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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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verbannt?«
    »Selbst ich«, bekräftigte Rotgar. »Dabei habe ich noch Glück. Mein Vater konnte das Urteil für mich abmildern, so dass sein Thronerbe in fünf Jahren nach Goradia zurückkehren darf. Aber mehr konnte nicht einmal er erreichen. Angarn, dieses Schwein, hat meinen Vater mit seinem Geschwätz von Ehrfurcht vor dem Gesetz der Priester bloßgestellt und gedemütigt, und das gegenüber allen Besuchern des Things!«
    Mit voller Wucht trat er gegen die Kommode am Fußende des Bettes, so dass sie gegen die Wand krachte.
    »Und was hat dein Vater zu der Botschaft des Orakels gesagt?«, wollte Deneb wissen. »Werden die Khorazon gegen die Serephin in den Krieg ziehen?«
    Rotgar fuhr so abrupt zu ihm herum, dass dieser zusammenzuckte. Es fiel dem kleinen Archivar schwer, den zornsprühenden Blick des Zwerges auszuhalten. Hier schlug ihm kein gewöhnlicher Zorn mehr entgegen, wie ihm schlagartig klar wurde. Er hatte schon früher von der Kampfeswut der Khorazon in Büchern gelesen. Wenn sie von ihr ergriffen wurden, tobten sie so sehr, dass sie kaum noch Freund von Feind unterscheiden konnten, und kämpften ohne auf ihre Verletzungen zu achten wie wilde Tiere im Blutrausch. Ob Rotgar gerade in diesen Zustand hinüberglitt, ohne es zu bemerken? Deneb mochte sich nicht ausdenken, was ein kampferprobter, zäher Krieger wie König Sveins Sohn alles anrichten konnte, wenn ihn die Kampfeswut gepackt hatte. Unruhig schielte er zu den beiden Begleitern des Zwergs hinüber, doch weder Gramil noch Alfaard schienen etwas Beunruhigendes darin zu sehen, dass ihr Anführer vor Wut schier Feuer spuckte.
    »Sie haben beschlossen, das Orakel zu missachten!«, tobte Rotgar. »Es wäre ohnehin schwierig genug geworden. Zur Zeit denken die meisten in der Versammlung vor allem daran, die Teile von Goradia, die durch die Beben verwüstet wurden, wieder aufzubauen. Krieg zu führen steht nicht besonders hoch auf der Liste des Thing. Aber Angarn hat den letzten Nagel in den Sarg getrieben. Er hat allen eingeredet, wir hätten den Spruch der Himmelsträne ungültig werden lassen, als wir das Gesetz gebrochen und die Stillen Hallen durchquert hätten. Sie werden nichts unternehmen, Orakel hin oder her. Mein Vater hat noch versucht, das Thing umzustimmen, aber umsonst. Angarn hatte noch nie soviel Einfluss wie heute. Der dreckige Priester hat auf ganzer Linie gesiegt!«
    Deneb hatte genug gehört. Er schwang sich aus seinem Bett und schlüpfte in seine Kleider. »Dann ist es wohl besser, wenn ich aufbreche«, sagte er, soviel Entschlossenheit in seine schwache Stimme legend, wie er aufbringen konnte. »Ich halte mich ungern dort auf, wo ich nicht mehr willkommen bin.«
    »Kluge Entscheidung«, brummte Alfaard. »Was dich betrifft: Normalerweise dürfte dir als Gast niemand in Goradia ein Haar krümmen. Aber du hast dein Gastrecht verwirkt, als du mit uns die Stillen Hallen durchquert hast. Dich trifft derselbe Richtspruch wie uns.«
    Er schloss seine Augen und schlug mit gefurchter Stirn dumpf seinen Hinterkopf gegen die Türschwelle. »Dass ich das auf meine alten Tage noch erleben muss! Aus meiner Heimat davongejagt wie ein räudiger Köter. Und das Schlimmste daran ist: Ich werde nie in der Gruft meiner Vorväter neben meinen toten Eltern und deren Eltern stehen, sondern irgendwo in der Fremde verscharrt werden.« Tränen liefen dem alten Zwerg über die Wangen. Er atmete schwer ein und aus. Niemand sprach ein Wort. Deneb bemerkte mit Erleichterung, wie die rasende Wut des Königssohns wieder schwand.
    »Es tut mir so leid, alter Freund«, sagte Rotgar mit belegter Stimme. »Das alles ist meine Schuld. Ich hab darauf bestanden, die Abkürzung zu nehmen.«
    »Und damit hast du unser aller Leben gerettet!«, fuhr Gramil auf. »Bestimmt wären wir beim Überqueren der Passwege schon längst erfroren oder von einer Lawine mitgerissen worden.«
    »Ich trage dir nichts nach, Herr«, sagte Alfaard, der gegen seine aufsteigenden Tränen ankämpfte. »Wenn ich jemanden am liebsten umbringen möchte, dann diesen Dreckskerl von Angarn.«
    »Was wirst du nun tun?«, fragte Rotgar Deneb, der sich bereits reisefertig machte. Der kleine Archivar bemerkte, dass er langsam tatsächlich Übung darin bekam, eilig seine Habseligkeiten in seine Reisetasche zu stopfen. Er überlegte, wo Pándaros’ Rucksack geblieben war, doch es wollte ihm nicht einfallen. Wahrscheinlich lag er noch immer auf dem Boden der Gruft, wo der Serephin ihn entführt

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