Runlandsaga - Sturm der Serephin
beschlossen.«
»Warum sollen wir denn gleich wieder umdrehen, wo es doch gerade spannend wird?«, brummte Mirka. Er hörte sich zwar immer noch sehr leise an, dennoch sorgte sich Themet, dass der Junge anfangen würde, lauter zu sprechen, wenn es jetzt zu einem Streit käme.
»Was sollen wir denn sonst tun?«, wollte er wissen. »Ihnen hinterherschleichen?«
»Natürlich! Noch haben wir sie nicht verloren. Uns kann doch gar nichts passieren. Wir gehen ihnen einfach auf dieser Seite der Hecke nach. Sobald wir sehen, dass sie tatsächlich auf dem Weg zur Festung sind, laufen wir zurück zur Stadt und rufen die Wache.«
»Warum verschwinden wir nicht lieber gleich?«, fragte Themet verzweifelt. »Wir haben etwas abgemacht!«
»Ay, das haben wir«, gab Mirka mit einem trockenen Grinsen zurück. »Wir wollten umkehren, wenn wir die Kerle auf den Klippen oder bei der Festung sehen. Aber da sind sie nicht. Noch nicht. Du kannst ja umkehren, wenn du willst. Ich verfolgte sie noch ein wenig.«
Er blickte nochmals um den Rand der Hecke. Die vier Gestalten vor ihnen waren bereits ein gutes Stück weiter in Richtung der Klippen gegangen. Vorsichtig zog er den Kopf wieder zurück und begann, auf der Seite der Sanddornsträucher, die ihnen Schutz vor Entdeckung bot, vorwärts zu schleichen.
»Warte!«, zischte Themet. Er biss die Zähne zusammen. Mirka drehte sich um. Seine Augen blitzten vergnügt.
»Los, komm schon!«
»Na gut! Aber nur bis zum Ende der Hecke!«
Geduckt bewegten sich die Jungen hintereinander an dem Sanddorngebüsch entlang. Eigentlich hätten die Zweige sie ohne Weiteres selbst bei aufrechtem Gang verdeckt, doch es vermittelte den beiden ein Gefühl der Sicherheit, mit eingezogenen Köpfen über ein Gelände zu schleichen, das bis auf die Hecke zu ihrer Linken völlig ohne Deckung war, noch dazu, da die Männer, denen sie folgten, nicht weit von ihnen entfernt auf der anderen Seite der Sträucher entlangmarschierten.
Nach kurzer Zeit hatten Themet und Mirka das Ende der Hecke erreicht. Vor ihnen zog sich die Grasfläche noch ein paar Fuß zum Meer hin, dann endete sie abrupt am Rand der Klippen.
Mirka, der immer noch vorausging, beugte sich im Stehen vor und spähte an den dicht bewachsenen, dornigen Zweigen vorbei. Der Pfad bog an dieser Stelle scharf nach links von den Sträuchern ab, wo sich eine der Klippen besonders weit nach vorne erstreckte und zu dem freistehenden Felsen führte, auf dem Carn Taar errichtet worden war. Am rechten Rand der Klippe, nicht weit von der heruntergelassenen Zugbrücke entfernt, die zum Eingang der Festung führte, befand sich eine Gruppe verkrüppelter Eiben. Der stetig um die Klippen wehende Wind hatte ihnen über die Jahre hinweg arg zugesetzt. Ihre Zweige waren durch die feuchte Luft überwuchert von graugrünen Flechten. Mirka sah, dass die vier Männer im Schutz der gedrungenen Bäume standen, um nicht vom Eingangstor der Festung aus gesehen zu werden. Der Fremde in dem schwarzen Umhang sprach zu ihnen. Obwohl er nun nicht mehr nur von hinten, sondern auch seitlich zu sehen war, verbarg sich sein Gesicht noch immer unter dem Stoff der Kapuze, die er sich über den Kopf gezogen hatte.
»Was machen sie?«, flüsterte Themet hinter ihm.
»Sie verstecken sich hinter den Bäumen und reden«, erwiderte Mirka, ohne sich umzudrehen. »Jetzt geht einer von ihnen über die Brücke!«
Themet spähte ebenfalls um den Strauch herum. Es war, wie Mirka gesagt hatte. Der Fremde ging auf den Eingang der Festung zu, während die drei anderen im Schutz der Eiben kauerten und ihm nachschauten. Irgendwie hatte dieses Bild etwas, das den Jungen trotz seiner Aufregung belustigte: Die Beobachter wurden selbst beobachtet.
Der Unbekannte blieb am Ende der Zugbrücke stehen. Er hatte den Kopf etwas zurückgelegt. Anscheinend sprach er mit einem der Wachmänner, dessen Gesicht Themet oberhalb des Tores an einem der Fenster erblickte. Nach wenigen Momenten ertönte ein quietschendes Geräusch, das aufgrund der Entfernung nur schwach zu den beiden Jungen herüberdrang. Das Fallgitter vor dem Eingang begann sich zu heben. Der Mann schritt vorwärts und verschwand im Inneren von Carn Taar.
»Was machen die denn!«, keuchte Themet. Mirka wandte sich ihm zu und stieß ihm einen Ellbogen in die Rippen.
»Nicht so laut! Willst du, dass sie uns entdecken?«
Themet starrte ihn erschrocken an. Mirka hatte ja Recht, aber ...
»Die Dummköpfe lassen den Kerl einfach in die Festung!«,
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