Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
Vom Netzwerk:
Entfernung hinter ihm, das deren Kampf begleitete, drang erst jetzt wieder in voller Lautstärke an sein Gehör. Er fuhr herum und sah Enris und drei andere Flüchtlinge. Sie zielten mit gespannten Bögen auf die beiden Wesen, die ineinander verkeilt inmitten des durch die Zisterne führenden Stegs kämpften. Noch hatte keiner der beiden die Oberhand gewonnen. Der Maugrimkäfer und die Wölfin hielten einander wie Ringer gepackt. Die Vorderbeine des Käfers berührten nicht mehr den Boden, ebenso wenig die Vorderpfoten der Wölfin. Zu beiden Seiten des Stegs reckten sich die Flammen des entzündeten Öls empor und beleuchteten den Kampf.
    »Schießt erst, wenn ich es sage!«, schrie Enris. »Ihr dürft nicht die Wölfin ...«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu vollenden. Die Männer nahmen ihn kaum wahr vor Angst und Anspannung. Ein Pfeil schnellte vom Bogen. Das brennende Geschoss schwirrte dicht an Nerias Kopf vorbei und verschwand in den Flammen über dem Wasser.
    Enris war außer sich. »Ich hab gesagt: Nicht schießen, verdammt!«
    Um ein Haar hätte er vor Zorn seinen eigenen Pfeil auf den Schützen abgefeuert. Nur mit Mühe richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Kämpfer. Einen guten Schuss anzubringen war schwierig, denn der Maugrim war sich im Gegensatz zu der rasenden Wölfin der auf ihn gerichteten Waffen durchaus bewusst. Er versuchte, seine Gegnerin als Deckung zu benutzen, während er sie gleichzeitig immer näher an den Rand des Stegs drängte.
    Enris senkte seine Lider, während er weiterhin den Bogen gespannt hielt, auf dem der Pfeil mit der brennenden Spitze lag. Die Muskeln seines rechten Arms, der die Bogensehne zurückzog, schmerzten. Gleich musste er entweder schießen oder den Bogen entspannen. In dem Dunkel vor seinen Augen, das nur die Kampfgeräusche in der Halle durchdrangen, hoffte er, den Geist der Wölfin zu erreichen, die seine Geliebte war. Wenn ihre tierischen Sinne tatsächlich so hoch entwickelt waren, dass sie ihn von allen anderen Temari unterscheiden konnte, dann war es ihm vielleicht möglich, sie zu rufen.
    Er richtete seinen Geist auf ein einfaches, klares Bild aus, das er mühelos vor seinem inneren Auge erstehen lassen konnte: die Wölfin, die ihren Kopf einzog. Er sandte es ihr, stieß es mit aller Macht in ihre Richtung.
    Jetzt!
    Er riss die Augen auf. Und tatsächlich – die Wölfin ruckte ihren Kopf zur Seite, während sie sich weiter knurrend gegen den unbarmherzigen Druck des riesigen Käfers stemmte.
    Enris feuerte seinen Schuss. Der Pfeil schwirrte in einer beinahe geraden Linie auf den Kopf des Maugrim zu und blieb zitternd zwischen den beiden Kugeln seiner Netzaugen stecken. Das wütende Summen des Käfers schwoll zu einem hohen, schmerzverzerrten Kreischen an, das so grauenerregend von den Wänden der Zisterne zurückgeworfen wurde, dass es Enris eiskalt über den Rücken lief.
    Unwillkürlich lockerte der Maugrim seinen Griff um die Wölfin, und diese riss sich los. Blitzschnell schlug sie ihre Zähne in eines der Beine ihres Gegners und brach es mit einem harten Zuschnappen ihrer Kiefer.
    »Schießt!«, schrie Enris. »Zielt auf seinen Kopf!«
    Zwei weitere Brandpfeile folgten der Richtung des ersten. Einer verfehlte den Kopf des Käfers um Haaresbreite und prallte an dessen Schulterpanzer ab. Der andere bohrte sich in die Kugel eines seiner Augen. Die Wölfin verbiss sich in ein weiteres der Beine ihres Gegners und durchtrennte es. Donnernd fiel der Käfer auf die Seite. Sein Kopf stand lichterloh in Flammen. Die Krallen der Wölfin rissen seinen ledrigen Unterleib auf. Ein Schwall von Gedärmen rutschte dampfend aus der klaffenden Wunde. Die restlichen Beine des Maugrim fuhren hilflos durch die Luft, dann erstarben ihre Bewegungen.
    Enris senkte erschöpft seinen Bogen, auf den er eben noch einen weiteren Pfeil gelegt hatte.
    »Wir haben es geschafft«, murmelte einer neben ihm. Der Flüchtling hörte sich an, als könne er seinen eigenen Worten nur schwer Glauben schenken.
    Jahanila hinkte von hinten an Enris heran. »Sie haben sich tapfer geschlagen«, sagte sie leise. »Lass uns jetzt gehen.«
    Wir gehören nicht hierher, und das weißt du, vernahm er ihre Stimme in seinem Geist. Du kannst sie nicht bis an das Ende deines Lebens beschützen. Eure Vorfahren werden auch ohne euch überleben – dafür habt ihr gesorgt.
    »Du magst recht haben«, erwiderte Enris leise. Sein Blick wich nicht von der Wölfin, die ihren Kopf in das blutige Fleisch

Weitere Kostenlose Bücher