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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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waren wie entfesselt. Dann fühlte ich eine Hand auf meinem Arm, es war Bruder Johannes. Sein Gesicht war todernst. » Es hat ja doch keinen Zweck. Lass sie sich austoben«, sagte er. » Aber sieh einmal, wir haben noch etwas gefunden.«
    Ich folgte ihm zu einem schwarzen Zelt und trat gebückt ein. Ich blinzelte eine Weile in der plötzlichen Dunkelheit, dann, nach einer Weile konnte ich etwas erkennen. Das Licht mehrerer dicker Kerzen fiel auf die bunten Teppiche auf dem Boden und die vergoldeten Trinkgefäße, die auf niedrigen Holztischen standen. Botolf stand da, er hielt die Dänenaxt in der Hand, auf dem Boden lag ausgebreitet das Rabenbanner. Er grinste den Mann an, der ihm gegenübersaß.
    Er saß auf einem der vielen dicken Kissen, mit dunklen Augen im mageren Habichtsgesicht und einer Gesichtshaut, so faltig, als sei sie mit Spinnweben überzogen – Martin der Mönch. Seine Augen wirkten tiefgründig und geheimnisvoll.
    » Die Sarakenoi hatten ihn festgenommen, als er sich nach Jorsalir absetzen wollte, so viel ist ihm in seiner Freude herausgerutscht, als Botolf ihn gerettet hat«, sagte Bruder Johannes. » Für sie ist er nicht mehr als ein entlaufener Sklave. Sie hätten mit ihm kurzen Prozess gemacht.«
    Jemand platzte ungebeten durch die Zeltklappe, und Botolf fuhr herum und knurrte ihn an wie einen Hund. Die Gestalt verschwand mit einem Schreckenslaut.
    » Es scheint, dass ihr einige eurer Hunde noch an die Leine legen solltet«, krächzte Martin mit heiserer Stimme.
    » Darüber solltest du froh sein«, sagte ich. » Wenn Starkad kommt, wird es dir vermutlich schlechter ergehen.«
    Martin zwinkerte nervös, und die tiefen Falten um seinen Mund zogen sich so stark zusammen, dass es aussah wie ein Katzenarsch. » Und, wird es mir bei dir gut ergehen, Orm Ruriksson?«
    Ich seufzte und nahm eines der Trinkgefäße, aber es war leer. Botolf schob mir einen fast leeren Wasserschlauch zu und ich trank das lauwarme Zeug, wobei ich den gröbsten Dreck mit den Zähnen zurückhielt.
    » Ich habe Besseres zu tun, als mit dir zu streiten, Mönch«, sagte ich. » Da draußen wird Blut in Strömen vergossen, und wie du siehst, befehlige ich niemanden. Erzähle mir von meinen Männern, die mit dir zusammen waren, während wir warten, bis diese Horde hier fertig ist und sich müde gebumst hat.«
    » Deine Männer?«, fragte Martin mit ironischem Lächeln. Er massierte seine Handgelenke, die von den Fesseln schmerzten. » Das glaube ich kaum, Orm Bärentöter. Ihr Anführer ist jetzt Valgard Skafhogg, und sie gehorchen ihm und sind überzeugt, dass ihre Götter sie verraten haben.«
    » Sind sie noch immer zusammen und auf dem Weg in dieses Bergwerk?«
    Martin nickte. » Ja. Ich konnte fliehen. Zwei Männer, beides gute Christen, kamen mit mir. Sie wurden getötet, und ich wurde festgenommen.«
    Das überraschte mich nicht, denn wenn Martin eine Eigenschaft besaß, dann die des Aals, der sich aus jeder noch so schwierigen Lage herauswand. Martin konnte aber noch etwas: Er konnte sehr geschickt Menschen davon überzeugen, dass der weiße Christus sie retten werde.
    » Was ist mit der Lanze?«, wollte Bruder Johannes wissen. Martin blieb die Dringlichkeit der Frage nicht verborgen, und er brachte ein schiefes Lächeln zustande.
    » Die muss ich noch beschaffen. Das werde ich auch tun, keine Angst. Wieso interessierst du dich dafür?«
    Bruder Johannes wurde rot, weil er sich der Habgier verdächtigt fühlte. » Maße dir nicht an, über mich zu urteilen, Priester. In der Großen Stadt gibt es auch eine heilige Lanze. Soweit es mich betrifft, hast du nichts weiter als ein Stück Holz mit etwas Eisen dran.«
    » Aber wenn es nicht bloß ein Stück Holz ist?«
    Martins Frage blieb unbeantwortet. Schließlich stand Bruder Johannes auf und verließ das Zelt.
    Ich sah den Mönch an und erinnerte mich an den Schlag, den ich ihm einst versetzt hatte. Damals hatte ich die Klinge flach gehalten, um sein Leben zu schonen, was ich seither oft bereut hatte. Jetzt saß er wieder vor mir, und wieder hatte er mir sein Leben zu verdanken.
    Ich hob die Hand, um Botolf, der am Eingang stand, zu mir zu winken. Martin bemerkte meine fehlenden Finger, lachte leise und hob seine Hand, an der der kleine Finger fehlte. Der war ihm von Einar abgeschnitten worden, während Martin kopfunter am Mast der Elk gehangen und alles erzählt hatte, was er wusste, wobei er wie am Spieß schrie und sich bepisste. Man sah ihm an, dass ihm die Erinnerung

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