Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
dass sie mich hasste. Denn dann würde sich Rush mir gegenüber nie öffnen.
»Nanette, du hast bis zum heutigen Tag noch nie eine Mitgliedsgebühr entrichtet. Du bist hier, weil es dein Bruder erlaubt. Blaire ist eine der besten Angestellten, die wir je hatten, und noch kein einziges der zahlenden Mitglieder hat sich beschwert. Dein Bruder schon gleich gar nicht. Fahr also die Krallen ein, Schätzchen, und reiß dich zusammen.« Woods schnippte mit den Fingern, und Jimmy kam herbeigeeilt. »Jim, könntest du dich bitte um Nan und Lola kümmern? Nan scheint mit Blaire ein Problem zu haben, und ich möchte nicht, dass Blaire gezwungen ist, sie zu bedienen.«
Jimmy nickte, und Woods nahm mich am Ellbogen und führte mich in die Küche. Ich wusste, das erregte Aufmerksamkeit, aber darauf pfiff ich in diesem Augenblick. Ich war einfach nur heilfroh, dass ich den neugierigen Blicken der anderen entfliehen und eine Atempause einlegen konnte.
Sobald sich die Küchentür hinter uns geschlossen hatte, stieß ich die Luft aus, die ich angehalten hatte.
»Blaire«, wandte Woods sich an mich. »Ich sage nur so viel. Du hast mich neulich Abend bei Rush sitzen lassen, und ich musste auch gar nicht fragen, warum. Das war mir klar, weil Rush nirgends zu finden war. Du hast deine Wahl getroffen, und ich bin damit aus dem Spiel. Aber der Vorfall von eben ist nur eine Kostprobe. Nan ist ein echtes Biest. Sie ist verbittert und wütend, und wenn Rush eine Wahl treffen müsste, dann würde er sich für sie entscheiden!«
Unsicher, wie er das meinte, drehte ich mich zu Woods. Der ließ mit einem traurigen Lächeln meinen Ellbogen los und ging ins Restaurant zurück. Woods kannte das Geheimnis also auch. Musste er ja wohl. Das Ganze machte mich noch wahnsinnig. Worum ging es hier eigentlich?
F roh, den Tag hinter mir zu haben, riss ich die Tür meines Pick-ups auf. Dabei fiel mein Blick auf eine kleine schwarze Schachtel, die zusammen mit einer Nachricht auf meinem Sitz lag. Ich nahm sie und las, was auf dem Zettel stand.
Blaire,
das ist ein Handy. Du brauchst eins. Ich habe mit deinem Dad gesprochen, und er meinte, ich solle dir eins besorgen. Es ist von ihm. Damit kannst du unbegrenzt telefonieren und SMS verschicken.
Rush
Mein Dad hatte Rush gebeten, mir ein Handy zu organisieren? Ich öffnete die Schachtel. Ein iPhone befand sich darin, einschließlich einer festen Schutzhülle. Ich nahm es heraus und betrachtete es. Ich drückte auf den kleinen runden Knopf am unteren Rand, und das Display leuchtete auf. Seit mein Dad uns verlassen hatte, hatte ich nichts mehr von ihm geschenkt bekommen. Also seit Valerie ums Leben gekommen war. Sein letztes Geschenk für uns waren passende Elektroroller und Helme gewesen.
Das iPhone noch immer in der Hand, stieg ich in den Wagen. Konnte ich damit meinen Dad anrufen? Wäre ja nett, wenn er mir erklären würde, warum er nicht hier war. Warum er mich an einen Ort bestellt hatte, an dem ich nicht erwünscht war. Wenn er Nan auch nur ein bisschen kannte, musste er doch wissen, dass sie mich nicht akzeptierte? Wenn sie Rushs Schwester war, dann war sie ja meine Stiefschwester. War sie deshalb so böse auf mich? Weil ich aus einfacheren Verhältnissen stammte als sie? Gott, war sie grausam.
Ich tippte auf »Kontakte« und entdeckte nur drei Nummern. Die von Bethy, Darla und Rush. Dass Rush seine Nummer gespeichert hatte, überraschte mich.
Das Handy spielte einen Song von Slacker Demon , den ich schon mal im Radio gehört hatte, ehe auf dem Display Rushs Name angezeigt wurde. Er rief mich an.
»Hallo?«, sagte ich, immer noch unsicher, was ich davon halten sollte.
»Du hast das Handy also schon ausgepackt. Gefällt’s dir?«, fragte Rush.
»Na klar – danke. Aber warum wollte Dad, dass ich eins habe?« Schließlich war es ihm in den letzten Jahren ziemlich egal gewesen, ob ich etwas brauchte. Da kam mir das banal vor.
»Eine Sicherheitsmaßnahme. Alle Frauen brauchen ein Handy. Vor allem solche, die mit Fahrzeugen unterwegs sind, die älter sind als sie selbst. Dein Pick-up könnte jeden Augenblick den Geist aufgeben.«
»Ich habe doch eine Pistole!«, erinnerte ich ihn.
Er lachte. »Das schon, du Cowgirl. Aber damit kannst du deinen Pick-up nicht abschleppen!«
Treffer.
»Kommst du jetzt nach Hause?«, fragte er. Angesichts der Art, wie er »nach Hause« sagte, als wäre es auch mein Zuhause, wurde mir ganz warm ums Herz. Auch wenn er es gar nicht so gemeint hatte.
»Ja, wenn das
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