Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
man behielt dadurch die Hände frei. Aber dass Blaire nun Nans Namen angezeigt sah, war alles andere als cool. So eine Erinnerung hätte es nicht gebraucht. Eigentlich hätte der Tag völlig ohne derartige Zwischenfälle ablaufen sollen. Ich drückte auf »Ignorieren«, und die Radiomusik setzte wieder ein.
Ich sah nicht zu Blaire hinüber, spürte aber ihren Blick auf mir. Es fiel mir unglaublich schwer, sie nicht anzusehen.
»Du hättest ruhig mit ihr sprechen können, schließlich ist sie deine Schwester«, meinte Blaire so leise, dass ich sie der Musik wegen beinahe nicht gehört hätte.
»Ich weiß. Aber sie steht für Dinge, an die du heute lieber nicht denken sollst, wenn es nach mir geht.«
Blaire sah mich immer noch an. Ich versuchte mit aller Macht, entspannt rüberzukommen. Dabei hätte ich am liebsten am Straßenrand angehalten, Blaires Gesicht umfasst und ihr gesagt, wie wichtig sie für mich war und wie sehr ich sie liebte – aber ob sie darauf so scharf war, stand zu bezweifeln.
»Mir geht’s besser, Rush. Ich hatte Zeit, mir das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen. Es zu verarbeiten. Ich werde Nan ja schließlich auch im Klub über den Weg laufen. Darauf bin ich vorbereitet. Und wenn du heute so nett bist und mir hilfst und dafür alles mögliche andere zurückstellst, dann solltest du dich durch mich nicht davon abhalten lassen, Anrufe von Leuten entgegenzunehmen, an denen dir liegt. Ich packe das schon.«
Fuck. So viel dazu, alles ungezwungen und locker zu halten. Ich fuhr den Rover an den Straßenrand und wechselte in den Parkmodus. Ich behielt die Hände hübsch bei mir, schenkte Blaire aber meine volle Aufmerksamkeit. »Ich habe beschlossen, dir zu helfen, weil es für mich nichts Schöneres gibt, als dir nahe zu sein. Ich bringe dich nach Sumit, weil ich, verdammt noch mal, verzweifelt und einfach zu allem bereit bin, wenn es um dich geht.« Ich hielt es nicht mehr aus, fasste hinüber und strich ihr über die Wange und dann in das seidige Haar hinein, das mich fasziniert hatte, seitdem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. »Ich tue alles, ALLES , Blaire, nur, um dir nahe zu sein. Ich kann an nichts anderes denken. Kann mich auf nichts anderes konzentrieren. Denk also bitte nie, du könntest mir Unannehmlichkeiten bereiten. Wenn du mich brauchst, bin ich da.« Ich verstummte. O Mann, wie armselig das klang! Ich ließ meine Hand fallen, schaltete wieder in den Fahrmodus und schwenkte auf die Straße zurück.
Blaire schwieg. Das konnte ich ihr nicht verübeln. Ich klang ja wie ein Vollidiot! Wahrscheinlich hatte sie jetzt Angst vor mir.
M ein Herz hämmerte so laut, dass er es hören musste. Das Ganze war eine Schnapsidee gewesen. Rushs Nähe verwirrte mich völlig. Ich vergaß so leicht, was er mir angetan hatte! Und als er mich dann berührte, und wenn auch nur im Gesicht, da hätte ich am liebsten losgeheult. Ich wollte mehr als das. Ich vermisste ihn. Alles an ihm. Und wenn ich gesagt hätte, dass der Gedanke, ihm den ganzen Tag über so nahe zu sein, mich nicht den Großteil der Nacht wach gehalten hätte, wäre das gelogen gewesen.
Als ich schwieg, schaltete Rush das Radio wieder an. Eigentlich hätte ich auf seine Worte hin etwas sagen sollen – nur was? Wie sollte ich darauf reagieren, ohne uns beiden das Leben noch schwerer zu machen? Wenn ich ihm sagte, dass ich ihn vermisste, mich nach ihm verzehrte, würde alles nur noch komplizierter.
Als nun sein Handy wieder klingelte, leuchtete auf dem Bildschirm in seinem Wagen der Name »Grant« auf. Rush drückte auf einen Knopf und ergriff dann sein Handy.
»Hey!«, sagte er. Nachdem er nun abgelenkt war, riskierte ich einen Blick in seine Richtung. Die tiefen Sorgenfalten auf seinem Gesicht machten mich traurig. Ich wollte die dort nicht sehen.
»Ja. Wir sind unterwegs«, erwiderte er. »Glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich melde mich, wenn ich zurück bin.« Seine Kiefernmuskeln spannten sich an, und ich wusste, was immer Grant auch sagte, machte ihn wütend. »Ich habe Nein gesagt!«, knurrte er, beendete den Anruf und steckte das Handy in die Halterung zurück.
»Alles in Ordnung?«, rutschte es mir heraus.
Er riss den Kopf herum und sah mich an. So als ob es ihn erschrecken würde, dass ich mit ihm sprach. »Äh, japp. Alles in Butter«, erwiderte er in viel ruhigerem Ton und blickte wieder auf die Straße.
Ich wartete ein paar Minuten und entschied dann, etwas auf seine Worte von vorhin zu erwidern. Wenn ich
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