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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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gezeigt hat, von denen ich dir erzählt habe, frage ich mich, was er ausgerechnet von mir will. Was kann ich schon ausrichten? Warum ist Talháras‘ Wahl auf mich gefallen?«
    Sarn runzelte die Stirn, sodass sich ihre buschigen Augenbrauen sträubten, die im Gegensatz zu dem dichten weißen Haarkranz ihres Kopfes fast gänzlich schwarz waren.
    »Das fragst du mich? Ich bin nicht aus eurem Volk. Wenn jemand weiß, was den Wächter eures Stammes bewegen mag, dann du.«
    »Aber du bist eine Hexe! Du kennst die Geistwelten und verstehst die Wesen, die dort leben. Bitte, sag mir, warum sich Talháras ausgerechnet mich für diese Aufgabe ausgesucht hat!« Sie blickte die Alte an. Ein verzweifelter Ausdruck war in ihr Gesicht getreten.
    Mit einem Mal streckte Sarn ihre Arme aus und ergriff die Hände der jungen Frau. Neria zuckte zusammen. Für einen Augenblick war sie versucht, sich loszureißen. Doch die Hände der Hexe hatten sich um die ihren gelegt und drückten sie, fest, aber nicht unangenehm. Eine deutlich spürbare Wärme schien durch Nerias Arme zu fließen und sich in ihrem ganzen Körper auszubreiten. Die Verzweiflung der jungen Frau war noch immer vorhanden, doch plötzlich gab es da eine weitere Kraft, die sie durchströmte, und die nicht mit dieser Verzweiflung kämpfte, sondern sich anschickte, ihre Tiefe zu erkennen und zu verstehen. Unwillkürlich schloss sie ihre Augen.
    »Alles, was ich dir sagen kann ist dies«, hörte sie die tiefe Stimme ihrer Gastgeberin wie aus weiter Ferne. Plötzlich klang Sarn völlig anders als die fluchende und nach Branntwein riechende alte Frau, von der Neria im Hügelgrab gerettet worden war, sogar anders als die Frau, deren Scharfsinnigkeit die ihr gestellten Fragen sofort durchschaut hatte. Sie klang wie Talháras selbst.
    »Nichts in der sichtbaren Welt geschieht ohne Grund, denn sie ist für immer ein Spiegel der Welt der Geister. Die Ereignisse, deren Sinn wir nicht erkennen können, bleiben dunkel. Wir sagen, sie würden aus Zufall geschehen, weil wir nicht wissen, was sie in Gang gesetzt hat. Aber Zufall ist nichts weiter als ein Wort, um unserer Blindheit einen Namen zu geben. Wenn euer Urahne dich ausgesucht hat, der Bedrohung für diese Welt zu begegnen, dann hatte er dafür einen Grund. Ob du ihn kennst oder nicht, ist nicht wichtig. Das Einzige, was wirklich zählt, ist dein Vertrauen in ihn.«
    Erneut spürte Neria einen Druck auf ihren Händen, nicht schmerzhaft, aber so stark, dass sie erkannte, dass eine Antwort von ihr gefordert wurde.
    »Vertraust du Talháras, Mädchen? Vertraust du dem Weißen Wolf? Glaubst du daran, dass er sein Möglichstes getan hat, um die Gefahr von eurem Stamm abzuwenden, als er dich geschickt hat?«
    Gedanken und Gefühle rasten durch Nerias Geist wie Sturmwolken über einem herbstlichen Himmel.
    Glaubst du daran?
    »Ay, ich glaube an ihn«, stöhnte sie laut, als bereitete es ihr Mühe, dies auszusprechen. »Der Weiße Wolf ist der Urahne unseres Volkes. Er war der erste Voron. Alle, die ihm ins Land des Dunklen Königs nachfolgten, hat er in seinen Wald geführt – den Wald, der nie endet, den Ort, an dem wir so leben können, wie es unsere Natur ist, ohne dass ein Mensch uns hasst und jagt.«
    Allmählich gewann sie etwas mehr Sicherheit. Ihre Finger erwiderten den Druck von Sarns Händen. »Ich weiß nicht, warum er ausgerechnet mich geschickt hat, aber ich glaube, dass es einen Grund dafür gibt. Würde ich das nicht tun, dann wäre alles, woran sich mein Volk hält, Talháras selbst und der Wald, der nie endet, eine Lüge, und die Voron dem Untergang geweiht, ob ich meinen Weg gehe oder nicht.«
    In Sarns laut hallender Stimme schwang ein zufriedenes Lachen mit. »Diese Antwort hatte ich erwartet. Denn du bist ein eigensinniger Geist, nicht leicht zu überzeugen und nicht leicht zufriedengestellt. Das ist gut, denn für die Aufgabe, die dir bestimmt ist, wirst du all deine Kraft brauchen, um nicht zu schwanken und ins Dunkel zu stürzen. Aber noch viel wichtiger ist: Glaubst du daran, dass auch dein Tod der Wille des Urahnen sein könnte? Vielleicht wird es an einer Biegung deines Weges von dir verlangt werden, zu sterben, damit deine Aufgabe erfüllt werden kann. Womöglich geschieht das an einem Ort, an den kein Dunkler König und kein Talháras kommen werden, um dich ins Sommerland zu führen. Glaubst du, dass du es aushalten kannst, für deinen Stamm dein Leben in der Fremde zu geben? Allein und vergessen von allen, die

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