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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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doch, wir seien in der Zisterne sicher.«
    »Für lange Erklärungen haben wir keine Zeit«, schnappte Jahanila. »Wo auch immer deine Freundin ihre Stellung hält, hol sie her!«
    Enris blickte in Augen, die keinen Widerspruch duldeten. Aber dennoch zuckte er nicht zurück. Er war nicht mehr der schüchterne, blasse Jüngling, der in einer Zeit, die ihm Jahrhunderte von diesem Moment entfernt erschien, in einer Höhle unter Carn Taar vor einem grimmig aussehenden Magier zurückgeschreckt war. Dieser Enris war ebenso unwiederbringlich fort wie der alte Mann mit dem eisgrauen Bart, dessen Leben als Harfner er eine Nacht lang geteilt hatte. »Für eine kurze Erklärung ist immer Zeit«, sagte er fest und erwiderte den sengenden Blick aus den riesigen, goldgelben Augen, die auf ihn herabstarrten.
    Jahanila gab ein unwirsches Knurren von sich, bei dem Tanda und der Bursche an seiner Seite erschrocken zurückwichen. »Wir müssen so schnell wie möglich zu Alcarasán. Ich weiß endlich, wie wir wieder nach Runland gelangen können. Es ist gefährlich und vielleicht kommen wir dabei auch um, aber ich bin davon überzeugt, dass es die einzige Möglichkeit für einen Weg zurück ist.«
    »Wovon redet sie?«, flüsterte Tanda, an Enris gewandt.
    In diesem Moment ertönte ein dumpfes, mahlendes Geräusch aus der Richtung des Eingangs.
    »Sie sind hier!«, zischte Jahanila. »Einige der Maugrim haben es bis in die Stadt geschafft.«
    »Ihr habt es gehört!«, wandte sich Enris an seine Begleiter. »Es wird also doch ernst. Geht in Deckung, wie wir es besprochen haben. Tanda, schieß erst dann, wenn du dir sicher bist, dass du dein Ziel auf keinen Fall verfehlen kannst, sonst bekommst du keine Gelegenheit für einen zweiten Schuss! Ich gebe Neria Bescheid.«
    Ohne ein weiteres Wort lief er los, den verschlungenen Steinweg entlang, der zum hinteren Bereich der Halle führte. Die beiden Männer, die mit Jahanila zurückgeblieben waren, reagierten schneller auf Enris’ Worte, als die Feuerpriesterin erwartet hatte. Geschwind schlüpfte jeder von ihnen hinter eine der beiden Säulen, die die Wegbiegung flankierten. Die Drachenfrau blieb alleine in der Mitte des Stegs zurück.
    Das Rumpeln nahm an Lautstärke zu. Ein massiger, felsartiger Schatten erschien am Ende der Treppe, die zum Eingang der Zisterne führte. Er zwängte sich mit einem harten scharrenden Geräusch hindurch und sprang krachend auf den Plattenweg, dass dieser erzitterte. Es war der größte Maugrim, den Jahanila je zu Gesicht bekommen hatte. Ihr Mut geriet ebenso ins Wanken wie der Boden unter ihren Füssen. Dann jedoch erinnerte sie sich wieder an eine der ersten Kampflehrstunden mit Alcarasán. Sie konnte fühlen, wie er vor den Toren der Stadt mit der Besessenheit eines Feuerkriegers so lange wie möglich am Leben zu bleiben versuchte, um den Bewahrern Zeit zu verschaffen, und sie erinnerte sich an seine Stimme, wie sie vor so langer Zeit im Tempel des Feuers von Gotharnar erklungen war: »Denkt immer daran – egal wie stark ein Gegner sein mag oder wie schlimm eure Lage – geht immer als Erste zum Angriff über! Ein entschlossener Vorstoß kann den Ausgang eines Kampfes für euch entscheiden, selbst wenn alles dagegen spricht.«
    Mit einem gewaltigen Satz sprang Jahanila aus dem Stand auf den Maugrim zu. Ihr Rachen öffnete sich zu einem wütenden Schrei, der ihr wie ein Bannerträger durch die dämmerige Zisterne voraneilte. Alles an verzweifeltem Mut, den die junge Feuerkriegerin aufbringen konnte, lag in diesem gellenden Laut. Ihr bisheriges Leben, woran sie glaubte und wofür sie kämpfte, warf sie in die Waagschale des Kampfes, den sie nun begann. Sie hoffte, dass es schwer genug wiegen mochte, um ihn für sich zu entscheiden. Mit einem donnernden Schlag stießen die beiden Gegner auf dem Steinweg inmitten des ölig glänzenden, dunklen Wassers zusammen.
    Der Maugrimkäfer wankte kaum, als Jahanila ihn mit einer seitlichen Drehung ansprang, um ihn aus dem Gleichgewicht zu stoßen. Stattdessen schnappte er sofort nach dem Hals der Drachenfrau, um sie zu packen. Blitzschnell wich sie zurück und verpasste seinem Kopf einen heftigen Schlag mit ihrem gezackten Schwanz. Der Maugrim summte scharf und schüttelte sich. Jahanila hätte liebend gern einen Feuerball gegen die Augen ihres Gegners geschleudert, aber mit all dem entzündbaren Öl, das um sie herum auf der Wasseroberfläche schwamm, wagte sie es nicht. Damit würde sie sich am Ende selbst umbringen.

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