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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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vorgefallen sein musste.
    Sie waren hier! Sie haben Margon und Thaja etwas angetan!
    Er trat vor die Tür zu der kleinen Kammer mit der Holzleiter, die hinauf in den Raum über dem Studierzimmer führte, und riss sie auf.
    »Margon?«, rief er mit gedämpfter Stimme. »Thaja?«
    Das kaum zu vernehmende Rauschen der Brandung, das als einzige Antwort die Stille durchbrach, schien ihn zu verspotten.
    Du kommst zu spät, alter Mann. Sie sind fort. Hier antworten dir nur noch die Wellen der See unter dir. Sie stürmte schon lange vor dem heutigen Tag gegen diesen Ort an, und sie wird es noch tun, wenn du ebenfalls längst fort sein wirst. Nichts von dem, was sich hier abgespielt hat, war von Bedeutung.
    Baram hatte nie zuvor den obersten Raum der Nadel betreten. Selbst jetzt scheute er sich davor. Mehr als alle anderen Orte in der Meeresburg gehörte diese höchste Stelle über dem Meer in seinen Gedanken ausschließlich dem Magier und der Heilerin. Er spähte nur durch die Bodenluke, während er auf der Holzleiter stehen blieb. Doch auch der Raum unterhalb der Turmspitze erwies sich als verwaist, abgesehen von einem langen Rohr aus poliertem Metall, das auf einem hölzernen Dreifuß befestigt war und aus dem einzigen Fenster des Raumes ragte wie ein übergroßer Finger, der auf den Himmel zeigte. Es war das Sulamsauge, von dem Thaja den Kindern erzählt hatte. Damit hatten sie heute Nacht den Himmel betrachten wollen.
    Etwas Hartes presste bei diesem Gedanken gegen Barams Kehle. Er schluckte angestrengt und stieg so hastig wieder die Sprossen hinab, dass er gegen etwas Schwarzes stieß, das an der Holzleiter gelehnt hatte und mit einem leisen Klirren umfiel. Der Schmied hatte den Gegenstand beim Hinaufklettern der Leiter in seiner Eile nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Als er nun genauer hinsah, erkannte er, dass es sich um Margons Harfe handelte, die auf dem Boden lag. Ihr pechschwarzer Klangkörper war unverkennbar, ebenso wie der geschnitzte, zum Schrei geöffnete Adlerkopf an der Stelle, an der sich Hals und Säule des Instruments trafen.
    In der Stadt erzählte man sich, dass Margon nicht immer ein Magier gewesen sei. Die Älteren unter den Bewohnern von Andostaan erinnerten sich noch daran, dass es einmal einen reisenden Harfenspieler namens Margon gegeben hatte. Wenn er auch niemals in ihre Stadt gekommen war, so hatte seine Bekanntheit doch schon damals über die Handelswege bis nach Felgar gereicht. Dem alten Schmied war der Name des Mannes, der Jahrzehnte später als Magier nach Andostaan gekommen war und den Rat der Stadt um einen dauerhaften Aufenthalt für sich und seine Frau in der Meeresburg ersucht hatte, schon lange bekannt gewesen.
    Syr, ay, so lautete der Name dieser Harfe, im Reich der Erstgeborenen erbaut und mit einem Elfennamen versehen. Es musste ein besonderes Instrument sein, wenn es einen eigenen Namen erhalten hatte, so wie ein einzigartiges Schwert in den Händen eines berühmten Kriegers aus den Alten Tagen.
    Ohne nachzudenken, bückte sich Baram, um die umgefallene Harfe wieder aufzuheben und hinzustellen. Seine Finger umfassten das schwarze Holz ...
    ... und es ist nicht kühl und hart, wie es sein sollte, es fühlt sich weich an und warm, wie der Arm einer jungen Frau, ay, einer dunkelhäutigen Frau, schwarze Glieder schlingen sich um ihn und halten ihn fest, eine raue Stimme dicht an seinem Ohr, leise, aber eindringlich: »DER HARFNER IST TOT ... MARGON UND THAJA SIND TOT ... FLIEH VON DIESEM ORT ... WARNE DIE ANDEREN ... SIE KOMMEN ... DIE FEUERSCHLANGEN KOMMEN ... NIMM MICH MIT ... NIMM MICH MIT UND LAUF, SO SCHNELL DU KANNST«, und die Gewalt der Stimme drückt hart gegen seine Brust, lässt ihn erzittern und die Zähne in seinem Mund heftig aufeinander schlagen, der Gedanke durchfährt ihn, dass es sich so anfühlen muss, wenn man von einem Blitz getroffen wird, doch noch stärker schmerzt ihn, dass Margon und Thaja tot sind, kein Zweifel besteht daran, denn mit einem Mal packt ihn eine grausame Verlorenheit und Trauer, wie er sie nicht mehr verspürt hat, seit er an Majas Totenbett gestanden und auf ihren leblosen Körper hinabgeblickt hatte, auf ihren halb geöffneten Mund und die beiden Silbermünzen auf ihren Augenlidern, die sich nie wieder öffnen würden, denn der Tod hatte die Münzen in ein schwereres Gewicht als Blei und Gold verwandelt und würde diese Lider für alle Zeit nach unten drücken ...
    ... und von einem Moment auf den nächsten war das Gefühl, dass etwas

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