Runlandsaga - Feuer im Norden
um ein Heer aufzustellen, aber es drängt uns doch nichts. Dieser Plan hätte den Vorteil, dass wir Runland als Kolonie für Vovinadhár behalten könnten. Welche Macht sollte sich uns entgegenstellen?«
»Unterschätze die Verräter nicht. Selbst wenn sich inzwischen kaum noch jemand von ihnen an ihre Vergangenheit und ihr Erbe erinnert, so könnten sie uns dennoch gefährlich werden, wenn sie jemand vereint. Ich glaube zwar nicht an diese Möglichkeit, aber ich will auch kein Risiko eingehen.
Während des Alten Lichts befahl ich einen Angriff auf die Temaristadt unterhalb dieser Festung. Der menschliche Schmutz sollte aus meiner Nähe verschwinden, aber vor allem wollte ich nicht, dass irgendein selbsternannter Held versuchen würde, hier herumzuschleichen und etwas über uns herauszufinden. Allein bei der Zerstörung dieser einen Stadt habe ich zwei meiner Leute verloren, und das, obwohl wir gegen schwächliche Temari kämpften! Einer verbrannte, als ein paar aus diesem Abschaum uns mit unseren eigenen Brandsätzen bewarfen. Ein anderer wurde im Hafen mit einer Armbrust niedergestreckt. Selbst wenn das angesichts der riesigen Verluste, die wir den Temari zufügten, ein lächerlicher Preis gewesen sein mag, so ist er mir dennoch zu hoch. Keiner dieser ... dieser Menschen kann das Leben von auch nur einem Serephin aufwiegen. Wenn es einen anderen Weg gibt, sie alle zu vernichten, dann werden wir ihn beschreiten, selbst wenn wir dabei keinen Stein dieser Welt auf dem anderen lassen.« Ranár trat nahe an Alcarasán heran. Diesem schien es, als würde dem unbekannten Wesen, das sich innerhalb des Temarikörpers befand, eine faulige Hitze entströmen, die dessen Fleisch allmählich verzehrte. Er musste sich zwingen, sich seinen Ekel nicht anmerken zu lassen.
»Ich sage das nur ein einziges Mal: Ihr folgt meinen Anweisungen, oder ihr verlasst diesen Ort und geht durch das Portal zurück nach Vovinadhár. Habt ihr verstanden?«
»Wir haben verstanden«, bestätigte Alcarasán.
»Gut. Da ihr euch noch nicht umgedreht habt, um aus diesem Raum zu verschwinden, gehe ich davon aus, dass ihr meinen Anweisungen Folge leisten werdet?«
»Das werden wir.«
»Dann kommt jetzt mit.« Ranár drehte sich unvermittelt um und trat von der Maueröffnung fort. Die beiden Serephin folgten ihm. Wegen der vielen Spiegel schien es Alcarasán, als ginge eine Gruppe von Gestalten, die seine und Jahanilas Züge trugen, durch den Raum, mehreren Unbekannten in Temarigestalt folgend, eine Anzahl von Figuren auf einem unsichtbaren Spielbrett, dessen Regeln weder ihm noch Jahanila bekannt waren.
Hinter einer weiteren Reihe von breiten Säulen füllte eine riesige Kugel den hinteren Teil des Raumes aus, den Ranár erschaffen hatte. Sie schwebte etwa drei Fuß über dem Boden und reichte bis unter die Decke. Alcarasán erinnerte ihr Anblick an einen durchscheinenden Kristall. Doch diese Kugel war von Leben erfüllt. Schemenhafte Gestalten trieben durch ihr Inneres. Sie glitten bis dicht an die Oberfläche, als wollten sie diese durchbrechen und sich zu den beiden Serephin und dem Temari gesellen, nur um sich wieder zurückfallen zu lassen und in der leuchtenden Tiefe zu verschwinden. Die Gestalten selbst änderten wie Wolkenfetzen ihre Form, doch immer wieder zogen sie sich zu den Umrissen geflügelter Drachen zusammen, bevor sie sich erneut wie Rauch zerstreuten.
»Darf ich euch vorstellen?«, fragte Ranár, der die beeindruckten Mienen seiner Begleiter mit einem Anflug von Belustigung musterte. »Dies sind meine besten Krieger aus dem Kreis der Stürme.«
Jetzt, da Alcarasán seine Gedanken auf das Innere der Kugel ausrichtete, konnte er dort die Anwesenheit einer Gruppe von Serephin wahrnehmen. Ihre Stimmen waren auf eine eigenartige Weise gedämpft und kaum wahrzunehmen, als befänden sie sich in großer Entfernung und nicht genau vor ihm. Es war ein ähnliches Erlebnis, als wenn er zu Hause in Gotharnar versucht hätte, mit jemandem aus einer der anderen Weißen Städte wie Nurdupal nur mit Hilfe seiner Kraft in Verbindung zu treten. »Ich kann sie hören, aber sehr schwach«, sagte er.
Ranár zog überrascht eine Augenbraue hoch. »Dass du sie vernehmen kannst, erstaunt mich. Sie haben all ihren Willen so stark auf den Zauber gerichtet, den sie aufbauen, dass es selbst mir als einem von ihnen schwer fällt, sie zu erreichen. Du scheinst deinen Platz als Vertrauter von Terovirin nicht umsonst bekommen zu haben.«
Was meint er?, wollte
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