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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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bestätigte Finn auf meiner anderen Seite.
    Der Mann, der die mächtigste Armee der Welt befehligte, blieb stehen, wechselte ein paar Worte mit dem Taxiarchos, dann machte er kehrt und ritt davon, während dort, wo er vorbeiritt, die Rufe » Tydeus!« anschwollen und wieder verebbten.
    » Wer in aller Welt ist Tydeus?«, wollte auch Kvasir wissen, der am Ende der Reihe stand, und Bruder Johannes beugte sich zu ihm hinüber, die Augen vom Staub verklebt.
    » Nach Homer ist das ein alter Grieche, der eigenhändig fünfzig Männer auf einmal umbrachte.«
    » War das bei diesem Homer auch so ein Dreikäsehoch?«, fragte Kvasir.
    » Dein loses Mundwerk wird dich noch dein anderes Auge kosten«, warnte Bruder Johannes.
    In diesem Moment trat Sighvat einen Schritt vor und hielt seine Hand hoch, und der Rabe kam aus der goldenen Mittagshitze angeflattert und nahm auf seinem Arm Platz. Er glättete seine Schwungfedern, öffnete seinen dunklen Schnabel und sagte klar und deutlich: » Habt Acht.«
    Uns blieb der Mund offen stehen. Der Rabe legte den Kopf schief und wiederholte es. Dann fügte er hinzu: » Odin«, und flog davon, weil Sighvat ihn wieder in die Luft geworfen hatte.
    » Der Feind ist da«, sagte Sighvat. Dann sah er unsere offenen Münder und die furchtsamen Gesichter. » Was ist? Wusstet ihr nicht, dass Raben sprechen können?«
    Es hatte uns allen die Sprache verschlagen, aber wir hatten sowieso keine Zeit, viel zu sagen. Botolf, neben dem Bruder Johannes in einem viel zu großen Helm stand, entrollte Svalas Banner, und es hatte gerade angefangen, im glutheißen Wind zu flattern, als der Feind auch schon auf uns zumarschiert kam, genau wie Sighvat es vorausgesagt hatte.
    Die Reiter auf unserer rechten Seite verschwanden in einer turmhohen Staubwolke, und dann sahen wir nur noch Umrisse, Schatten im Staub, die uns wie ein Rudel Wölfe umkreisten, und ich hatte keine Ahnung, ob sie zu uns gehörten oder Feinde waren.
    » Das werden wir bald genug wissen«, schrie Kvasir über den Lärm hinweg, wobei er Staub ausspuckte. » Die Feinde sind die, die uns ohne Warnung ein zweites Spundloch verpassen.«
    Wir fassten unsere Schilde fester und standen auf, der Schweiß strömte nur so und machte alle Griffe nass und schlüpfrig. Wir waren lediglich aufgestanden, und doch keuchten wir schon mit offenen Mündern wie Hunde, und ich schickte Bruder Johannes, um die Wasserschläuche zu holen, die wir in den hinteren Reihen deponiert hatten. Wir soffen das heiße, abgestandene Wasser, als wäre es Nabidh.
    Die Zeit verging und die Staubwolke wuchs. Man hörte ein ununterbrochenes tiefes Dröhnen, unterbrochen vom Tuten der feindlichen Hörner und dem donnernden Trommeln auf beiden Seiten. Ich roch Hedins fauligen Atem und spürte den Druck von Finns Schulter. Hinter uns ertönte das Geräusch eines Riesen, der seinen Umhang zerriss: die Bogenschützen schossen eine Salve auf etwas, das wir nicht sehen konnten.
    In einer Staubwolke vor uns kamen die » Kanickel« mit ihren leeren Speerhüllen zurückgeflitzt, so schnell sie konnten. Die meisten liefen um uns herum, und der Sand spritzte aus ihren Sandalen wie Wasser, aber einige kamen direkt auf uns zugerannt, prallten gegen unsere Schilde und hämmerten dagegen wie an eine Tür.
    Als wir nicht öffneten, rasten sie hektisch weiter, aber ein paar warfen sich auch hin und schlängelten sich zwischen unseren Füßen hindurch, wofür wir sie in die Rippen traten.
    Dann erschienen plötzlich Männer in langen Roben mit einem großen schwarzen Banner, ein Aufblitzen von Speeren – und die Dailami-Fußsoldaten kamen auf uns zugerannt.
    Sie waren auf die Mitte losgestürmt und waren von vorn und von beiden Seiten mit Pfeilen und Speeren empfangen worden, sodass sie jetzt wie Schlafwandler umherstolperten, taumelnd, wie ein großes schwarzes Tier, das Blut, Schleim und Leichen mit sich zerrt, und jetzt hörten wir auch wieder den Ruf: » Illa-la-la-akba.«
    Wir stemmten uns dagegen; sie trafen auf unseren Schildwall, waren aber schon fast erledigt, als wir unsere Schwerter zogen. Ein Knäuel von fünf oder sechs Mann stieß mit uns zusammen, schreiend und mit wurfbereiten Speeren. Ich versetzte einem schwarzbärtigen Gesicht einen Hieb, spürte, wie die Klinge zubiss und hörte ihn schreien. Ich sah einen Speer an meiner Wange vorbeigehen, die Spitze drang unter einen Turban und direkt ins Ohr des Turbanträgers, sodass er aufschrie und fiel, den Kopf mit den Händen

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