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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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die Fiscari entschieden!«
    Nun lachte Nasca tatsächlich kurz auf, auch wenn es sich eher so anhörte, als würde er durch die Nase schnauben.
    »Ein T´lar-Priester, der das Yarnspiel gewonnen hat! Deneb wird sich damit besser auskennen, aber ich wüsste nicht, wann das in der Geschichte des Ordens jemals vorgekommen wäre. Seit gestern bist du eine Berühmtheit, alter Mann!«
    Er half Pándaros, sich auf die Matratze zu setzen und stemmte dann erneut seine Hände in die Hüften. »Nach allem, was ich gehört habe, musst du gerannt sein, als hätte dir Noduns Dämonenheer im Nacken gesessen. Kein Wunder, dass du einen Zusammenbruch hattest, verausgabt wie du warst, und berauschter als ein junger Hinterwäldler bei seinem ersten Besuch in einem Hurenhaus! Du kannst froh sein, dass sich in der Menge ein Heiler befand, der erkannte, dass noch etwas anderes im Spiel war als die Erschöpfung. Sie haben dich gerade noch rechtzeitig zu mir gebracht.«
    Auf Pándaros´ Gesicht dämmerte eine Erkenntnis. »Der Malrastrank!«
    »Ay, eben der.« Nascas Stimme hatte erneut einen ungnädigen Ton angenommen. »Die Götter hatten bestimmt einen großartigen Spaß auf Kosten von uns Menschen im Sinn, als sie diese verdammten Beeren erschufen«, brummte er. »Ihr Wirkstoff verursacht starkes Herzrasen. So ein Leichtsinn! Geh einmal durch die Garotte, dann siehst du, was das Zeug anrichten kann!«
    Pándaros wusste genau, worauf Nasca anspielte. Die Garotte war eine Gasse in der verrufensten Gegend des Hafenviertels. Weil sie so schmal war und es dort oft zu Überfällen von gedungenen Mördern kam, hatte sie im Volksmund den Namen dieses lautlosen Mordinstruments erhalten. Nirgendwo in Sol saßen mehr gestrandete Seelen in den Hauseingängen, die das Wenige, das sie täglich erbetteln konnten, sofort für ihren nächsten Rausch ausgaben. Immer wieder kam es hier vor, dass jemand tot auf dem Pflaster aufgefunden wurde, weil der Malrastrank zu stark für sein Herz gewesen war.
    Doch der Priester dachte kaum weiter über Nascas Vorwürfe nach. Mit seiner Erinnerung an den gestrigen Rausch waren auch die Gesichter der beiden Männer, die ihn verfolgt hatten, in sein Gedächtnis zurückgekehrt.
    »Den Malrastrank habe ich doch nicht freiwillig getrunken«, entfuhr es ihm unwillig. »Dieser Kerl hat ihn mir angeboten ... ich war in seinem Laden, hatte Schwarzen Honig kaufen wollen ...«
    »Na großartig!«, ließ sich Nasca neben ihm vernehmen. Er schüttelte den Kopf. »Du hast ihn angeboten bekommen. Das ist natürlich etwas völlig anderes!«
    Pándaros erhob sich. »Du verstehst mich nicht. Ich muss sofort zu Bendíras.«
    »Wie? Was soll denn das nun wieder!« Der Heiler folgte dem Priester, der bereits auf dem Weg nach draußen war. »Bleib gefälligst hier«, rief er. »Du bist noch lange nicht wieder völlig ausgeruht! Ein weiterer Herzanfall kann dich umbringen ...«
    Er hätte auch mit einer Wand reden können. Pándaros drehte sich nicht einmal nach ihm um. Mit schnellen Schritten trat er aus dem Krankentrakt und in den anschließenden Gang. Er spürte, wie ein Stechen seine Brust durchfuhr und ihn ein erneutes Schwindelgefühl überkam, aber er hielt nicht an. Hinter sich vernahm er Nascas Schimpfen, aber ihm erschienen dessen Worte gerade wie die einer fremden Sprache. Mit jedem weiteren Schritt kehrten mehr Bilder von den Ereignissen des gestrigen Tages in sein Gedächtnis zurück.
    Gersan, der mit seinen müden Augenlidern und dem roten Morgenmantel so harmlos ausgesehen hatte.
    Sein finsterer Kamerad, dessen Name ihm nicht einfallen wollte, und der ihn beinahe umgebracht hätte.
    Das Gespräch in oberen Stockwerk des Hauses. Die unheimliche, abgehackte Stimme aus dem Spiegel.
    Ranár.
    Hilf mir, Pándaros! Mit jedem Tag werde ich schwächer, bald werde ich verschwunden sein.
    Die Stimme seines Freundes konnte keine Illusion gewesen sein! Ranár steckte in tödlicher Gefahr. Ihm lief die Zeit davon.
    Während er mit dem immer noch hinter ihm herschimpfenden Heiler auf den Fersen durch die Gänge des Ordensgebäudes eilte, verspürte er bei jedem Auftreten seines linken Fußes wieder einen dumpfen Schmerz in seiner Hüfte. Er erinnerte sich daran, wie er in Gersans Haus die Treppe hinunter gesprungen war.
    Was tat er sich da eigentlich an? Er gehörte wirklich ins Bett! Sein Körper schrie nach Ruhe.
    Wenn ich tot bin, kann ich noch lange genug schlafen.
    Ohne anzuklopfen, was er in all den Jahren zuvor niemals getan hatte,

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