Runlandsaga - Wolfzeit
nicht zu ändern. Ich kenne hier in Menelon niemanden, der um die Verborgenen Dinge weiß. Wenn ihr das Portal zur Welt der Dunkelelfen tatsächlich finden solltet, dann werdet ihr euch etwas einfallen lassen müssen.«
»Ich habe aber nicht die leiseste Ahnung, was«, gestand Enris verzweifelt. Auf einen warnenden Blick von Königin Tarigh hin senkte er seine Stimme. »Ich bin so ein Narr. Als Ihr mich vorhin aufgefordert habt, die Geschichte unserer Flucht zu erzählen, bin ich mir wer weiß wie großartig vorgekommen, dabei hatten wir nur unglaubliches Glück, dass wir es überhaupt bis hierher geschafft haben.«
»Vielleicht hält eure Glückssträhne ja an«, gab die Herrin des Regenbogentals zurück. »Und wenn nicht – ich will offen mit dir sein: Ich habe von Anfang an nicht viel Hoffnung in euer Unternehmen gesetzt, die Dunkelelfen aufzusuchen. Niemand von uns hat jemals einen aus dem Volk der Antara zu Gesicht bekommen. Was mich betrifft, könnten sie genauso eine Legende sein wie die fliegenden Schweine von Caar.«
Diese Offenheit hatte Enris nicht erwartet. »Warum habt Ihr dann darauf bestanden, uns ein paar Eurer Männer mitzugeben?«
»Warum wohl?« Königin Tarigh lachte kurz auf. Es war ein bitteres, freudloses Lachen. So unauffällig wie möglich wies sie mit ihrer Hand durch den Raum. »Schau dich um, dann siehst du mehr als ein Dutzend Gründe. Der Rat hat Angst, Enris. Blanke Angst. Du kannst es in ihren Gesichtern sehen. Es gibt kaum einen gefährlicheren Gegner als den, der bereits mit den Geschichten, die über ihn verbreitet werden, jede Verteidigung lähmt. Menelons Anführer haben noch keinen einzigen Serephin zu Gesicht bekommen, aber schon sitzt ihnen die Furcht im Nacken. Einerseits ist das gut, denn nun werden sie sich um so schneller im Regenbogental in Sicherheit bringen wollen. Aber die Menschen brauchen noch mehr, als nur das. Sie brauchen Hoffnung, die schwache Ahnung, dass diese Ungeheuer wieder zurückgedrängt werden können. Ohne diese Hoffnung ist Menelon schon jetzt genauso verloren wie Andostaan. Dieses Gefühl könnt ihr ihnen geben, wenn ihr euch auf die Suche nach den Dunkelelfen macht, wenn ich selbst mir auch kaum etwas davon verspreche. Du bist schließlich nicht Arcad.«
Enris spürte, wie er rot anlief, teilweise vor Scham, vor allem aber, weil es ihn ärgerte, dass diese Frau es ihm nicht zutraute, die Antara finden zu können.
Und doch hat sie recht , höhnte etwas in ihm. Das Quelor wirst du nicht geöffnet bekommen, selbst wenn du es finden solltest. Euer mutiges Unternehmen ist eine Fahrt auf einem Narrenschiff.
Eine plötzliche Überlegung lenkte ihn ab. »Ihr kanntet den Elfen, nicht wahr?«
Königin Tarighs Gesicht verdüsterte sich. »Mein Vater, König Thorn, kannte ihn. Aber im Gegensatz zu Margon und Thaja habe ich ihn nie selbst kennengelernt. Ich kannte ihn nur aus Geschichten, die andere mir über ihn erzählten. Es schmerzt mich, dass ich keine Gelegenheit mehr haben werde, ihm Auge in Auge gegenüberzustehen.«
»Ihr kanntet Margon und Thaja?«, rief Enris laut. Einige der Ratsleute sahen neugierig zu ihm und Königin Tarigh hinüber.
»Ay, er war mehrmals im Regenbogental, das erste Mal noch vor meiner Geburt. Mein Volk erzählt sich bis heute, wie er meinem Vater mit seiner Musik den Lebensmut wiedergab, nachdem seine erste Tochter gestorben war. Wir erinnern uns alle noch gut an den Magier, der einmal ein Harfner war.«
»Ich habe auch gute Erinnerungen an ihn«, murmelte Enris, seinen Blick zu Boden gerichtet. Dann hob er wieder den Kopf. »Weshalb wolltet ihr uns unbedingt Larcaan mitschicken? Ihr habt selbst gehört, wie wenig er von Suvare hält. Wenn er mit an Bord ist, wird es nur weitere Auseinandersetzungen geben.«
Königin Tarigh sah ihn freundlich an. »Oh, damit rechne ich sogar. Genau deshalb will ich ihn in eurer Nähe haben. Vieles von dem, was ihr erlebt habt, Enris, berührt das Wissen um die Verborgenen Dinge. Nach allem, was ich darüber gehört habe, gleicht dieses Wissen einem schwierig zu durchquerenden Sumpf. Wer den Weg nicht gut kennt, der läuft leicht in die Irre. Daher gebe ich euch genau den Gefährten mit, der euch noch fehlt: einen Zweifler, einen schwierigen, heiklen Ankläger, der jeden eurer Fehler schneller bemerken wird als ihr selbst. Wenn ihr klug seid, dann nutzt ihr seine Vorhaltungen zu eurem Vorteil.«
Enris gefiel der Gedanke nicht, auf Wochen hinaus weiter die schneidenden Bemerkungen des
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