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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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eine eigene Stadt. Jedes einzelne Zelt war das Wohngebäude einer Familie. Die Eingänge besaßen sogar breite Türen wie bei Häusern aus Holz oder Stein.
    »Das hier erinnert mich an den Viehmarkt in der Altstadt«, murmelte Deneb, der sich im Gehen misstrauisch umsah. »Nur mit dem Unterschied, dass wir hier das Vieh sind.« Seine gebrochene Nase hatte längst aufgehört zu bluten, aber es klebte ihm getrocknetes Blut an den Nasenlöchern, weshalb er durch den Mund einatmete und sich beim Reden anhörte, als habe er sich einen Schnupfen eingefangen.
    Einige Hunde kamen ihnen mit lautem Gebell entgegengerannt. Obwohl sie wie Straßenköter frei herumliefen, sah jedoch keiner von ihnen heruntergekommen oder unterernährt aus. Sie rannten den beiden gefesselten Priestern vor die Füße und kläfften laut, sprangen aber sofort wieder davon, um etwaigen Tritten aus dem Weg zu gehen.
    Der Pulk, in dessen vorderster Reihe sich die Männer mit ihren Gefangenen befanden, bewegte sich auf ein Zelt zu, das alle anderen in seinem Umkreis an Größe übertraf. Als Pándaros und Deneb bis auf wenige Schritte herangekommen waren, wurde die Tür von innen aufgerissen, und zwei Nomaden traten nacheinander ins Freie.
    Ihre dunkelrote Kleidung sah gepflegter aus als die der anderen. Die beiden ließen ihre Blicke über die Menge schweifen. Sofort verstummte das Stimmengewirr. Alle, bis auf die fünf Männer mit ihren Gefangenen, blieben stehen. Jene traten weiter vor und führten die Priester mit sich. Ihr Anführer verneigte sich tief vor den beiden und sprach einige Sätze in seiner fremdartigen Sprache.
    Die rotgewandeten Männer wechselten rasche Blicke, dann nickte der eine von ihnen knapp, drehte sich um und verschwand wieder im Inneren des Zeltes.
    »Ihr geht in Callab «, wandte sich der Anführer der Gruppe an Pándaros. »Watanja entscheidet, was mit euch machen.«
    »Ist er das Oberhaupt eures Stammes, oder euer heiliger Mann?«, fragte Pándaros.
    Der Nomade blickte ihn stirnrunzelnd an, als müsse er jedes Wort des verdreckten und gefesselten Gefangenen, der da vor ihm stand, genau übersetzen. »Er ist unser Yasgürai . Unser Vater. Du verstehn?«
    Pándaros schüttelte den Kopf, aber Deneb nickte eifrig. »Er meint, dieser Watanja ist der Anführer ihrer Sippe«, erklärte er leise. Er hatte offenbar vergessen, dass ohnehin kaum jemand aus der Menge um sie herum mehr als ein paar Bruchstücke der Gemeinen Sprache kannte. »Die Ceranthnomaden nennen ihre Väter beim Vornamen, aber nur die Anführer ihrer Sippen bezeichnen sie als ›Vater‹.«
    »Lass mich raten«, gab Pándaros zurück. »Das hast du aus einem deiner Bücher in der Schriftensammlung.«
    Anstelle einer Antwort lächelte Deneb schwach. Pándaros zuckte die Schultern und trat auf die Tür zu. Er wollte sich nicht ins Innere des Zeltes führen lassen, sondern von selbst gehen. Wenn er sich trotz seiner Fesseln nicht wie ein Gefangener benahm, mochte dies vielleicht ihre Lage ein wenig verbessern. Wer konnte sagen, ob so ein Verhalten nicht den Respekt dieser Steppenbewohner hervorrief?
    Der andere der beiden Nomaden, die aus dem Zelt herausgekommen waren, öffnete nun ebenfalls die Tür und trat hindurch. Er hielt sie auf, bis Pándaros, Deneb und der Anführer der fünf Reiter nach ihm eingetreten waren.
    Die beiden Priester rangen nach Atem, kaum dass sie das Innere des Callab , wie die Nomaden es nannten, betreten hatten. Ihre Augen begannen zu tränen. Nach tagelanger Wanderung in einer Kälte, die mehr an den Spätherbst als den nahenden Sommer erinnert hatte, schlug ihnen die Wärme einer überdachten Feuerstelle mit solcher Eindringlichkeit entgegen, als ob sie ihre Gesichter in einen heißen Ofen gesteckt hätten. Erst jetzt fiel Pándaros auf, wie durchgefroren sie tatsächlich waren. Wie lange hatten sie schon kein festes Dach mehr über dem Kopf besessen, wie lange waren sie unter einem wolkenbedeckten oder sternenübersäten Himmel im Freien eingeschlafen wie wilde Tiere? Dieses geräumige Zelt stellte kein Gebäude dar wie die steinernen Häuser des T’lar-Ordens, aber inmitten der windgepeitschten Ebene ringsum war es eine Zuflucht, ein Heim und der Nabel der Welt.
    Strenger Geruch von Tierfett und Rauch stieg ihm in die Nase. Direkt vor ihm, in der Mitte des Raumes, stieg der Qualm einer von Steinen umfassten Feuerstelle in die Höhe, wo sich die einzige Öffnung in der Zeltdecke befand. Der Boden rings um diesen einfachen Herd war mit

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