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Runlandsaga - Sturm der Serephin

Runlandsaga - Sturm der Serephin

Titel: Runlandsaga - Sturm der Serephin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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mit Draht verstärkt, nur dass sie ihm diesmal fest auf der verschwitzten Stirn kleben. Obwohl er kaum noch aufrecht sitzen kann, hält er immer noch den kleinen, hölzernen Becher mit Flirin fest und stützt sich mit dem Ellbogen auf den Tisch. Er selbst ist völlig ruhig, während der ganze Schankraum tobt und seinen Namen brüllt. Die Luft im Raum riecht so schwer nach Rauch und Schweiß, dass Suvare sich fragt, wie die Kerle, die um sie beide herumstehen und ihren Wettkampf anfeuern, überhaupt noch genug Luft zum Schreien haben können. Ihre Augen brennen vom Tabakqualm, dennoch erwidert sie fest Larcaans Blick. Schon über ein Dutzend Mal haben sie nacheinander ihre Becher hinuntergestürzt. Wird er diesen auch wieder an die Lippen setzen? Oder ist er allmählich weichgekocht?
    Larcaan scheint mit einem Mal zu versteinern. Sein Blick wird glasig, das einzig Lebendige in seinem Gesicht ist ein Rinnsal aus Schweiß, das ihm nass glänzend von der rechten Schläfe über die Wange hinabrinnt. Reglos hält er den Becher vor sich in der Schwebe. Suvares Herz klopft schneller. Sie hat ihn! Sie hat den Bastard! Noch vor einer Stunde hat er davon geredet, dass man eine wertvolle Fracht doch nicht einer Frau als Khor überantworten könne – das wäre ja genauso, als würde man sie einfach ins Meer kippen. Aber jetzt ist ihm sein Geschwätz ausgegangen! Er ist schon so gut wie bewusstlos. Gleich wird er mit seinem Hohlkopf dumpf knallend auf dem Tisch aufschlagen!
    Aber ruckartig fährt wieder Leben in Larcaan. Der glasige Blick zieht sich in die Tiefen seiner dunklen Augen zurück, die wieder scharf auf den Becher Flirin vor seinem Gesicht blicken. Schnell setzt er ihn an die Lippen und legt den Kopf zurück. Als er den leeren Becher auf den Tisch hämmert, bricht Ohren betäubendes Triumphgebrüll los, das die Fenster in der Schankstube erzittern lässt. Die Menge grölt seinen Namen im Chor. Suvares Blick wandert zu Thurnas hinüber, einem schlaksigen, hochgewachsenen Mann, jünger als sie selbst, der hinter Larcaans Stuhl steht, die Hände gespannt auf die Lehne gepresst. Jetzt lässt er sie los und erwidert mit einem spöttischen Lächeln ihren Blick. Er ist Larcaans rechte Hand. Sie beide gehören zu den mächtigsten Männern in der Fellhandelsstation. Für Suvare ist er im Moment nichts weiter als der Schiedsrichter dieser Wette, die alle Gäste in Arvids Schenke in ihrem Bann hält.
    Ihr eigener Becher ist voll. Mit einer Hand, die bereits Schwierigkeiten hat, ihren Dienst zu tun, greift sie ihrerseits nach dem Flirin, den sie sich aus einem bauchigen Steinkrug in der Mitte des Tisches eingegossen hat. Jetzt ist sie wieder an der Reihe. Verflucht, wie lange denn noch! Zum ersten Mal beginnt sie daran zu zweifeln, dass sie diese Wette gewinnen kann. Ihr Kopf schwimmt so im Alkohol, dass Larcaans Gesicht vor ihr gleichzeitig nach links und rechts wegzugleiten beginnt. Mit Mühe gelingt es ihr, den Blick wieder scharf zu bekommen. Sie hebt den Becher an. Ihr Arm fühlt sich an, als bestünde er aus Blei. Nur undeutlich hört sie die Stimmen der beiden Männer aus ihrer Mannschaft, die sie heiser brüllend anfeuern. Sie ist müde, so müde, aber sie kann nicht kneifen. Jetzt geht es nicht mehr um diese verfluchte Ladung. Soll Larcaan sie doch tatsächlich ins Meer kippen, wenn er sie ihr nicht geben will! Jetzt geht es um sein überhebliches Grinsen, darum, dass er glaubt, allein deswegen im Recht zu sein, weil das Schicksal ihn mit einem Stück Fleisch zwischen den Beinen versehen hat. Wenn dieser Fusel aus dem Norden nur nicht so scheußlich schmecken würde!
    Larcaan starrt sie an, während sie den Becher an die Lippen setzt. Dann, so langsam, dass sie sich hinterher fragt, ob sie es sich ob ihres Zustands nur eingebildet hat und es eigentlich viel schneller ging, rutscht er mit immer noch offenen Augen seitlich vom Stuhl. Thurnas versucht ihn zu greifen, um ihn wieder aufzurichten, aber einer der beiden Leute Suvares, der mit einem Bierkrug in der Hand neben ihm steht, fällt ihm in den Arm. Sie ist so betrunken, dass ihr einfach nicht einfallen will, wie der Mann heißt. Unter dem Gebrüll der Menge, das anschwillt, bis es sich wie das Rauschen der See anhört, das Dröhnen des Blutes in ihren eigenen Ohren, legt sie den Kopf zurück. Der Flirin brennt heiß in ihrer Kehle, selbst nach so vielen Schlucken noch. Dann lässt sie den Becher fallen und stützt sich mit beiden Händen am Tisch auf. Sie stößt einen

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