Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
deiner Familie. Ich weiß. Das hat mir Nan in entsprechendem Ton berichtet, als ich dich noch mal anrief. Ich will deine Ausreden gar nicht hören. Ich möchte einfach nur, dass du gehst!« In ihrer Stimme schwangen keinerlei Gefühle mit.
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Fotos zu und deutete auf etwas. »Schau mal da. Kannst du dir vorstellen, dass das in mir steckt?«
Bethy ließ ihren hasserfüllten Blick von mir auf das Bild schweifen, und sofort glitt ein sanftes Lächeln über ihr Gesicht. »Unglaublich.«
Sie standen da und schauten sich das Foto meines Kindes an. Blaire hatte heute sein Herz schlagen hören. Allein. Ohne mich.
»Darf ich’s ansehen?« Ich befürchtete, sie würden Nein sagen oder, schlimmer noch, mich ignorieren.
Stattdessen nahm sie Bethy die Fotos ab und gab mir eines. »Das kleine Ding da, das aussieht wie eine Erbse. Das ist … unser Baby.« Sie hatte gezögert, es unser Baby zu nennen. Was ich ihr nicht verübeln konnte.
»War mit seinem Herzen alles okay? Ich meine, hat es ordentlich geschlagen und so?«, fragte ich und starrte auf das Foto in meiner Hand.
»Ja. Sie meinten, alles sei bestens«, erwiderte sie. »Wenn du magst, kannst du das da behalten. Ich habe drei. Und jetzt geh bitte.«
Ich dachte ja gar nicht daran. Und auch ihr Bodyguard Bethy würde mich nicht dazu bringen. Meinetwegen bekam sie alles mit, was ich zu sagen hatte, aber gehen würde ich auf keinen Fall.
»Meine Mutter und dein Vater sind heute unangekündigt bei mir hereingeschneit. Nan reist am Montag zurück ins College. Meine Mom dachte, ich würde auch abreisen und sie könne für den Rest des Jahres wieder ins Haus ziehen. Ich habe ihr gesagt, dass ich bliebe und sie sich was anderes suchen müsse. Ich habe ihr auch gesagt, ich würde so lange bleiben, bis du dich entschieden hast, ob du irgendwo anders hinziehen willst. Und dass ich vorhabe, den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen.« Ich hielt inne und sah, wie sie blass wurde. Nicht gerade die Reaktion, die ich mir erhofft hatte. »Sie haben das alles nicht gut aufgenommen. Es gab eine Menge Gebrüll. Stundenlanges Kreischen. Drohungen. Tja, und als du angerufen hast, hatte ich den dreien gerade verkündet, dass ich dich heiraten möchte. Woraufhin der Teufel los war. Ich wollte dich zurückrufen, sobald meine Mom und Abe wieder im Auto saßen und in die Stadt zurückfuhren. Aber meine Mutter geht nun mal nicht kampflos unter. Nan hat heute Abend schon ihre Sachen gepackt und ist abgereist. Sie will nichts mehr mit mir zu tun haben.« Ich verstummte, um Luft zu holen. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich den Arzttermin verschwitzt habe. Das ist absolut unverzeihlich. Ich wünschte, ich würde nicht immer wieder alles versieben.«
»Du hast gar nicht mit ihnen zu Mittag gegessen?«
»Mit meiner Familie? Hä? Nein!«
Sie schien sich ein wenig zu entspannen. »Oh«, seufzte sie.
»Wie kommst du denn darauf? Ich würde dich doch wegen eines Essens mit ihnen niemals versetzen!«
»Nan«, erwiderte sie mit einem traurigen Lächeln.
»Nan? Wann, zum Teufel, hast du denn mit der gesprochen?« Ich hatte doch den ganzen Vormittag mit ihr verbracht!
»Als ich dich das zweite Mal angerufen habe, ist sie drangegangen und sagte, du hättest keine Zeit für mich, weil du mit ihnen zum Essen verabredet seist.«
Meine Schwester, dieses falsche Luder, konnte froh sein, dass sie schon in Richtung Ostküste unterwegs war. Sonst hätte ich ihr die Gurgel umgedreht.
»Du bist mit dem Gedanken zum Arzt gegangen, dass ich unseren gemeinsamen Termin deswegen hätte platzen lassen? Fuck!« Ich schob mich an Bethy vorbei und drückte Blaire an mich. »Du bist meine Familie, Blaire. Du und dieses Baby! Verstehst du mich? Ich werde mir nie verzeihen, dass ich den Termin heute verpasst habe. Schließlich wollte ich dabei sein und seinen Herzschlag hören. Ich wollte dir die Hand halten, wenn wir das alles zum ersten Mal sehen!«
Blaire lächelte zu mir hoch. »Dir ist schon klar, dass es auch ein Mädchen sein könnte, oder?«
»Ja, schon klar.«
»Dann hör auf, das Baby als einen ›ihn‹ zu bezeichnen!«
Und ich würde es trotzdem tun. Lächelnd küsste ich sie auf die Stirn. »Könnten wir vielleicht in dein Zimmer gehen, damit du mir alles über den Arzttermin berichten kannst? Ich möchte alles haarklein wissen.«
Sie nickte und warf Bethy einen Blick zu. »Willst du ihm weiter finstere Blicke zuwerfen, oder verzeihst
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