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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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war, und ich hatte das Gefühl, dass mein Körper nicht zu mir gehörte. Meine Beine wollten mich nicht tragen und meine Finger fühlten sich an wie unförmige Filzrollen. Neben mir kauerte Bruder Johannes, ernst wie ein dunkler Fels; verschwommen sah ich ihn nicken, aber ehe ich ihn richtig wahrnehmen konnte, hatte er sich wieder aufgelöst.
    Dann schien ich ins Meer zu stürzen, es nahm mir den Atem, doch es zerriss den Schleier, durch den ich nicht hatte wahrnehmen können, wo ich lag oder ob die Sonne aufgegangen war. Ich tauchte auf und schüttelte den Kopf, wobei ich vor Schmerz aufstöhnte; dann setzte ich mich auf und wischte mir hustend das Wasser aus den Augen.
    Neben mir stand der Ziegenjunge und grinste, den umgestülpten Eimer in der Hand. Bruder Johannes brachte einen zweiten an, den er im nahen Fluss gefüllt hatte und über mir ausleeren wollte, doch ich hob die Hand und bat ihn mit letzter Kraft, mich zu verschonen.
    » Du bist der Letzte«, sagte er. » Du wirst dich sicher freuen, dass es Finn und Radoslaw genauso schlecht geht wie dir. Kvasir und Hedin sind nicht ganz so schlimm dran. Dafür ist Ivar Gautr tot.«
    Ich wischte mein nasses Gesicht ab und strich mein tropfendes Haar zurück, deshalb hörte ich nicht genau zu. Doch dann wurde mir bewusst, was er gesagt hatte. Ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Wie konnte Ivar tot sein? Er war doch bei uns gewesen und hatte geholfen, die Ziegenbälge mit Nabidh zu leeren, und sein Gesicht war genauso rot gewesen wie die Gesichter der anderen; und wenn er auch nur noch undeutlich gesprochen hatte, als hätte er den Mund voll Brot, so hatten seine Witze uns doch alle zum Lachen gebracht.
    Bruder Johannes sah meinen Blick und seufzte. Der Junge ließ den Eimer fallen und warf mir meinen Umhang zu, damit ich mich abtrocknen konnte.
    » Es war meine Schuld«, sagte der kleine Priester traurig. » Ich hätte ihn mit diesem Zahn zu den griechischen Chirurgen schicken sollen.«
    » Die hätten ihn geheilt«, sagte der Ziegenjunge mit Überzeugung, wobei er seine Tunika hob und mir seine dicke bläulich-rote Narbe zeigte. » Die können Tote wieder lebendig machen.«
    » Du gotteslästerlicher Satansbraten«, brummte Bruder Johannes liebevoll. » Geh und suche Sighvat. Aber nicht rennen, hörst du? Sonst platzt vielleicht wieder etwas auf.« Der Junge zog los, und Bruder Johannes wandte sich an mich. » Er sollte noch gar nicht auf sein, aber er ist zäh wie Leder, der kleine Kerl.«
    » Ich weiß, das Nabidh war stark«, brachte ich schließlich heraus, » aber man fühlt sich hinterher nur wie tot. Es kann einen doch nicht umbringen … oder?«
    Bruder Johannes reichte mir den Eimer, aber obwohl ich trank, wurde mein Durst nicht weniger.
    » Ivar ist an seinem Zahn gestorben. Das Zahnfleisch war angeschwollen, weil sich Fäulnis darin gebildet hatte. Er wollte nicht damit zu den Griechen gehen, obwohl klar war, dass es immer schlimmer wurde. Das Gift von dem Zahn muss sich in ihm ausgebreitet haben, seit er sich auf Zypern die Pfeilverletzung geholt hat.«
    Sein Gesicht hatte zuletzt wirklich schlimm ausgesehen; die Wange war angeschwollen, sodass die Narbe gedehnt war und hervortrat. Die andere Wange dagegen war gelb und wie ausgemergelt, wie ein wurmstichiger Käse, der von innen her zusammenfällt.
    » Also hat sein eigener Zahn ihn gefressen«, sagte ich staunend, und Bruder Johannes richtete sich auf und streckte sich.
    » Das ist nur der Erste von vielen Toten, fürchte ich«, sagte er. » Es heißt, dass der Strategos, Rotstiefel, in zwei Tagen hier sein wird, und die Armee soll marschieren. Starkad hat jedem, der es hören will, erzählt, dass die Eingeschworenen auf Zypern Kirchen ausgeplündert und brave Christen umgebracht haben.«
    Ich stand auf und zog mir den Umhang über die Schultern. Ich wünschte inständig, mein Kopf wäre klarer. » Und hört ihm jemand zu?«
    Bruder Johannes zuckte mit den Schultern. » Skarpheddin hört zu. Und die Griechen, die hier die Armee befehligen. Ich habe gehört, dass Jarl Brand nur lachte, als er das hörte. Daraufhin sind die Griechen etwas vorsichtiger geworden mit ihren Äußerungen, denn Brand hat ja selbst die ganze Mittelmeerküste unsicher gemacht und überall geplündert, und es würde mich überraschen, wenn er um die Kirchen einen Bogen gemacht hätte. Und es sieht so aus, als bräuchten die Griechen den Jarl und seine Leute. Trotzdem, Brand wird Starkad natürlich helfen, denn dieser Hund

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