen eine der Hütten aus Lehmziegeln ein, um an das Holzgerüst zu kommen, aus dem sie in dem Haus mit Starkads Toten einen Scheiterhaufen bauten.
    Die zwei, die uns so brav auf den Eseln gedient hatten, legten wir zu den anderen, dann wurde alles angezündet. Es kam einer anständigen Bestattung so nahe, wie es uns möglich war. Die Eingeschworenen waren müde, und Kvasir hatte eine Verletzung an der Seite, also protestierte auch niemand.
    Zusammen mit den anderen saß ich da, wir beobachteten die brennende Kirchentür und schärften unsere stumpf gewordenen Äxte. Ich hatte die verstreuten Waffen der Toten einsammeln lassen, obwohl wir uns einig waren, dass diese krummen Schwerter nicht viel taugten. Sie hatten nur eine Schneide und eine Spitze

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