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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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sich in einen riesigen, prasselnden Scheiterhaufen verwandelt.
    Ein Schauder lief Enris das Rückgrat entlang. Gleichzeitig spürte er, wie etwas hart und schmerzhaft gegen sein Brustbein stieß.
    Er hat mich getroffen!
    Seine Füße versagten ihm den Dienst. Mit einem überraschten Aufschrei sank er zu Boden. Noch bevor sein Gesicht die festgestampfte Erde berührte, fühlte er das Geschoss knapp über seinen Kopf hinwegfliegen. Der Pfeil traf hinter ihm auf einen Laternenpfosten.
    Alle Götter! Der hätte mich beinahe erwischt!
    Salziger Schweiß rann ihm in die Augen. Blinzelnd kam er wieder auf die Beine. Neben dem Pfosten befand sich ein hölzernes Tor inmitten eines Bretterzauns, der zu einem dahinterliegenden Haus gehörte. Geduckt sprang er darauf zu und stieß es mit seiner Schulter auf und fand Deckung.
    Enris rannte den Zaun entlang, bis er sich hinter dem unerleuchteten Gebäude befand, dann blieb er stehen und zog sich über die Bretter. Auf der anderen Seite angekommen blickte er zurück, aber von seinem Verfolger war nichts zu sehen. Für ein paar Augenblicke rang er an den Zaun gelehnt nach Luft.
    Was war da nur gerade passiert? Er hatte geglaubt, von dem Pfeil getroffen zu werden, und war vor Angst zusammengesackt. Dabei hatte das Geschoss ihn gerade deshalb verfehlt! Hatte er vorausgeahnt, wann der Angreifer schießen würde?
    Es hatte keinen Sinn, jetzt darüber nachzugrübeln. Er durfte hier nicht bleiben. Mit zusammengebissenen Zähnen zwang er seine schmerzenden Beine, sich erneut in Bewegung zu setzen.
    Einige Strassen weiter waren die Häuser hell erleuchtet und die Laternen davor entzündet. Immer mehr Menschen strömten aus den Gebäuden, an denen Enris vorbeihastete. Einige hatten Rucksäcke auf ihre Rücken geschnallt, andere wieder umklammerten eilig vollgestopfte Taschen. Manche hielten ihre Kinder an den Händen fest und zogen sie so schnell hinter sich her, dass die Kleinen Mühe hatten, Schritt zu halten. Die meisten von ihnen wandten sich nach Süden, wo am Rand von Andostaan die Straße nach Menelon führte. Doch nicht wenige liefen in dieselbe Richtung wie er, hinunter zum Hafen. Laute Rufe und Schreie zerrissen die nächtliche Luft.
    Enris war gerade an einer größeren Gruppe von Leuten vorbeigelaufen, als die Tür eines der Häuser rechts von ihm aufgestoßen wurde. Eine junge Frau hastete die Treppenstufen hinunter und stürmte auf die Straße. Trotz ihrer weit aufgerissenen Augen nahm sie ihn offenbar nicht wahr. Er versuchte ihr auszuweichen, aber es war bereits zu spät. Sie prallte heftig mit ihm zusammen. Beide stürzten zu Boden. Der Rucksack, den sie sich über die Schulter geworfen hatte, schlitterte den Weg entlang. Enris, der sich den Arm aufgeschürft hatte, betastete stöhnend seinen Ellbogen, während sich die Frau sofort wieder erhob.
    »Pass doch auf, verdammt!«, brüllte sie schrill. Sie starrte ihn schwankend an, das Gesicht verzerrt vor Angst und Wut, ihre dünnen Fäuste geballt und bereit, zuzuschlagen.
    Enris rappelte sich auf, viel zu erschöpft, um die Frau anzuschreien, dass schließlich nicht er wie ein kopfloses Huhn durch die Gegend gerannt sei. Seine Beine fühlten sich schwer und geschwollen an. Er hob den Rucksack der Frau auf und hielt ihn ihr wortlos hin. Sie packte ihn hastig und rannte davon, ohne einen weiteren Blick zurückzuwerfen. Enris atmete mehrmals vornübergebeugt und mit auf die Schenkel gestützten Händen tief durch, bevor er keuchend weiter lief.
    Mit jedem Schritt, dem er der Mitte von Andostaan und dem Hafen zustrebte, füllte sich die Straße mehr mit Menschen. Vor vielen Häusern standen Leute, die erregt miteinander sprachen und zu der Ratshalle am Hang deuteten, deren brennendes Dach weithin zu sehen war. Fast alle schleppten einige Habseligkeiten mit sich. Den Gesprächsfetzen nach verbreitete sich die Nachricht von den unbekannten Angreifern in Windeseile. Manche begannen in dieselbe Richtung zu rennen wie er selbst, andere hatten offenbar Angst, im Hafen mit den Verfolgern im Rücken in eine Falle zu geraten.
    »An den Pieren sind doch nie und nimmer genügend Schiffe für alle!«, rief ein junger Mann mit pickligem Gesicht und hochrotem Kopf, der zusammen mit einer Frau etwa gleichen Alters neben Enris lief. Sie hatten auf der Strasse vor einem offenen Hauseingang gestanden und waren gerade in dem Moment losgerannt, als er sie überholt hatte.
    »Aber ... wo sollen wir denn sonst hin?« Die junge Frau keuchte und hatte

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