Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
freiliegen würde.
    Diese Taktik aber funktionierte mit einem Holzschild wie dem meinen nur, wenn das Schwert eine gerundete und fast stumpfe Spitze hatte, wie es bei den guten nordischen Schwertern der Fall war. Als seine scharfe Spitze in meinem Schild stecken blieb, sah ich seinen alarmierten Blick, doch dann machte er den zweiten Fehler: Er versuchte, sie herauszuziehen, statt loszulassen und sich schnellstens eine andere Waffe zu suchen.
    Als ich unter seinem ausgestreckten Arm die Axt von unten schwang, drang die Klinge in seine Achselhöhle und wurde erst vom Schulterblatt gestoppt. Er schrie, hoch und dünn, wie eine Frau in den Wehen, und zuckte zurück, wodurch meine Axt für einen Hieb von oben frei wurde. Doch ich war zu hastig und ungeschickt, deshalb traf ich ihn nicht sauber zwischen Hals und Schulter, sondern trennte ihm auf der linken Seite den bärtigen Unterkiefer ab.
    Blut und Zähne spritzten. Einer davon traf mein Auge, und ich duckte mich und drehte mich weg, was tödlich für mich gewesen wäre, wenn er nicht schon erledigt gewesen wäre. Laut schreiend lag er auf den Steinfliesen, die glitschig vom Blut waren.
    Es folgte der Moment, wo nur noch rasselndes Atmen und Stöhnen zu hören ist von denen, die so schwer verwundet sind, dass sie sich wünschen, sie wären tot; und das Gurgeln von denen, die dem Tod so nahe sind, dass sie keinen Schmerz mehr spüren. Diesmal hörte man aber auch Arnors Fluchen, dessen Nase aufgeschlitzt war und stark blutete. Andere liefen zielstrebig zwischen den wimmernden Arabern umher und schnitten ihnen die Kehlen durch, was sie nicht gerade schonend taten – die Quittung für das, was sie Starkads Männern angetan hatten.
    Finn rollte mit den Schultern, als hätte er gerade ein paar Auflockerungsübungen hinter sich, und schlenderte hinüber, um sich den gefallenen Anführer anzusehen, der noch immer gurgelte und nach Luft schnappte, während er in seinem Blut ertrank.
    » Unsauber«, bemerkte er kopfschüttelnd. » Wir müssen mal das Kämpfen mit der Axt üben, Händler Orm, denn bei dir sieht es aus, als hättest du Holz gehackt.«
    » Mit einem guten Schwert kämpfst du bestimmt besser«, warf Bruder Johannes ein und zeigte auf eine Ecke hinter den herumliegenden Toten. Finns Augen wurden groß, und er brach in ein Grinsen aus. Beute!
    Und was für eine Beute. Ich hatte mit den Waffen und der sonstigen Ausrüstung von Starkads Männern gerechnet, vielleicht auch mit einigen Essensvorräten von seinem Schiff, und das würde Kols Tod wettmachen, auch er hätte das so gesehen. Aber natürlich hatte ich nicht daran gedacht, dass dies mit allen Wassern gewaschene Piraten waren, die schon eine Zeitlang Handelsschiffe überfallen hatten, die so unvorsichtig gewesen waren, keinen großen Bogen um Patmos gemacht zu haben.
    Hier lagen zahllose Ballen von Stoffen, vom feinsten Leinen bis zum Vadmaltuch, ferner Fässer und Kisten voll kleiner Päckchen, die anscheinend Staub oder Erde enthielten.
    Da gab es ein ganzes Fass mit gelbem Pulver, das Kurkuma hieß, dann eins mit den dünnen, gebogenen Schoten der Feuerpflanze, die einem, wenn man unvorsichtig war, Brandblasen im Mund machte, doch wenn man sie richtig verwendete und das Fleisch damit kochte, konnten die Eingeschworenen nicht genug davon bekommen.
    Es gab Berge von Mandeln, würzigen schwarzen Nelken, von braunen Körnern, die wahrscheinlich Kümmel und Koriander waren, und säckeweise Kichererbsen, die jeder sofort erkannte.
    Mit offenem Mund starrten wir diese Schätze an, denn in einem Augenblick waren wir so reich geworden, wie wir vorher arm gewesen waren, und diese Erkenntnis machte uns zunächst sprachlos. Doch dann freuten wir uns wie Kinder, stöberten weiter in der Kirche herum und staunten über jede neue Entdeckung.
    Wir lachten, als der kleine Eldgrim ein Päckchen aus einer Tonne aufmachte und anfing, fürchterlich zu niesen, sodass der Inhalt überall hinflog und der Raum sich mit einem rötlichen Staub füllte, bis alle niesten und uns die Augen tränten.
    Das war Zimt, wie Bruder Johannes uns belehrte, und dass der kleine Eldgrim gerade ein kleines Vermögen weggeniest hatte.
    Das ernüchterte uns, und jetzt wurden wir vorsichtig und entdeckten weitere sorgsam verpackte und fast frische Ware – Paprika und diese kleinen goldgelben Früchte, die einem den Mund zusammenzogen und die Bruder Johannes Zitronen nannte.
    Die Schätze nahmen kein Ende: Fässer mit vielen verschiedenen Sorten von

Weitere Kostenlose Bücher