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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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zum Stechen, doch für einen Schwertkämpfer waren sie nicht sehr geeignet.
    Der Scheiterhaufen mit Starkads Männern wollte nicht so recht Feuer fangen, denn das Haus war aus getrockneten Lehmziegeln gebaut und verhielt sich eher wie ein Backofen, der in der Hitze glühte.
    Radoslaw stand auf und durchsuchte die Häuser, schließlich kam er zurück und trug etwas in den Händen, von dem er nicht wusste, was es war. Er hielt es uns hin – eine Handvoll scharfer Spitzen. » Ich fand ein Fass voll von diesen Eisendingern«, sagte er verwundert.
    Wir anderen wussten, was es war, denn wir hatten Fässer mit ähnlichem Inhalt für Swjatoslaws Heer abgeladen, als es nach Sarkel marschierte.
    » Rabenklauen«, erklärte ich ihm und hob eine auf. » Damit hält man sich Reiter vom Leib – so!« Ich warf sie hoch, sie hüpfte ein paarmal und blieb liegen, eine Spitze nach oben. Radoslaw begriff sofort: Ein Teppich aus diesen Dingern, wie Saat vor dir ausgestreut, und egal wie sie landeten, eine Spitze zeigte immer nach oben, genau richtig, um in einen weichen Pferdehuf einzudringen.
    » Calcetrippae«, sagte Bruder Johannes, » so heißen die Dinger bei den Römern.«
    » Egal, wie sie heißen«, erwiderte ich, » wir nehmen sie mit, denn dort, wo wir hinwollen, wird auch vom Pferd aus gekämpft.«
    » Ein tüchtiger Speer, gut gezielt, tut’s auch«, meinte Finn. » Oder eine Dänenaxt. Eigentlich ist eine Dänenaxt die beste Waffe gegen berittene Krieger.«
    Die anderen nickten und brummten zustimmend und erzählten, wie sie von Männern gehört hatten, die mit einem Streich der langen Dänenaxt Pferd und Reiter in zwei Hälften geteilt hatten. Das Feuer an der Kirchentür knisterte, und der Nachtwind strich durch die Gassen; irgendwo schrien die Esel.
    Ich hatte mein Knie so gut es ging von Dreck, Steinchen und Splittern gereinigt und lehnte mich zurück. Ich musste an den hünenhaften Skapti Halbtroll denken, der eine Dänenaxt tanzen und wirbeln lassen konnte wie eine Vogelschwinge; er hätte sicher auch ein Pferd mit einem Streich geteilt.
    Ich erinnerte mich auch an den Wurfspeer, dessen Ende aus Skaptis Mund geragt hatte, nachdem er seinen Hals durchbohrt hatte, als wir nach dem gleichzeitigen Kampf mit Starkad und den Dorfbewohnern geflohen waren. Das war jetzt zwei Jahre her, doch es kam mir länger vor. Dieses Geschick, diese Kraft, alles das, was Skapti ausmachte – ausgelöscht von einem zerlumpten karelischen Schafzüchter mit seinem primitiven Speer.
    Das war am selben Tag gewesen, an dem Einar dafür gesorgt hatte, dass Starkad jetzt hinkte. Starkad. Der musste das Glück der Götter auf seiner Seite haben, nicht nur weil er diese Verletzung überlebt hatte, sondern auch den Angriff der rachedurstigen Dorfbewohner und die Schlacht mit den Chasaren bei Sarkel – der wir entkommen waren, weil wir auf Schatzsuche gegangen waren.
    Es war auch das Glück der Götter, dass er mir das Runenschwert nehmen konnte, und zwar einfach so, als nähme man einem weinenden Kind sein Spielzeug weg. Und noch mehr Glück war es, dass er sich auf dem anderen Schiff befand und den arabischen Seeräubern entkommen war. Wo war er jetzt mit all seinem Glück? Und wo war mein Schwert?
    Doch auch ich hatte Glück, dachte ich, als meine Augenlider schwerer und schwerer wurden. Das Glück Odins, das Starkad zwar die Beute zuspielte, aber ohne dass er wusste, welchen Schatz er da in Händen hielt …
    » Händler … wach auf … Händler!«
    Ich fuhr hoch aus einem Traum, der bereits im Zerrinnen begriffen war. Ich blinzelte ins Feuer und nahm den Gestank des Scheiterhaufens wahr.
    Kvasir sah mich einen Moment unbewegt an. Hatte ich im Traum gesprochen? Was hatte ich gesagt? Ich verscheuchte den Gedanken.
    » Es wird hell.«
    Ich stand etwas mühsam auf, und er reichte mir einen Wasserschlauch, aus dem ich dankbar ein paar tiefe Züge tat. Es sah aus, als würde es ein kalter, aber schöner Tag werden, mit blauem Himmel, einer weißgekrönten See und einer Sonne, die nie warm wurde. In der Nähe standen die Männer, wachsam und abwartend. Das Feuer an der Kirchentür war ausgegangen und das verkohlte Holz, von dem noch etwas Rauch in die klare Morgenluft stieg, war immer noch fest. Der Scheiterhaufen im Haus war auch erloschen, aber er qualmte stark und das Gebäude war in sich zusammengefallen.
    Finn trat vor, in jeder Hand eine Axt. Er klopfte an die Tür und tat, als warte er auf Antwort, dann drehte er sich um. » Vielleicht ist

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