Runlandsaga - Feuer im Norden
Handfläche erschien eine kleine Kugel aus Feuer, die dicht über seiner Haut schwebte und der Höhle genug Licht spendete, um die nähere Umgebung erkennen zu können. Ein roter Schein lag auf den Schuppen seiner Haut, sowie auf der des anderen Serephin. Sareth hatte den Verdacht, dass dies nicht an der Lichtquelle lag, die das Wesen gerade herbeigezaubert hatte, sondern dass seine Haut von Natur aus rot war und nicht gelb wie die der anderen Serephin in der Burg.
»Willkommen«, sagte er zögernd und verbeugte sich tief. Er hörte, wie unterwürfig seine Stimme klang und hasste sich dafür. Schon lange war er es nicht mehr gewohnt, sich hündisch auf den Rücken zu legen und mit dem Schwanz zu wedeln, um dem Anführer des Rudels seine Ergebenheit zu zeigen. Für seine Kameraden war er der Khor, derjenige, der sagte, welchen Weg sie als nächstes einschlagen würden, und der es gewohnt war, zu befehlen. Aber wenn er überleben und mit dem Gold davonziehen wollte, das Ranár ihnen versprochen hatte, musste er diesen Stolz herunterschlucken.
Die beiden Neuankömmlinge beobachteten ihn neugierig, ohne seine Begrüßung zu erwidern. Sareth fühlte einen winzigen Anflug von Erleichterung.
Sei trotzdem auf der Hut. Auch wenn sie dich nicht so ansehen, als ob sie dir am liebsten eher jetzt als später den Kopf abreißen würden, sie gehören dennoch zu denen, die gestern eine ganze Stadt ausgelöscht haben, so wie wir Menschen Käfer zertreten.
»Ich soll Euch zu Ranár führen«, sagte er, sich vorsichtshalber noch ein weiteres Mal verbeugend.
Der Serephin mit der brennenden Kugel über der Hand, trat einen Schritt vor. Sareth bemühte all seine Willenskraft, um nicht zurückzuweichen. Bis auf Ranár hatte er bisher mit keinem dieser Echsenwesen in der Festung gesprochen.
»Zeig uns den Weg, Temari«, sagte der Serephin mit tiefer, schnarrender Stimme, die auf eine eigenartige Weise wie ein kehliges Zischen klang. So hörten sich die anderen Serephin an, wenn sie sich leise unterhielten, aber dennoch hatte Sareth gerade deutlich Worte in der Menschensprache vernommen. Er blinzelte überrascht. Es war fast so gewesen, als ob er einen Satz in zwei Sprachen gleichzeitig aus demselben Mund vernommen hätte, von der er nur diejenige verstanden hatte, die seine eigene war. Aber er wollte auch nicht länger darüber nachgrübeln. Jetzt, da die beiden, auf die man ihm zu warten befohlen hatte, endlich erschienen waren, wollte er nur noch so schnell wie möglich seinen Auftrag hinter sich bringen und sich zu Doran und Mirad in den Wachraum verkriechen.
»Folgt mir bitte über die Steinplatten«, sagte er. »Ich muss vorangehen. Hier befinden sich lauter Fallen.«
Während Sareth die beiden Serephin aus der Höhle heraus und durch den Keller der Meeresburg bis in den Eingangsraum der Schwarzen Nadel hineinführte, vernahm er hin und wieder dasselbe raue Zischen hinter sich, das er bereits von den Unterhaltungen der anderen Echsenwesen kannte. Er fragte sich, ob sie wohl über ihn sprachen. Der Gedanke, diese Wesen wenige Schritte hinter sich in seinem Rücken zu haben und nicht zu wissen, ob sie sich nicht im nächsten Moment auf ihn stürzen würden, machte ihm schwer zu schaffen, doch er wagte es nicht, sich umzudrehen. Obwohl es ziemlich kühl in der Höhle war, lief ihm der Schweiß in breiten Bächen den Rücken hinab. Angespannt lauschte er den Schritten der beiden Wesen hinter sich. Wieder und wieder gingen ihm die Bilder der gestrigen Nacht durch den Kopf, die brennende Stadt, die er starr vor Entsetzen zusammen mit seinen Männern vom Südturm der Festung aus gesehen hatte.
Selbst aus weiter Entfernung war der Anblick grauenvoll gewesen. Sareth hatte sich nie für einen Weichling gehalten. Er war ein abgebrühter Kerl. Mehr als einmal hatte er einen Mann über die Klinge seines Messers springen lassen und war seinen Weg weitergegangen, ohne zurückzublicken. Aber was hier geschehen war, hatte selbst ihm Angst bereitet. Diese Ungeheuer hatten Andostaan binnen kürzester Zeit in ein Meer aus Flammen verwandelt. Selbst jetzt, am folgenden Tag, schwelte der Rauch über den verkohlten Gerippen der Häuser, ein Friedhofsfeld voller heruntergebrannter Scheiterhaufen, wo einst eine Hafenstadt gewesen war.
Dorans fassungslose Stimme klang ihm noch in den Ohren. »Warum haben die das getan?«, hatte er hervorgestoßen, seine Hände so hart die steinerne Zinne vor ihm umklammernd, dass seine Knöchel weiß leuchtend
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