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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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erinnern«, fuhr der Serephin fort. Seine grimmige Befriedigung, Sareths Zustand richtig erkannt zu haben, war unüberhörbar.
    »Wenn ich dir in die Augen blicke, sehe ich es in deinem Verstand. Du kannst nichts vor mir verbergen. Hast dir wohl bei deiner Flucht aus der Burg ein bisschen zu hart den Kopf gestoßen? Aber keine Sorge, ich will nicht, dass du unwissend stirbst.«
    Er beugte sich zu Sareth vor, der erfolglos versuchte, dem Blick des Serephin auszuweichen. Halb irrsinnig vor Angst und am ganzen Körper bebend war der ausgemergelte Mann dennoch unfähig, sich von Jenasar abzuwenden.
    »Bevor ich mit dir fertig bin, sollst du dich an alles erinnern, an deine Furcht, deine Qual – und an deinen Hass auf den Temari neben dir.«
    Enris war versucht, Jenasar anzuspringen, um ihn aufzuhalten, doch was hätte es genützt. Er wusste, dass er den Krieger niemals überwältigen konnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als hilflos mit anzusehen, wie Jenasars Augen in die von Sareth einzutauchen schienen, und dieser unvermittelt ein hohles Seufzen ausstieß, als erwachte er aus einem langen, tiefen Schlaf.
    »Was ... was habt ihr mit mir gemacht, verflucht noch mal?«, stieß er hervor. Taumelnd kam er auf die Füße und sah sich in dem weitläufigen Turmzimmer um, als sähe er es zum ersten Mal. Wie geistesabwesend murmelte er vor sich hin, ohne auf die beiden anderen im Raum zu achten. »Was mache ich hier? Ich bin doch gesprungen ... ich weiß, dass ich gesprungen bin! Es war so kalt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte, obwohl ich es versucht hab wie verrückt. Ich kam mir vor wie ein lebender Toter.«
    Er rieb sich angestrengt die Stirn. Die Worte sprudelten immer schneller durch den gebrochenen Damm seiner Erinnerung, ein verbissenes Murmeln, das in Enris’ Ohren seinen harmlos-verwirrten Ton verlor und mit jedem weiteren Satz mehr wie die Stimme des alten Sareth klang.
    »Die Wellen konnten mit mir machen was sie wollten, sie haben mich gegen irgendwas Hartes geschleudert. Und dann war da die Höhle ... tagelang hab ich im Dreck gelegen, konnte mich nicht rühren und hatte nichts anderes zu beißen als Muscheln und diesen verreckten Seevogel ...«
    Sein Blick blieb an Enris hängen, der ebenfalls aufgesprungen war, worauf seine Hand mitten in ihrer Bewegung erstarrte.
    »Du!«, entfuhr es ihm. »Was machst du hier!« Sein Kopf fuhr zu Jenasar herum. Entgeistert stierte er den Serephin an, als dieser seine Stimme erhob.
    »Willkommen zurück, Temari! Wie gefällt es dir, dass ich dir deine Erinnerung zurückgegeben habe? Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass von deiner kleinen Bande niemand mehr übrig ist. Wir hatten keine Verwendung mehr für die beiden. Ebenso, wie es hier für dich keine mehr gibt.«
    Der von Grauen geschüttelte Sareth rang verzweifelt die Hände. »Ich habe Ranár treu gedient, von dem Tag an, als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin. Das müsst Ihr mir glauben – ich kann Euch nützlich sein! Sagt mir nur, wie. Aber lasst ... lasst mich am Leben!«
    Seine Stimme brach. So sehr Enris ihn verachtete, verspürte er doch eine Spur von Mitleid für ihn. Dass dieses verwüstete Wrack von einem Mann vor dem Serephin um sein Leben flehte, stieß ihm bitter in der Kehle auf, gleichgültig, was dieser ihm einmal angetan hatte.
    Jenasars Mund verzog sich zu einem befriedigten Lächeln. »Vielleicht. Unter Umständen kannst du uns tatsächlich noch nützlich sein. Aber das musst du mir erst einmal unter Beweis stellen.« Sein Finger schnellte vor und deutete auf den entsetzten Enris.
    »Töte ihn! Mit deinen bloßen Händen, und du wirst diesen Tag überleben. Das dürfte dir nicht schwerfallen, oder? War es nicht dieser junge Nichtsnutz, der schon einmal dafür sorgte, dass Ranár unzufrieden mit euch war?«
    »Woher wisst Ihr das?«, hauchte Sareth.
    »Ich habe es in deinen Augen gesehen, als sei es in einem dieser Spiegel geschehen«, sagte Jenasar, auf die Wände um sie herum deutend. »Das kannst du nun wieder gutmachen. Bring ihn um!«
    Seine letzten Worte hallten durch den Saal wie ein Peitschenhieb. Langsam wandte sich Sareth Enris zu. In seiner Miene wechselte sich ein Sturm der verschiedensten Gefühle mit atemberaubender Geschwindigkeit ab. Verwirrung darüber, wie er an diesen unheimlichen Ort gelangt war, Entsetzen, als sein vergangenes Leben vor dem Alptraum der letzten Monate mit der Wucht eines Blitzstrahls die Dunkelheit seines Verstandes erhellte, Scham über die

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