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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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Schaffellen ausgelegt. Rechts und links der Feuerstelle standen zwei langgezogene Bänke, die sowohl als Betten als auch als Sitzgelegenheiten dienen mochten. Im Augenblick saßen mehrere Menschen auf ihnen, zu seiner Linken drei Frauen, zu seiner Rechten zwei Männer. Im hinteren Bereich des Callabs konnte Pándaros noch zwei weitere dieser Sitzgelegenheiten erkennen, die eine Art Altar flankierten, auf dem Räucherwerk verbrannte und Kerzen flackerten. Aber nur auf einer der beiden Bänke saß jemand, ein schwarzgekleideter Nomade mittleren Alters, dessen Haar bereits weiße Strähnen aufwies. Das andere war als Bett zurechtgerichtet. Es schien auch jemand darin zu liegen, doch der Priester konnte die Person unter dem Berg an Kissen und Decken kaum ausmachen. Als er gerade einen weiteren Schritt nach vorn machen wollte, um sich vom Eingang fort und in den Raum hinein zu bewegen, hielt ihn der Anführer der Reitergruppe am Arm fest.
    »Bleib stehen. Hier ist dein Platz.«
    Pándaros verstand nicht, was der Mann damit meinte, aber er blieb, wo er war. Da regte sich der Nomade im Hintergrund des Callabs und hob seinen Arm.
    »Lass die beiden näher kommen!«
    Die beiden Priester wechselten überraschte Blicke. Dieser Steppenbewohner beherrschte die Gemeine Sprache ebenso gut wie sie selbst. Pándaros fragte sich, wo der Mann sie gelernt haben mochte. Er ertappte sich dabei, dass er schon allein deswegen hoffte, sie würden ihre Fesseln nicht mehr lange tragen müssen. Sie konnten sich verständigen. Es würde sich alles als ein dummes Missverständnis herausstellen.
    Vorsichtig ging er auf den Schaffellen vorwärts. Deneb hielt sich an seiner Seite. Der Nomade, der sie hereingeführt hatte, rückte von ihnen ab und blieb mit dem Anführer der Reitergruppe am Eingang stehen. Die beiden traten an der rauchenden Feuerstelle vorbei. Mehrere aufmerksame Augenpaare folgten ihnen, als sie in den hinteren Bereich des Callabs gingen, doch niemand sprach ein Wort. Pándaros fiel besonders eine der drei Frauen auf, die sich die Bank zu seiner Linken teilten. Sie trug ein knielanges hellbraunes Kleid über ihren Hosen von derselben Farbe, das mit einer aufwändigen breiten Borte aus gelbem Filz verziert war. Sie war älter als die beiden Frauen rechts und links von ihr, die ihr allerdings ähnlich sahen. Vermutlich handelte es sich um ihre jüngeren Schwestern. Ohne genau sagen zu können, weshalb, bekam Pándaros im Vorbeigehen den Eindruck, dass in dem Blick dieser Frau noch etwas anderes lag als Neugier. Er glaubte eine tiefe, quälende Trauer zu erkennen, und noch etwas anderes, das ihm als Priester des Sommerkönigs allzu gut bekannt war.
    Die beiden hielten vor dem Nomaden auf seiner Bank an. Er musterte sie aufmerksam. Selbst in dem trüben Licht, das in dem Raum vorherrschte, entgingen Pándaros nicht die Schatten unter den Augen des Mannes. Trotz seiner kräftigen Statur und des entschlossenen, harten Zuges um seinen Mund sah er erschöpft aus, so, als habe er seit langem nicht mehr gut geschlafen.
    »Das also sind die beiden Stadtbewohner, die durch mein Land ziehen«, stellte er schließlich fest. Seine Stimme klang anders, als Pándaros es erwartet hatte, kein dröhnender Ausruf wie der eines Wegelagerers, der sich über erbeutete Geiseln freute, keine unterschwellige Drohung, die andeutete, was mit ihnen geschehen würde, wenn sie versuchten zu fliehen. Stattdessen hörte er sich so nüchtern an wie ein Händler, dem von einem seiner Geschäftspartner ein neues Angebot unterbreitet wurde.
    Überrascht zog Deneb die Brauen hoch.
    »Ihr wusstet –«
    »Ich wusste schon eine Weile von euch. Dachtet Ihr im Ernst, Watanja hätte keine Ahnung davon, was in seinem eigenen Land vor sich geht?« Ein herausfordernder Ton klang zwischen seinen Worten durch. Nun hörte er sich für einen Moment tatsächlich etwas bedrohlicher an. »Einer meiner Hirten hat euch gestern entdeckt und mir sofort von euch berichtet. Ihr seht – ich habe viele Augen und Ohren.«
    Abrupt streckte er seine Hand aus, griff nach einem Holzbecher, der auf einem Tisch vor ihm stand, und stürzte dessen Inhalt ohne abzusetzen hinunter. Die Spur einer weißen, milchigen Flüssigkeit rann einen seiner Mundwinkel hinab. Er hatte den Becher kaum wieder abgestellt, als schon eine der beiden jüngeren Frauen auf der Bank zu seiner Rechten aufgestanden war, um ihm aus einem Krug nachzuschenken.
    Deneb starrte erst die Frau, dann das Getränk an, ehe er bemerkte,

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