Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
der Kriegerin jagten, ohne dass diese Anstalten machte, sich dagegen zu wehren.
Ein letzter Clar’catt fiel in zwei Stücke zerschnitten zu Boden, der Rest war geflohen. Alcarasán berührte Sah’arinas Stirn mit seiner linken Hand. Ihr böse zerstochenes Gesicht zeigte keine Regung. Eines ihrer Augen war völlig zugeschwollen, das andere starrte immer noch ins Leere.
Komm zurück! , forderte er sie wortlos und eindringlich auf, während er ihr durch seine Hand alles an Kraft schickte, das er noch entbehren konnte. Sofort spürte er, wie der Einfluss der Dron’marr auf seinen eigenen Geist zunahm, die niederdrückende Aufforderung, sich zu ergeben und das Schicksal der Vernichtung anzunehmen, das ihn erwartete.
Er fühlte unter seiner Hand, wie sich Sah’arina rührte. Gleichzeitig vernahm er ihre helle Stimme. »Hinter dir!«
Er ließ sie los und schnellte herum, aber nicht schnell genug. Ein Maugrim türmte sich über ihm auf – aus dieser Nähe hoch wie eine Felsklippe. Eines seiner Beine hob sich und stieß ihn gegen die Brust, so dass er auf den Rücken fiel. Sofort senkte sich ein weiteres Bein auf seinen Unterleib und rammte ihn hart auf Boden. Einer der Widerhaken an dem Bein des Käfers riss Alcarasán den Bauch auf. Blut schoss aus der Wunde. Gleichzeitig mit dem brennenden Schmerz vernahm der Feuerpriester wie aus weiter Ferne einen verzweifelten Schrei aus einer Vielzahl von Kehlen.
Felagarin war gefallen. Der Anführer der Verteidiger vor den Toren der Stadt war nicht mehr am Leben.
Die Fresswerkzeuge des Maugrim senkten sich unerbittlich auf Alcarasán herab. Dies war das Ende. Er hatte so lange durchgehalten, wie es ihm möglich gewesen war. Jetzt schloss sich der Kreislauf, der vor langer Zeit an diesem Ort seinen Anfang genommen hatte, und er bezahlte die offene Rechnung. Mochten die Ainsarii damit glücklich werden und seinen Freunden helfen – für ihn war die Prüfung vorbei.
13
Das schrille Alarmsignal der Cazozrin gellte in Jahanilas Ohren, aber sie hörte kaum hin. Stattdessen beobachtete sie mit angestrengt gerunzelter Stirn den Zug des Heeres, hinaus aus der Stadt. Sie hatte wieder ihre Drachenform angenommen und flog über die Zinnen der äußeren Stadtmauer von Mehanúr. Der Rest der Verteidiger kreiste hoch über diesem Bollwerk. Die Drachen warteten darauf, dass sich die Falle für die Maugrim öffnete. Sobald sich der Riss zwischen den Welten wieder schließen und die magische Blase mit dem Heer der Maugrim darin versiegeln würde, kämen sie wie Falken vom Himmel herabgestürzt und würden den Rest des angreifenden Heeres bekämpfen.
Unvermittelt brachen die Cazozrin ab. Das harte Schlagen einer Vielzahl von ledernen Schwingen war das einzige Geräusch, das noch die kalte Morgenluft durchschnitt. Jahanila, die eben die selbe Höhe wie die restlichen Bewahrer erreicht hatte, versuchte Alcarasán zu finden. Sie konnte ihn in der Ferne erahnen, zwar nur schwach, weil er offensichtlich versuchte, sich zu tarnen, aber dennoch unverkennbar der Alcarasán, mit dem sie in dieser Zeit gelandet war – nicht jener, den sie hinter sich im Inneren des Tempels spüren konnte, und der damit beschäftigt war, in Verbindung mit den Anführern der Bewahrer vor Ort zu bleiben.
Die unheimliche Stille nagte schmerzhafter an Jahanila als das Kreischen der Cazozrin. Sie sah auf die Hochebene hinab, auf das Heer, das sich kreisförmig in der Mitte zwischen dem Äußeren Verteidigungsring und dem Rand des Hügels formierte, wo sich das Heer der Maugrim drängte und unermüdlich gegen den unsichtbaren Wall um Mehanúr anrannte. Jeden Moment würde er fallen. Sie konnte es spüren, wie die schützende Schicht, die sie alle umgab, luftig und dünn wurde und der siedende Hass dahinter immer deutlicher zutage trat, als würde er sich durch ein Seidentuch schwelen.
Irgendwo dort unten befand sich Alcarasán und war entschlossen, sich zu opfern. Sie machte sich bereit, den Schwarm der übrigen Bewahrer über der Stadt zu verlassen und hinunter zu dem Heer der Verteidiger zu stoßen. Sie hatte keine Idee, wie sie ihren ranghöheren Ordensbruder, der offensichtlich seinen Verstand verloren hatte, dazu bringen sollte, von seinem verrückten Plan abzulassen. Aber irgendwie musste sie es schaffen.
Da drang der magische Gesang der Bewahrer in der Mitte an ihr Ohr. Sie begannen damit, die Falle für die Maugrim zu öffnen, die gleich den Schutzwall eingerissen haben würden. Er erfüllte Jahanilas Ohren
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