Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
mit einem sanften Kuss auf die Lippen zuvorkam. Dann zog er sich zurück, wenn auch nur ein klein wenig. Noch immer wärmte sein Atem meine Lippen.
»Blaire, ich bin kein Romantiker. Ich küsse und schmuse nicht. Bei mir geht’s nur um Sex. Du verdienst aber jemanden, der dich küsst und der mit dir schmust. Ich ficke gern, Baby. Du bist viel zu schade für jemanden wie mich. Wenn ich auf etwas Lust habe, dann nehme ich’s mir. Aber du bist einfach zu süß. Diesmal muss ich es mir verkneifen.«
Ich weiß nicht wie, aber er schaffte es, dass mich bei seinen unanständigen Worten ein heißes Prickeln durchfuhr. Erst als er aufstand und den Türgriff umfasste, ging mir auf, dass er gehen wollte. Wieder. Mich wieder in diesem Zustand zurücklassen wollte.
»Ich kann jetzt nicht mehr reden. Nicht heute Abend. Nicht so allein mit dir hier.« Die Traurigkeit in seiner Stimme versetzte mir einen Stich. Dann war er weg.
Ich lehnte mich an das Kopfteil des Bettes und stöhnte frustriert auf. Wieso hatte ich ihn in mein Zimmer gelassen? Für solche Heiß-Kalt-Spielchen war ich einfach nicht geschaffen. Wohin er jetzt wohl ging? Genügend Frauen waren jedenfalls da. Solche, mit denen er bedenkenlos herummachen würde, wenn sie ihn darum baten.
Über meinem Kopf hörte ich Fußgetrappel. An Schlaf war noch eine ganze Weile nicht zu denken. In meinem Zimmer bekam ich den Budenkoller, und Woods erwartete mich. Es gab keinen Grund, ihn zu versetzen. Ich war zwar nicht mehr in der Stimmung für eine Strandunterhaltung, aber persönlich absagen konnte ich ihm ja zumindest.
Als ich in die Küche kam, entdeckte ich Grant, der gerade – mit dem Rücken zu mir – irgendeine Frau an die Küchentheke presste, die ihm mit den Händen durch die wilden braunen Locken fuhr. Sie wirkten ausgesprochen beschäftigt. Leise ging ich durch die Tür ins Freie und hoffte, ich würde nicht auf noch mehr solcher Paare stoßen.
»Dachte gar nicht, dass du noch auftauchen würdest«, ertönte Woods’ Stimme aus der Dunkelheit.
Ich wandte mich um und entdeckte ihn am Geländer, von wo aus er mich beobachtet hatte. Ich bekam Gewissensbisse, dass ich nicht gleich zu ihm gekommen war und ihm gesagt hatte, dass aus unserer Verabredung nichts würde. Sobald Rush mit im Spiel war, war ich nicht mehr imstande, vernünftige Entscheidungen zu treffen.
»Tut mir leid. Es kam mir was dazwischen.« Auf lange Erklärungen hatte ich keine Lust.
»Ich habe gesehen, wie Rush aus dieser kleinen Abstellkammer herausgekommen ist, in der er dich wohnen lässt«, erwiderte er.
Ich biss mir auf die Lippen und nickte. Erwischt! Ich konnte genauso gut alles zugeben.
»Lang geblieben ist er ja nicht. War’s ein freundlicher Besuch, oder hat er versucht, dich rauszuschmeißen?«
Es war … es war ein netter Besuch. Wir hatten uns unterhalten. Bis zu dem Moment, da ich ihn gebeten hatte, mich zu küssen, hatte es Spaß gemacht. Ich hatte seine Gesellschaft genossen. »Nur ein freundlicher Plausch«, erklärte ich.
Woods lachte trocken auf und schüttelte den Kopf. »Wieso nur glaube ich dir das nicht?«
Weil er nicht blöd war. Ich zuckte die Achseln.
»Und unsere Verabredung, zum Strand hinunterzugehen, steht die noch?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin zu müde. Ich wollte nur noch mal ein bisschen frische Luft schnappen und dich hoffentlich irgendwo entdecken, um es dir zu sagen.«
Woods lächelte mich enttäuscht an und stieß sich vom Geländer ab. »Hm, na gut. Bitten werde ich dich nicht darum.«
»Das hätte ich von dir auch nicht erwartet.«
Er ging davon, und ich wartete, bis er im Haus war, ehe ich erleichtert aufatmete. War ja gar nicht so schlimm gewesen. Vielleicht hielt er sich ja künftig ein bisschen zurück. Solange ich mir nicht im Klaren darüber war, wie ich mit dieser Faszination für Rush umgehen sollte, brauchte ich keine weiteren Verwirrungen.
Ich wartete noch einige Minuten ab, ehe ich ihm ins Haus folgte. Grant und das Mädchen waren aus der Küche verschwunden. Sie hatten sich vermutlich an einen ruhigeren Ort verzogen. Ich ging in Richtung Speisekammer, als Rush mit einer kichernden Brünetten in die Küche kam. Sie hing an seinem Arm und hatte Schwierigkeiten, gerade zu laufen. Entweder lag das an ihrem Alkoholpegel oder den High Heels, auf denen sie daherwackelte.
»Aber du hast es doch versprochen«, nuschelte sie und küsste ihn auf den Arm, den sie umklammerte. Japp, betrunken.
Rushs Blick begegnete meinem.
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