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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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umklammernd.
    Dann waren sie weg, und der nordische Schilderwall stürmte mit lautem Wolfsgeheul hinterher. Ich sah, wie Finn und Kvasir in der Staubwolke verschwanden, dann stampfte Botolf mit erhobenem Banner und fliegender roter Mähne an mir vorbei.
    Stefanos, der Taxiarchos, ruderte wütend mit den Armen, sein wildes Geschrei ging aber im Gebrüll der Nordmänner unter, sodass er und sein kleiner Trupp nichts weiter als ein Klimpern von Bachkieseln in einer reißenden Flut waren. Erschöpft trabte ich hinter ihnen her und stieg über die Männer, die sie niedergemetzelt hatten.
    » Bring deine Leute zurück«, schrie Stefanos mich an, rot im Gesicht, seine Stimme überschlug sich vor Wut. » Jetzt! Sofort!«
    Ich antwortete ihm nicht einmal, sondern trabte weiter und ließ ihn empört krächzend zurück, bis er hinter mir im Staub verschwunden war.
    Nur zwanzig Schritte weiter traf ich auf Amund, der mitten in einer Gruppe von Sarakenoi hockte, von denen einige noch zuckten und stöhnten. Den Streifen weißen Tuchs, der ihn als einen der Eingeschworenen gekennzeichnet hatte, war jetzt um den Stumpf seines Handgelenks gebunden. Er hielt das eine Ende zwischen den Zähnen und versuchte, die Blutung zu stillen.
    Ich legte Schild und Schwert hin und kniete nieder, um ihm zu helfen. Ich brach einen herumliegenden Pfeil ab, um den Verband mit dem Schaft fester zu drehen. Der metallische Geruch von Blut lag schwer in der Luft.
    » Sieh mal nach, ob du meine Hand finden kannst«, sagte er ganz ruhig. » Ich hatte einen Ring, der mir viel bedeutete.«
    Dann verdrehte er die Augen und fiel zitternd nach hinten um. Ich gab ihm das Schwert in die andere Hand und blieb bei ihm, bis er aufgehört hatte zu zucken, während Schreie und der Lärm der Trompeten und Trommeln vom Schlachtfeld zu uns drangen. Dann fand ich seine abgetrennte Hand, wie eine weiße Spinne im blutigen Schlamm, und steckte sie unter seine Tunika, damit er unversehrt war, wenn wir ihn später begruben.
    Ich nahm Schwert und Schild und ging weiter.
    Vierhundert Schritt weiter traf ich auf die Eingeschworenen, dort, wo die Luft klar genug war, dass man die große Messingscheibe der Sonne sehen konnte, die am Himmel glühte, der so blassblau war wie Svalas Augen. Ich stolperte über die Steine und das Gestrüpp dorthin, wo sich mehrere niedrige Hügel erhoben. Sie sahen aus wie Grabhügel: schwarze Zelte aus Ziegen- und Kamelhaar, flach am Boden gegen die Hitze.
    Ich hörte Schreien und Rufen und sah jemanden, den ich kannte: Svarvar, der in Jorvik Prägestempel gemacht hatte. Er kam mit einer Tunika voll Messinglaternen und Talismanen aus Speckstein angewankt.
    » Was soll denn das sein?«, schrie ich ihn an, denn ich hatte angenommen, sie seien alle irgendwo in ein grausames Gemetzel verwickelt und ärgerte mich jetzt, dass ich mir umsonst Sorgen gemacht hatte. Er grinste und drückte seine Beute an sich.
    » Ein Riesenspaß!«, rief er zurück und verschwand im Dunst.
    Die Eingeschworenen hatten das Vorratslager der Sarazenen entdeckt, so mühelos, als hätten sie mithilfe von Gisurs kleinem Elfenbeininstrument den Weg vorher berechnet. Die paar Soldaten, die es bewachen sollten, waren tot oder geflohen, und die Eingeschworenen waren außer Rand und Band vor Begeisterung.
    Hier gab es Pferde und Frauen, ganze Berge von Waffen, Rüstungen, Trinkgefäße und Vasen aus Gold und Messing – und viele Lederbeutel voll Geld, denn die Soldaten der Sarazenen bestanden darauf, pünktlich bezahlt zu werden, wie wir bereits festgestellt hatten, als wir die Toten ausraubten.
    Ich stand da, umgeben von einem Chaos, in dem Männer umherstolperten und wie Hunde heulten, mutwillig gutes Steinzeug zerbrachen und die Toten aufschlitzten, nur um festzustellen, ob sie womöglich etwas Wertvolles verschluckt hatten. Sie rissen den Leichen Ringe ab, warfen schreiende Frauen zu Boden oder zwangen sie, sich über Wagendeichseln zu beugen. Schielauge, einen schwarzen Turban schief auf dem Kopf, eine prächtige Brokatrobe über der einen und einen noch teureren Umhang über der anderen Schulter, bearbeitete mit lustvollen Stößen die nackten Arschbacken einer schreienden Frau, wobei er mit einem edelsteinbesetzten Dolch herumfuchtelte. Mir wurde schwindelig; einen Augenblick lang war es mir, als seien es nicht die Eingeschworenen, sondern die bärtigen Hohepriester aus Miklagards Kathedralen, die hier herumbrüllten.
    Ich schrie sie an, ich drohte, ich beschwor sie, aber sie

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