Runlandsaga - Sturm der Serephin
flogen unter den schnellen Tritten ihrer Schuhe über den Pfad. Das Schaf hatte einen erschrockenen Satz rückwärts gemacht, als die beiden losgerannt waren. Mit zuckenden Ohren brachte es weiteren Abstand zwischen sich und die beiden Jungen, die schon fast das Ende der Steigung erreicht hatten.
Plötzlich öffnete Mirka erschrocken den Mund und schlug Themet, der neben ihm lief, den rechten Arm vor den Brustkorb.
»Was ...« setzte Themet an. Weiter kam er nicht. Im nächsten Augenblick drückte ihn Mirka schon zur Seite. Themet stolperte und fiel in vollem Schwung hinter die hohe Sanddornhecke, die am Scheitel der Steigung begann und sich bis zu den Klippen hinzog.
Er schlug mit den Knien hart auf dem Boden auf und öffnete den Mund, um Mirka wütend anzuschreien, wieso er ihn einfach vom Weg geschubst hatte, aber im selben Moment spürte er Mirkas Körper neben dem seinem, die Hand seines Freundes fest auf seine Lippen gepresst und dessen Mund an seinem Ohr.
»Sei still! Sie sind genau vor uns!«
Themet wusste sofort, wer gemeint war. Seine Augen starrten Mirka aufgeregt an, dann schlossen sie sich einmal fest und öffneten sich wieder, als Zeichen, dass er ihn verstanden hatte und keinen Lärm machen würde. Sein Freund nickte und entfernte die Hand.
Themet atmete schwer aus und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. Es half nichts, er schmeckte immer noch Mirkas feuchte Hand auf den Lippen. Die Knie schmerzten ihn, denn der Boden, auf dem er lag, war zwar mit Gras überwachsen, aber auf der Ebene, die zu den Klippen führte und deren kahle Fläche nur einzelne Sanddorn- und Ginstersträucher unterbrachen, wuchs das Gras nicht besonders hoch. Die Erde darunter war trotz des häufigen Regens an der Küste trocken und hart vom ständigen Wind.
Mirka hatte sich wieder aufgesetzt. Vorsichtig robbte er um die Sanddornhecke herum und spähte hinter den dichten Zweigen den Weg über die Ebene entlang.
»Ich glaub es nicht, sie sind es tatsächlich!«, flüsterte er heiser. »Da vorne, vielleicht sechzig Fuß vor uns!« Themet stützte sich auf die Ellbogen. Vorsichtig rieb er seine aufgeschürften Knie.
»Woher willst du das denn wissen?«, fragte er ebenfalls flüsternd. »Du hast sie doch noch nie gesehen.«
»Natürlich nicht«, räumte Mirka ein. Er hatte sich wieder ein wenig weiter in den Schutz der Sanddornhecke zurückgezogen.
»Aber du hast deinen Eltern erzählt, wie sie aussehen, und die haben es der Wache gesagt. Neral hat sie genau beschrieben. Schau selbst, wenn du mir nicht glaubst!«
Auf allen vieren kroch Themet an den Rand der Hecke heran und blickte um sie herum.
Diesmal brach ihm kein Schweiß unter den Achseln aus, und auch sein Herz schlug nicht annähernd so schnell wie einige Stunden zuvor an diesem Morgen, als er geglaubt hatte, einer der Fremden vom Vortag stünde vor dem Anker .
Vier Männer gingen in einiger Entfernung auf dem Pfad zu den Klippen in Richtung der Festung. Auch wenn ihre Gesichter von Themet abgewandt waren, glaubte er, sich diesmal nicht zu täuschen. Im Gegensatz zum heutigen Morgen, als er noch kaum ausgeschlafen gewesen war, erinnerte er sich inzwischen wieder gut an das Aussehen der Kerle. Ay, das waren sie! Nur bei dem einen, der den dreien voranging, war er sich nicht so sicher. Er trug einen langen schwarzen Umhang, den Themet bei keinem seiner Entführer gesehen hatte. Die Kapuze des Mannes war hochgeschlagen, sodass Themet nicht sagen konnte, ob es einer der Schläger vom Vortag war. Aber bei den anderen bestand kein Zweifel daran, dass es sich um diesen Sareth und zwei seiner Kameraden handelte.
»Na, was ist? Sind sie‘s oder sind sie‘s nicht?«, hörte er Mirka hinter sich zischen. Er zuckte zusammen.
»Ay, sie sind es«, bestätigte er widerwillig. »Ich bin mir ziemlich sicher. Jedenfalls sehen sie nicht wie die Wachablösung aus. Die Wachmänner tragen ledernes Rüstzeug mit dem Wappen der Stadt.«
»Haben wir ein Glück, dass der Wind so stark von den Klippen herweht«, erwiderte Mirka. »Die hätten uns auf diese Entfernung längst den Weg rauflaufen gehört, wenn es ihnen nicht so ins Gesicht pfeifen würde.«
»Um so besser«, meinte Themet. »Dann kriegen sie es auch nicht mit, wenn wir den Weg wieder zurücklaufen. Wir müssen schnellstens Hilfe holen!«
Sein Freund runzelte die Stirn.
»Was? Wieso das denn?«
»Hast du vergessen, was wir abgemacht haben? Wenn wir sie sehen, rufen wir die Wache. So haben wir es
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