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Runlandsaga - Wolfzeit

Runlandsaga - Wolfzeit

Titel: Runlandsaga - Wolfzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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»Und du bist kein Wolf ...«
    »Ay, die Rückverwandlung geschah, als wir das magische Portal durchquerten.«
    »Deine Verletzung ...«
    »Sie haben sie geheilt, haben etwas von einer gelben Salbe auf die Wunde geschmiert, und ich konnte beinahe zusehen, wie sie sich schloss. Tanati aus meinem Stamm würde ihren rechten Arm für eine solche Arznei geben.«
    »Wer hat dich geheilt?«, fragte Enris verwirrt.
    Nerias blutrote Augen leuchteten vor Begeisterung. »Die Antara natürlich! Wir haben es tatsächlich geschafft! Wir haben die Dunkelelfen gefunden, so wie Arcad es wollte!«
    Nerias Worte rauschten durch seinen Verstand wie Wind durch dürres Laub. Es dauerte einige Momente, bis er ihre Bedeutung erfasste. »Hilf mir hoch«, murmelte er.
    Neria griff ihm vorsichtig unter die Arme und stützte ihn, während er sich aufsetzte und um sich blickte. Er sah, dass er auf einem kreisrunden Lager ruhte, das so üppig mit dicken Kissen ausgestattet war, dass er beinahe zwischen ihnen versank. Mehrere schlanke Säulen teilten den ebenfalls runden Raum auf. Zwischen ihnen war eine Vielzahl breiter Tücher aufgespannt, so fein gewoben, dass sie beinahe durchsichtig waren. Obwohl Enris keinerlei Wind auf seiner Haut spüren konnte, bewegten sie sich leise. Die Stoffe waren derart geschickt im Raum verteilt, dass sie dessen Wände fast vollständig verhüllten und ihm das Aussehen eines Zeltes verliehen. Von der milchig schimmernden Kuppeldecke drang Helligkeit herab, doch er konnte nicht erraten, ob dahinter heller Tag war oder eine Lampe für Licht sorgte.
    Enris versuchte zu sprechen, aber die Stimme versagte ihm. Er verzog das Gesicht und räusperte sich mühsam. Schnell goss Neria aus einer Karaffe, die auf dem Boden neben seinem Bett stand, eine bläulich schimmernde Flüssigkeit in einen Becher aus dickem Kristallglas und reichte ihm das Getränk.
    »Hier, trink das. Ich hätte dich nicht so überanstrengen sollen. Der Dunkelelf, der dich verarztet hat, meinte, er hätte dafür gesorgt, dass sich deine innere Verletzung wieder geschlossen hätte, aber du seist noch immer sehr geschwächt und bräuchtest viel Ruhe.«
    Gierig stürzte Enris, dessen Hals vor Trockenheit schmerzte, den Inhalt des Glases hinunter. Beinahe sofort zerstreute sich die dicke Nebelbank, die sich in seinem Verstand breitgemacht hatte, wie vertrieben von einem frischen, kühlen Wind aus den Bergen. Er blinzelte überrascht in den leeren, glänzenden Kristallbecher.
    »Weckt die Lebensgeister, nicht wahr?«, fragte Neria vergnügt. »Ich könnte Eimer davon trinken. Die Antara nennen es Gerdonis . Es ist irgendeine Art von Kräutertee, aber bisher wollten sie mir nicht verraten, von welcher Pflanze.«
    »Wie bin ich – ich meine, wie sind wir hierher gekommen?« Auf einmal erinnerte sich Enris an den Schlag, mit dem der Armbrustbolzen ihn getroffen hatte. Er hatte an sich herabgesehen. Der breite Schaft hatte von seiner Brust abgestanden wie der Stachel eines riesigen Insekts. Dann war alles schwarz vor seinen Augen geworden.
    »Erinnerst du dich noch an die Plattform?«, hörte er Neria wie aus weiter Ferne. »Das steinerne Wasserbecken war das Portal, das wir so verzweifelt suchten.«
    Enris war fassungslos. Er hatte die ganze Zeit einen Fuß davon entfernt gestanden, ohne es zu wissen.
    Sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse, als ihm wieder einfiel, wie der Anführer der Piraten ihm den Kopf unter Wasser gedrückt hatte. Seine Wangen brannten vor Scham. Er war schon soweit gewesen, alles zu erzählen. Noch einmal hätte er das Gefühl zu ertrinken nicht ausgehalten. Was hatte er sich nicht alles vorgemacht, wie sehr ihn seine bisherigen Erlebnisse abgehärtet hätten, seitdem er aus der brennenden Ratshalle von Andostaan geflohen war! Insgeheim hatte er sogar Farran dafür verachtet, dass dieser unter Suvares Folter zusammengebrochen war. Von einem der Männer des Hechts hatte er mehr Standhaftigkeit erwartet. Der Enris aus jener Nacht hatte nichts davon gewusst, dass sich der eigene Körper einen Dreck um Heldenhaftigkeit scherte, wenn er wieder und wieder auf die Planke zum Totenboot gezerrt wurde.
    »Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass du mit einem Mal aufgetaucht bist. Ich wusste sofort, dass du es warst, als ich deine roten Augen sah. Wie kamst du überhaupt dorthin?«
    »Die Verwandlung setzte ein«, antwortete Neria langsam und nachdenklich. »Ich glaube, Daniro lockte mich von Bord. Dann weiß ich nur noch,

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