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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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– ein Grauer mit strubbeligem Rücken, der die Lippen zurückzog, um prüfend den Duft einer Stute einzusaugen …
    Es war dunkel, ich nahm ein rhythmisches Hämmern und einen Funkenregen wahr, der jedes Mal kurz die rotglühende Gestalt eines Mannes beleuchtete. Er war nackt bis zur Hüfte und glänzte vor Schweiß, mit starkem Arm ließ er den Hammer auf eine rotglühende Stange auf dem Amboss niedersausen.
    Er sah aus wie Thor. Ich dachte, er sei es, aber sein Gesicht hatte hohe Wangenknochen und mandelförmige Schlitzaugen. Ein Finne. War der Donnergott denn ein Finne? Nein, war er nicht. Er war ein Wälsung, wie alle Kinder Odins, und somit imstande, wechselnde Gestalten anzunehmen. Das fiel mir jetzt wieder ein.
    In der Dunkelheit neben mir erschien eine Gestalt, zu schattenhaft, um sie zu erkennen, aber ich spürte, es war Einar. Ich erkannte ihn, ohne dass ich mich nach ihm umdrehen musst e, an den schwarzen Haarflügeln zu beiden Seiten seines Kopfes.
    » Ich habe dich getötet«, sagte ich. » Aber du hast es verdient.«
    » Ich wusste, du würdest mein Verderben sein«, erwiderte er, » und so ist es gekommen.«
    » Du hast meinen Vater getötet«, erinnerte ich ihn.
    Stille.
    » Stimmt es, dass Walhall aus Schilden gebaut ist, mit einem Dach aus Speeren?«, fragte ich.
    » Wie soll ich das wissen? Ich darf nicht über die Regenbogenbrücke, weil ich den Odinsschwur gebrochen habe, den wir auf Gungnir abgelegt hatten«, sagte er, indem er sich halb umdrehte, sodass sein Gesicht nicht mehr völlig im Schatten war. » Solange dieses Band nicht neu geflochten ist, bin ich verloren«, fügte er hinzu. Seine Stimme wurde leiser, bis es nur noch ein Flüstern war.
    Ich sagte nichts. Ich hatte den Eindruck, als erwartete er, dass ich die Sache wieder in Ordnung bringe, doch ich hatte keine Ahnung, wie.
    Das Hämmern ging ununterbrochen weiter. Er hob eine Hand, ich sah, dass sie so stark war wie eh und je. Ich sah sogar die Narben auf den Fingerknöcheln, die Narben, die jeder Schwertkämpfer im Laufe der Zeit bekommt.
    » Er hat es nicht für Starkad geschmiedet«, sagte er und deutete auf den Schmied. In der Dunkelheit zog sich eine Runenschlange die Klinge entlang, rotglühend im Licht der Esse.
    » Nein, für Attila«, sagte ich, verwirrt, dass er es anscheinend nicht wusste, ausgerechnet er, der jetzt auf dem Thron dieses Königs saß.
    » Er ist tot«, erwiderte Einar. » Jetzt gehört es in deine Hand. Du musst es dir zurückholen.«
    Ich sah, wie die Gestalt verblasste, doch die Hammerschläge wurden immer lauter.
    » Wie ist der Tod?«, fragte ich beinahe verzweifelt.
    » Lang«, sagte er, dann war er verschwunden.
    Das donnernde Gedröhn brachte mich zurück in die Wirklichkeit, ans Feuer in dieser Häuserruine. Männer sprangen auf und liefen hinaus, wo Schielauge, der die letzte Wache hatte, mit der Speerspitze auf eine rostige Radfelge schlug. Diejenigen, die ein Kettenhemd besaßen, zogen es sich eilig an.
    » Was zum Teufel …?«, wollte Finn wissen, eine Frage, die alle bewegte, die verschlafen blinzelnd, mit den Waffen in der Hand, dastanden. Schielauge deutete nur mit dem Finger.
    Auf dem gegenüberliegenden Hügel, fast so grau wie das Gestrüpp hinter ihnen, waren etwa ein Dutzend Reiter und beobachteten uns.
    » Sie sind gerade aufgetaucht«, sagte Schielauge, » mit dem ersten Licht.«
    » Formieren«, sagte ich, und wie befohlen bildeten sie einen kompakten Block, die Männer mit Rüstung in der ersten Reihe, mit gehobenem Schild. Die Berittenen kamen herunter, geübte Reiter, die den nassen, von Geröll bedeckten Abhang mit Leichtigkeit nahmen. Sie hatten die dunkle Haut der Schwarzen Männer aus den Wüstenländern im Süden. Der Anführer, ein Mann mit einem kurzgeschorenen Bart und kohlschwarzen Augen, der einen schwarzen Turban trug, hatte beide Hände seitlich ausgestreckt. Er wollte zeigen, dass er unbewaffnet war und reden wollte.
    Die anderen Reiter waren gut ausgerüstet und bei ihrem Anblick lief es mir kalt über den Rücken. Jetzt war der schwarze Turban nur noch wenige Schritte entfernt.
    Sein Pferd war groß und stark, und er beherrschte es vollkommen. Er trug einen stark geschwungenen Bogen, der allerdings verhüllt war. An der linken Hüfte baumelte der Köcher, der schräg nach hinten hing und tief ausgeschnitten war, sodass man die Pfeile sah, die sehr schnell gezogen werden konnten.
    Statt eines krummen Säbels hatte er an der anderen Seite ein fast gerades Schwert.

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