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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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in das Ratsgebäude. Die anderen gingen hinterdrein, Larcaan und Thurnas in einigem Abstand, und zuletzt der junge Wachmann, der die beiden Kaufleute abgeholt hatte.
    Angenehm bitterer Weihrauchduft erfüllte das Innere des Gebäudes. Enris kannte ihn aus seiner Arbeit in Larians Lagerhaus. Es war teures Smernaharz, Myrrhe nicht unähnlich. Zu beiden Seiten des Flurs, in dem er mit den anderen stand, konnte er mehrere Türen sehen, die aber alle geschlossen waren. Am anderen Ende des langen Ganges erkannte er die Steinblöcke der Turmmauer und einen breiten Durchgang.
    »Immer weiter«, hörte er Aros in seinem Rücken. »Der Rat hat sich schon dort oben versammelt.«
    Eine Wendeltreppe führte hinauf in den Turm. Sie war breiter als die in der Schwarzen Nadel, wie Enris bemerkte, denn er konnte problemlos neben Suvare die Stufen hinaufsteigen. Hinter sich hörte er die Schritte der anderen.
    Die Wendeltreppe endete, ohne dass sie an irgendwelchen anderen Türen vorbeikamen, im obersten Stockwerk des Turms. Wie es aussah, war er nur für diesen einen Bereich errichtet worden. Die Treppe führte bis in die Mitte des kreisrunden Raumes. In seine Wände waren in gleichmäßigen Abständen acht Erker mit großen Fenstern eingelassen. Vor jedem der Fenster standen je zwei Stühle mit hohen Rückenlehnen, die unterschiedliche Schnitzereien zeigten. Manche von ihnen waren Darstellungen von Kronen, Schwertern und Schildern, wie Enris sie schon auf Stadtwappen gesehen hatte. Andere wiesen verschlungene Muster auf, die sich erst auf den zweiten Blick als unterschiedliche Tiere wie Schlangen oder Vögel herausstellten.
    Das Licht der bereits hochstehenden Sonne fiel durch das südöstliche Erkerfenster in den Raum. Auch die übrigen Fenster standen offen und gaben einen Blick auf den tiefblauen, wolkenlosen Himmel frei, wodurch sie den Eindruck erweckten, das Zimmer mit seinen kreisrunden, steinernen Wänden stünde eigentlich mitten im Freien.
    Einige der Stühle waren bereits besetzt. Ernste, aber auch neugierige Gesichter musterten die Eintretenden, die unschlüssig in der Mitte des Raumes verharrten. Die Anwesenden trugen die Kleidung von wohlhabenden Händlern. Fast alle von ihnen befanden sich im mittleren oder fortgeschrittenen Alter. Nur zwei schienen etwa so alt wie Suvare zu sein.
    Enris fühlte sich auf eine unangenehme Art an die Ratsversammlung in Andostaan erinnert, die ein so entsetzliches Ende gefunden hatte. Hier waren die gleichen gut genährten und mit sich selbst zufriedenen Gesichter wie in der Hafenstadt einige Tagesmärsche von hier, an die jetzt nur noch rußgeschwärzte Ruinen erinnerten. Bestimmt würden sie ihm in seinen etwas zu großen und von der langen Flucht schmutzigen Kleidern genauso wenig Bedeutung schenken wie die Herren von Andostaan. Wennwenigstens Escar oder Tolvane hier wären!
    Aros trat vor. »Hier sind einige Flüchtlinge, mit denen ich gestern gesprochen habe«, sagte er laut. »Die übrigen werden von meinen Leuten gerade hergebracht.«
    »Ich danke dir«, sagte eine junge Frau, die auf einem der beiden Stühle an der Südseite des Raumes saß. Ihre Stimme war klar und ruhig. Enris hörte Suvare neben sich überrascht den Atem einziehen. Er warf ihr einen Blick zu. Kannte sie die Fremde etwa?
    »Ich habe schon einiges von euch gehört«, fuhr die Frau fort. Die Andeutung eines wissenden Lächelns war für einen Moment auf ihrem Gesicht zu erkennen – und bereits wieder verschwunden. »Ich bin Königin Tarigh. Im Namen der Anführer dieser Stadt heiße ich euch im Ratsturm willkommen.«
    Suvare war wie vom Donner gerührt. Überall, an jedem Ort hätte sie es sich vorstellen können, erneut auf die Unbekannte zu treffen, mit der sie sich eingelassen hatte – zwischen den Verkaufsständen auf einem Marktplatz, auf den Brettern einer Gauklerbühne, sogar in einem Hurenhaus. Aber hier, hoch über Menelon, inmitten derer, die über das Schicksal dieser Stadt berieten – das hätte sie sich nicht im Traum gedacht. Sie hatte die Vellardinnacht mit einer der mächtigsten Frauen des Nordens verbracht!

14
    Manaris Helm drückt ihr schweißnasses Haar auf die Stirn. Es ist heiß unter diesem Metall. Sie reißt ihn sich vom Kopf.
    Im gleichen Moment gewinnen die Schreie um sie herum an Lautstärke, als ob sie sich Wachspfropfen aus den Ohren gezogen hätte. Roter Feuerschein spiegelt sich auf dem Helm des Serephins, der vor ihr am Boden liegt. Ein Armbrustbolzen hat sich unterhalb des

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