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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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auf den Rücken des Ungeheuers gehievt und blieb dort liegen, als hätte man ihn mit Stricken an dem Serephin festgebunden. Doch es waren keine sichtbaren Fesseln, die ihn hielten.
    Das Wesen hatte sich mit weit ausholenden Schritten in die Luft erhoben. Seine Schwingen schlugen hart auf und ab, um Höhe und Geschwindigkeit zu gewinnen. Der Schock der Eiseskälte, die während des Flugs an seinem Körper riss, hatte Pándaros die Sinne geraubt. Erst nach einer Weile war er wieder zu sich gekommen. Soweit seine Kopfschmerzen es ihm erlaubten, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen, fragte er sich verzweifelt, was der Serephinkrieger von ihm wollte. Wo war er hergekommen? Was hatte er mit ihm vor?
    Weder war er in der Lage, seinem Entführer eine Frage zu stellen, noch sprach dieser mit ihm. Pándaros blieb nichts anderes übrig, als reglos auf dessen Rücken liegend die entsetzliche Kälte zu ertragen und das Vorbeiziehen der Wolken über ihm mit anzusehen, während der Drache weiter durch die Nacht seinem Ziel entgegen flog. Die Stunden wanderten dahin wie der abnehmende Mond, der sich am Himmel abwärts und aus Pándaros’ Blickfeld bewegte, bis der Priester ihn schließlich nicht mehr sehen konnte.
    Zwischendurch rasteten sie. Einmal, zweimal, öfter? Er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren. Er wusste nicht einmal mehr, ob er überhaupt noch am Leben war. Vielleicht war er ja inzwischen erfroren und seine Seele dazu verdammt, von Ewigkeit zu Ewigkeit mit dem Wind durch die Kälte zu treiben! Der Gedanke nagte an ihm, quälte ihn, und immer noch flog er auf dem Rücken liegend weiter, unfähig, sich zu rühren und seinen Körper mehr zu bewegen als die Augenlider zu öffnen und zu schließen. Endlich übermannte ihn erneut die Erschöpfung.
    Er wurde so heftig wachgerüttelt, dass ihm das Herz schier aus dem Hals springen wollte. Der Drache war in einen Sturzflug übergegangen und ließ sich wie ein Stein fallen. Pándaros erster Antrieb war es, wild um sich zu schlagen, in der Hoffnung, sich an irgendetwas festzuhalten. Aber er konnte sich immer noch nicht rühren. Es war ihm noch nicht einmal möglich, einen verzweifelten Angstschrei auszustoßen. Das machte ihn rasend.
    Über dem Dach des Himmels breitete sich der schwache, kränkliche Schein einer blassen Dämmerung aus. Ein harter Ruck fuhr durch seinen Körper, als der Drache am Boden aufsetzte, gefolgt von weiteren regelmäßigen Stößen. Sein Entführer lief noch eine Weile weiter und wurde langsamer, bis er schließlich völlig anhielt. Eine Reihe von Worten aus einer Kehle, die sich Pándaros’ Blickfeld verbarg, drang rau und fremdartig an sein Ohr. Gleichzeitig spürte der Priester, wie erneut Leben in seine Glieder fuhr. Doch bevor er auch nur seinen Kopf drehen konnte, rutschte er vom Rücken des Serephin herab, an dem er bisher wie mit unsichtbaren Stricken festgezurrt gewesen war. Er schlug hart auf dem Boden auf, der mit einer dünnen Schneeschicht bedeckt war. Pándaros rollte sich herum – und beinahe hätte erneut Lähmung seine Glieder befallen, diesmal allerdings vor Schreck.
    Er war von einer Gruppe von etwa zehn Serephinkriegern umringt, die ihn ausdruckslos aus ihren goldenen Augen betrachteten. Sie standen inmitten einer öden Sumpflandschaft, die sich, so weit er sehen konnte, in alle Richtungen ausdehnte. Die wenigen Bäume auf den Flecken begehbaren Bodens, hauptsächlich Birken, hatten ihre Blätter in dem unerwarteten Kälteeinbruch der letzten Tage verloren und reckten ihre nackten Äste wie hilfesuchend in den trüben Morgenhimmel. Hohe Grasbüschel lugten aus der dünnen Schneedecke heraus, die das feste Land inmitten des Moors überzog, doch auch sie wirkten welk und leidend.
    All dies nahm Pándaros nur am Rande wahr. So dicht vor ihm, dass er ihn mit seiner Hand hätte berühren können, erhob sich eben ein leuchtend gelb geschuppter Drache zu seiner vollen Größe, die etwa dreimal so viel maß wie seine. Der Kopf des Ungeheuers mit aufgerissenem Rachen und gefletschten Zähnen war ihm zugewandt. Das Wesen blickte auf ihn herab, und Pándaros war sich sicher, dass es ihm gleich mit einem hässlichen Geräusch den Kopf zwischen seinen riesigen Kiefern zermalmen würde.
    Doch stattdessen schmolzen vor seinen aus Angst weit aufgerissenen Augen die Züge des Drachenkopfes, rannen ineinander und nahmen menschenähnlichere Züge an. Gleichzeitig schrumpfte seine Größe auf die eines hochgewachsenen Mannes zusammen, und seine

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